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5. Februar 2006
 


Was Ihr heute hier sehen könnt, ist eine nicht einmalige, aber seltene und doch einmalig schöne Sache. Gestern Abend, als ich noch überhaupt keine Ahnung hatte, was ich heute bringen könnte, landete eine Mail in meinem Postfach ... die genau so, wie ich sie erhalten habe, ein wunderschönes Kalenderblatt ist. Unendlichen Dank an Marion (Sherdil) :)).

Denn es war einmal ein Königsee ...



... und dann wurde es kalt ... bitterkalt ... und Marion kam ... hier ist ihr Bericht:


Marion schreibt:

Diese Woche ging eine Meldung durch den Radio welche mich aufhorchen ließ. Zum ersten Mal seit neun Jahren ist der Königssee wieder komplett begehbar. Die letzten frostigen Tage ließen den türkisblauen See zu einer Eisdecke erstarren und so bietet sich ein Ereignis besonderer Art. - ein winterlicher Spaziergang übers Eis nach St. Bartholomä.



Eigentlich wollte ich die letzten Jahre schon immer mal zum Königssee um mit dem Schiff nach St. Bartholomä überzusetzen. Bisher hatte ich es noch nicht geschafft.

Und jetzt könnte man sogar zu Fuß über den See gehen! Dies war natürlich noch ein besonderer zusätzlicher Reiz der einem nicht jedes Jahr geboten wird. Für die kommenden Tage war auch noch Sonnenschein in den Bergen angesagt. Im Grunde bräuchte man nur einen Tag Urlaub … gedacht, gesagt, getan. Kurz entschlossen wurden ein paar Termine verschoben und so konnten wir am Mittwoch früh losstarten.

Da es von uns aus doch über 250 km sind und kurz vor München immer mit einem Stopp-und-Go-Verkehr zu rechnen ist, machten wir uns schon kurz nach 6 Uhr auf die "Socken". Wir waren rechtzeitig dran und so kamen wir am frühen Vormittag noch am Königssee an. Ein wenig erstaunte es mich, dass der Parkplatz schon über dreiviertel belegt war. Anscheinend hatte nicht nur ich den Einfall mit dem Spaziergang.

Warm verpackt, dicke Winterjacken, Handschuhe, Mützen, Schal – so machten wir uns auf den Weg zum See. Die Sonne war noch nicht über die Berggipfel gekommen und so lag der See noch im Schatten. Ich fröstelte, jetzt wusste ich auch, warum sich eine fünfunddreißig cm dicke Eisschicht gebildet hatte - es war einfach eine klirrende Kälte!

Wir standen am Uferrand und es war nur eine weiße, ebene Fläche zu sehen. Über der Eisdecke lag eine gefrostete Schneekristallschicht. Vorsichtig wagte ich die ersten Schritte darauf – aber es bestand keine Gefahr des Ausrutschens und so folgten wir mit knirschenden Schritten einfach den anderen Menschen.

Ganz fasziniert stellte ich fest, womit man den See überquerte und wie viele Menschen sich auf dem Eis tummelten. Zu Fuß, mit Langlaufskiern, mit dem Fahrrad, im Rollstuhl, mit Schlitten – mit und ohne Rucksack, mit Hunden … die Einheimischen genauso wie die Touristen, es schien als ob man mit „Kind und Kegel“ unterwegs war. Dieses Ereignis, dass man den See zu Fuß überqueren kann hatte sich wirklich rumgesprochen und irgendwie wollte es jeder selber erleben und erfahren.





Wegen der Kälte vermied ich unnötige Fotostopps und die sechs Kilometer wurden in einem recht flotten Schritt bewältigt. Nach einer guten Stunde erreichten wir das Westufer des Königssees mit seiner berühmten Wallfahrtskapelle. Zwischenzeitlich hatte die Sonne die Berggipfel auch schon erklommen und so bot sich uns ein herrlicher Anblick.



Die Kirche von St. Bartholomä

Sie stammt in einigen Teilen noch aus dem 12. Jahrhundert. Seit dem 17. Jahrhundert ist sie im Stil des Barock gestaltet. St. Bartholomäus galt als Schutzherr der Almbauern und Sennerinnen. Die Kapelle besitzt zwei Zwiebeltürme und rote Kuppeldächer. Der Grundriss imitiert von der Form her den Salzburger Dom.

 

und wie so oft sind es die Kleinigkeiten die mich faszinieren. Natürlich werden auch die Innenräume besichtigt.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zum „Biergarten“ der historischen Gaststätte. Wir haben in unserem Rucksack belegte Semmeln und eine Thermoskanne mit heißem Tee dabei. Es genügt uns, auf einem Holzgeländer in der Sonne zu sitzen und bei einer Brotzeit die Landschaft zu genießen. Ganz begeistert bin ich von der winterlichen Ostwand der Watzmann-Südspitze, auch Bartholomäwand genannt, ist sie doch eine der berüchtigten Wände der Alpen.



Ach ja, im „Biergarten“ liegt natürlich noch ein wenig Schnee *zwinker*

Ausgeruht und gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Nun ist es bei weitem nicht mehr so kalt. Der See besser die Eisfläche liegt im Sonnenschein. Und immer noch kommen Menschen nach Bartholomä. Es müssen wirklich Hunderte, nein, eher Tausende sein, die dieses Naturerlebnis erleben wollen. Doch aufgrund der Größe und der Länge des Sees verteilen sie sich so sehr, dass man nicht wirklich Platzangst vor Menschenansammlungen bekommt.

Beim Hinweg war eigentlich nur das Knirschen vom Schnee unter unseren Schuhen zu hören. Im Gegensatz zu jetzt. Dadurch dass der See nun im Sonnenschein liegt, scheint das Eis zu arbeiten. Immer wieder sind Geräusche zu hören. Einmal denke ich bei einem besonders lauten Knall: „hört sich fast so an, als wenn sich jetzt ein Riss genau unter meinen Füßen auftut“ – war zum Glück natürlich nicht der Fall. Aber es gibt schon Vorsichtsmaßnahmen.

Wieso sind eigentlich auf der Eisfläche ein paarmal Leitern hingelegt?



Macht mich doch ein wenig neugierig und was lese ich da?



Nicht dass mich diese Gedanken ein wenig unruhig machen würden, aber …

Der Riss

Eisstöcke knallen
auf zugefrorenem See -
leise läuft ein Riss

Natürlich sind wir wieder gut am Ufer angekommen. Dort wunderte ich mich noch über gleich aussehende Hütten. Aus der Entfernung konnte ich mir nicht gleich erklären, was dort wohl untergebracht ist ...



... doch beim näheren Hinkommen ...



... kam die Erkenntnis:



"Hundehütten" für die Schiffe ;-)

Wir hatten einen wunderschönen Tag bei traumhaften Wetter. Abends bin ich dann zwar immer noch ein wenig durchfroren, aber total glücklich unter die warme Bettdecke gekrochen. Eigentlich sollte man ja öfters so etwas ganz Spontanes machen.

--

Ja genau, liebe Sherdil ...



... gerade die spontanen Ideen sind es, die man mit Herzblut lebt.

Vielen Dank für Deine Bilder und den Text ... es ist beim Lesen, als würde man mit Dir mitlaufen. Schade, dass ich so weit vom Königsee entfernt wohne und schön, dass ich trotzdem dort sein durfte. Mitten im Winter, an einem denkwürdigen Tag.



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