Was Ihr heute hier sehen könnt, ist eine nicht
einmalige, aber seltene und doch einmalig schöne Sache. Gestern Abend,
als ich noch überhaupt keine Ahnung hatte, was ich heute bringen könnte,
landete eine Mail in meinem Postfach ... die genau so, wie ich sie
erhalten habe, ein wunderschönes Kalenderblatt ist. Unendlichen Dank an
Marion (Sherdil) :)).
Denn es war einmal ein Königsee ...
... und dann wurde es kalt ... bitterkalt ... und Marion kam ... hier
ist ihr Bericht:
Marion schreibt:
Diese Woche ging eine Meldung durch den Radio welche mich aufhorchen
ließ. Zum ersten Mal seit neun Jahren ist der Königssee wieder komplett
begehbar. Die letzten frostigen Tage ließen den türkisblauen See zu
einer Eisdecke erstarren und so bietet sich ein Ereignis besonderer Art.
- ein winterlicher Spaziergang übers Eis nach St. Bartholomä.
Eigentlich wollte ich die letzten Jahre schon immer mal zum Königssee um
mit dem Schiff nach St. Bartholomä überzusetzen. Bisher hatte ich es
noch nicht geschafft.
Und jetzt könnte man sogar zu Fuß über den See gehen! Dies war natürlich
noch ein besonderer zusätzlicher Reiz der einem nicht jedes Jahr geboten
wird. Für die kommenden Tage war auch noch Sonnenschein in den Bergen
angesagt. Im Grunde bräuchte man nur einen Tag Urlaub … gedacht, gesagt,
getan. Kurz entschlossen wurden ein paar Termine verschoben und so
konnten wir am Mittwoch früh losstarten.
Da es von uns aus doch über 250 km sind und kurz vor München immer mit
einem Stopp-und-Go-Verkehr zu rechnen ist, machten wir uns schon kurz
nach 6 Uhr auf die "Socken". Wir waren rechtzeitig dran und so kamen wir
am frühen Vormittag noch am Königssee an. Ein wenig erstaunte es mich,
dass der Parkplatz schon über dreiviertel belegt war. Anscheinend hatte
nicht nur ich den Einfall mit dem Spaziergang.
Warm verpackt, dicke Winterjacken, Handschuhe, Mützen, Schal – so
machten wir uns auf den Weg zum See. Die Sonne war noch nicht über die
Berggipfel gekommen und so lag der See noch im Schatten. Ich fröstelte,
jetzt wusste ich auch, warum sich eine fünfunddreißig cm dicke
Eisschicht gebildet hatte - es war einfach eine klirrende Kälte!
Wir standen am Uferrand und es war nur eine weiße, ebene Fläche zu
sehen. Über der Eisdecke lag eine gefrostete Schneekristallschicht.
Vorsichtig wagte ich die ersten Schritte darauf – aber es bestand keine
Gefahr des Ausrutschens und so folgten wir mit knirschenden Schritten
einfach den anderen Menschen.
Ganz fasziniert stellte ich fest, womit man den See überquerte und wie
viele Menschen sich auf dem Eis tummelten. Zu Fuß, mit Langlaufskiern,
mit dem Fahrrad, im Rollstuhl, mit Schlitten – mit und ohne Rucksack,
mit Hunden … die Einheimischen genauso wie die Touristen, es schien als
ob man mit „Kind und Kegel“ unterwegs war. Dieses Ereignis, dass man den
See zu Fuß überqueren kann hatte sich wirklich rumgesprochen und
irgendwie wollte es jeder selber erleben und erfahren.
Wegen der Kälte vermied ich unnötige Fotostopps und die sechs Kilometer
wurden in einem recht flotten Schritt bewältigt. Nach einer guten Stunde
erreichten wir das Westufer des Königssees mit seiner berühmten
Wallfahrtskapelle. Zwischenzeitlich hatte die Sonne die Berggipfel auch
schon erklommen und so bot sich uns ein herrlicher Anblick.
Die Kirche von St. Bartholomä
Sie stammt in einigen Teilen noch aus dem 12. Jahrhundert. Seit dem 17.
Jahrhundert ist sie im Stil des Barock gestaltet. St. Bartholomäus galt
als Schutzherr der Almbauern und Sennerinnen. Die Kapelle besitzt zwei
Zwiebeltürme und rote Kuppeldächer. Der Grundriss imitiert von der Form
her den Salzburger Dom.
und wie so oft sind es die Kleinigkeiten die mich faszinieren. Natürlich
werden auch die Innenräume besichtigt.
Anschließend machen wir uns auf den Weg zum „Biergarten“ der
historischen Gaststätte. Wir haben in unserem Rucksack belegte Semmeln
und eine Thermoskanne mit heißem Tee dabei. Es genügt uns, auf einem
Holzgeländer in der Sonne zu sitzen und bei einer Brotzeit die
Landschaft zu genießen. Ganz begeistert bin ich von der winterlichen
Ostwand der Watzmann-Südspitze, auch Bartholomäwand genannt, ist sie
doch eine der berüchtigten Wände der Alpen.
Ach ja, im „Biergarten“ liegt natürlich noch ein wenig Schnee *zwinker*
Ausgeruht und gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Nun ist es bei
weitem nicht mehr so kalt. Der See besser die Eisfläche liegt im
Sonnenschein. Und immer noch kommen Menschen nach Bartholomä. Es müssen
wirklich Hunderte, nein, eher Tausende sein, die dieses Naturerlebnis
erleben wollen. Doch aufgrund der Größe und der Länge des Sees verteilen
sie sich so sehr, dass man nicht wirklich Platzangst vor
Menschenansammlungen bekommt.
Beim Hinweg war eigentlich nur das Knirschen vom Schnee unter unseren
Schuhen zu hören. Im Gegensatz zu jetzt. Dadurch dass der See nun im
Sonnenschein liegt, scheint das Eis zu arbeiten. Immer wieder sind
Geräusche zu hören. Einmal denke ich bei einem besonders lauten Knall:
„hört sich fast so an, als wenn sich jetzt ein Riss genau unter meinen
Füßen auftut“ – war zum Glück natürlich nicht der Fall. Aber es gibt
schon Vorsichtsmaßnahmen.
Wieso sind eigentlich auf der Eisfläche ein paarmal Leitern hingelegt?
Macht mich doch ein wenig neugierig und was lese ich da?
Nicht dass mich diese Gedanken ein wenig unruhig machen würden, aber …
Der Riss
Eisstöcke knallen
auf zugefrorenem See -
leise läuft ein Riss
Natürlich sind wir wieder gut am Ufer angekommen. Dort wunderte ich mich
noch über gleich aussehende Hütten. Aus der Entfernung konnte ich mir
nicht gleich erklären, was dort wohl untergebracht ist ...
... doch beim näheren Hinkommen ...
... kam die Erkenntnis:
"Hundehütten" für die Schiffe ;-)
Wir hatten einen wunderschönen Tag bei traumhaften Wetter. Abends bin
ich dann zwar immer noch ein wenig durchfroren, aber total glücklich
unter die warme Bettdecke gekrochen. Eigentlich sollte man ja öfters so
etwas ganz Spontanes machen.
--
Ja genau, liebe Sherdil ...
... gerade die spontanen Ideen sind es, die man mit Herzblut lebt.
Vielen Dank für Deine Bilder und den Text ... es ist beim Lesen, als
würde man mit Dir mitlaufen. Schade, dass ich so weit vom Königsee
entfernt wohne und schön, dass ich trotzdem dort sein durfte. Mitten im Winter, an einem denkwürdigen Tag.
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