Warum der Osten ?
Ja, warum waren wir im Osten und nicht an der Nordsee oder im Allgäu.
Weil: "wenn nicht jetzt, wann dann ?".
Denn zwei Herzen in meiner Brust wollten die mittlerweile schon alten,
irgendwann aber neuen Bundesländer sehen.
Das eine Herz sagte mir "jetzt sind die Städte dort schön und renoviert,
also jetzt anschauen".
Das zweite Herz wollte genau das Gegenteil sehen: den Osten, wie er
früher war. Bald ist nichts mehr davon zu sehen, also schnell hin.
Warum ?
Will ich die alten Zeiten hochleben lassen, weil sie so schön waren ?
Schmarrn ... ich bin einfach nur neugierig. Bei uns gab es schließlich
kein Ostfernsehen ;).
Die schönen Seiten wollte ich nicht sehen ?
Doch ... aber die sieht man sowieso. Und da erfreut man sich dran und
fotografiert sie auch.
Aber ich wollte auch ein paar Stücke Vergangenheit fotografisch
einfangen.
Sicher wollen die meisten der Menschen im wilden Osten alles, nur nicht
ständig an die Vergangenheit der grauen Häuser und Unfreiheit erinnert
werden. Deswegen wird auch schnell und farbig neu gestaltet. Wie Farbe
aussieht, weiß ich aber. Wie es früher war, wollte ich sehen. Ohne
wertende Hintergedanken, einfach mal sehen. Wie man ein fremdes Land
besichtigt.
Früher ist vorbei.
Viola ... den meisten hier ein Begriff ... kommt aus dem Osten, lebt im
Westen ... und hat die Vergangenheit nicht erinnerungslos werden lassen.
Vielleicht, weil sie im Westen lebt ... vielleicht gibt es aber viele,
die sich ein Stück Osten erhalten haben.
Violas Stück nennt sich "DDR-Schrein" und sieht so aus:
Ein sehr persönlicher Schrein.
Violas Worte dazu:
Ein paar Fragmente aus meiner Heimat, die so, in der Gesellschaftsform,
in der sie bestand und in der ich gelebt habe, nicht mehr existiert!
Als da wäre, eine Fahne der DDR ... an dem selbstverständlich noch das
Preisschild vorhanden ist ;-).
Ein paar Geschirrteile (Kännchen, Eierbecher, Teelöffel) aus einem
InterHotel (nicht eigenhändig weggefunden, sondern als Souvenir
geschenkt bekommen) und selbstverständlich mit "IH"-Signatur *gg*.
Ausserdem diese heissgeliebten Blechschildchen, von denen ich gern noch
viel mehr hätte (natürlich nur "ossische"), die aber nicht so einfach zu
bekommen sind :-(.
Dann gibt es da noch "Mann & Frau intim" von S.Schnabl ... der "Dr.
Sommer" der Ossijugend ... mit Schwarzweiß-Abbildungen des "ossischen
Sexlebens", ausserdem "Alles Soljanka" ... inhaltlich voller
traditioneller ossischer Gerichte ... und last, but not least, der Trabi
... natürlich nur symbolisch, sonst bricht ja das Regal zusammen :-)).
Zum Trabant gibt es zu sagen, dass es eine Wartezeit von 12 bis 15
Jahren gab ... diese Jahre der Waretezeit waren auch nötig, um die
12000-14000 Märker zu ersparen, die es braucht, um das Auto zu bezahlen.
Und wenn er dann da war, der funkelnagelneue "Pappwagen", dann war es
mit Fug und Recht ein Statussymbol ... oft eines für Fleiss und
Sparsamkeit ... gehegt, gepflegt und geliebt, bis ins hohe Alter, oder
bis der nächste Wagen erspart war!
Ja, und genau das habe ich auch gesucht. Ich wollte Trabbis sehen bzw.
ich wollte sehen, ob es noch Trabbis gibt. Und Wartburgs auch. Ich hätte
auch Sapporoshez und Wolgas genommen. Und alle anderen Ost-Unikate, ob
fahrbar oder nicht, auch.
Nun denn, ich bin nicht gerade mit der Vergangenheit überhäuft worden,
aber hie und da und dort hats funktioniert. Soljanka hab ich übrigens
auch gegessen. Und das mit dem Ei war anders als gewohnt. Fahnen habe
ich keine gesehen, dafür aber Plastikautos. Den Dr. Ostsommer habe ich
aber nicht getroffen.
--
Was das heute ist ?
Vorspiel zur ausführlichen Berichterstattung über unsere Fahrt in den
wilden Osten :).
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