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14. September 2005


Es ist die normalste Sache der Welt
dass wir älter werden.

Es ist alles andere als selten,
dass wir irgendwann Hilfe benötigen für die täglichen Dinge.

Es ist eine wunderbare, hoch anzurechnende Sache,
dass Ehepartner und Angehörige voll Liebe und Hingabe zu Hause gepflegt werden.

Oder ihre Kinder mit viel Einsatz und Herz auf den Weg ins Leben vorbereiten.


So weit, so gut. Man kümmert sich aufopferungsvoll ... halt ... welch ein Wort.
Es klingt nach Opfer.

.
.

Es ist auch eines.

Man opfert Zeit und Kraft, wenn man jemanden pflegt, wenn man sich kümmert, wenn man da ist.
Ohne das geht's ja gar nicht.

Viele fragen nicht, ob sie opfern.
Aber so mancher spürt das.
Körper und Geist reagieren auch ungefragt.


Denn ... man wird weniger.
Man hat weniger Zeit für sich selbst, weniger Zeit um selbst aufzutanken.
Man gibt mehr als man nimmt und man wird leerer.

Irgendwann ...

... kommt der Punkt ... wo man gegen den,
den man liebt und pflegt, auf einmal solche Gefühle wie

Wut

empfindet.


Weil

... man nicht weiter hilflos das Leid mit ansehen kann
... man einfach mit den Nerven am Ende ist
... man glaubt, keine Kraft mehr zu haben
... man überfordert ist

... man sich selbst verloren hat.


Doch ... oh Schreck ... was passiert denn, wenn man Wut empfindet. Wenn man Dinge tun könnte, die man nicht tun darf ... darf ... ja, genau, man "darf" das nicht. Man darf doch nicht gegen jemanden, den man liebt und der so arm dran oder so klein ist, dass er Hilfe braucht, auch noch Wut empfinden.

Welch ein Frevel. Welch ein Fehlen an Mitmenschlichkeit.

Doch, wirklich, genau dieses Etikett würde man aufgetackert bekommen. Rabenkinder, Rabeneltern,
böse Ehefrau(mann) ... fehlende Liebe ... fehlende Mitmenschlichkeit ... aber

!!

gerade die Wut, den Ärger, das Nichtmehrsehenkönnen, das Nichtmehrsehenwollen ... und das "am liebsten die Person, um die man sich kümmert, auf den Mond schießen wollen" ... das ist


...

menschlich !!

Eine der menschlichsten Sachen der Welt.

Es ist menschlich, nicht immer nur gut zu sein. Und stark. Und lieb. Und souverän. Und sich selbst immer ganz hinten anstellen, als existiere man gar nicht.

Ich hab eine Hochachtung vor all den Menschen, die sich kümmern.
Und ich habe Verständnis für deren Wut.

Diese Wut ist, um das noch mal klar darzustellen, ja keine Überschrift und bestimmt den Tag.
Aber sie hat eben "auch" ihren Platz neben all der Liebe.


Eure Gedanken dazu:
 
 
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