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3. November 2007


Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Es ist nicht alles Licht, was Kerze ist
Und es gibt Öffnungszeiten

Fangen wir mal mit den Öffnungszeiten an ... bei fast jedem Friedhof steht ein Schild mit der "Friedhofsordnung" davor ... "du sollst nicht ... dies und das und jenes". Alles vernünftig, denn das ist ja ein Ort der Ruhe, da lärmt man nicht, macht keine Musik und stört die Totenruhe nicht. Oder besser: die ruhigen Gespräche der Nochlebenden mit ihren verstorbenen Angehörigen und Freunden.

An einem Tag wie Allerheiligen, an einem Tag der brennenden Kerzen ist mir diese Ordnung schnurzpiepegal. Nicht nur mir, der Friedhof ist voll an diesem Abend. Viele Menschen (es waren auch viele Kinder dabei) gehen zu den Gräbern oder schauen sich einfach nur die Lichter an. Die Atmosphäre ist eine ganz besondere und welches Verbot will Feierlichkeit verbieten, nur weil es zusätzlich auch noch dunkel ist. Dunkel sein muß, um diesen Zauber überhaupt sehen zu können.

Manche "Ordnungen" sind sinnvoll, damit nicht gestört oder zerstört wird. Manche Ordnungen dienen zur Absicherung, damit niemand die Stadt verklagt, weil er des Nachts und unbeleuchtet über einen Grabstein gefallen ist.

Manche Abende entziehen sich solchen Ordnungen. Davon abgesehen würde ich das Grab meiner Mutter zu allen Tages- und Nachtzeiten besuchen, wenn die Tür zum Friedhof offen ist. Wann ich dort bin, geht nur mich und meine Mutter etwas an. Die Totenruhe an sich kann ich nicht stören, weil das nur noch Reste der sterblichen Hüllen sind.

Was die Lebenden ausgemacht hat, ist nun Seele und die kann man nicht einsperren und unter die Erde legen. Die Seele fliegt ... sollte sie ab und zu ihr Grab besuchen, so könnte es durchaus sein, dass sie etwas mehr "Unruhe" wünscht. Denn das Leben zuvor war auch nicht nur ruhig und besinnlich. Da wurde gelacht und gesungen.

Gestern ...

... da wollte ich die feierliche, lichtvolle Ruhe zeigen. Wie ein Friedhof mit ...



... vielen Lichtern aussieht.

Über eine Stunde waren Beate und ich dort. Von 18.02 Uhr bis 19.13 Uhr war auch alles in Ordnung. Es war wunderschön und ich zufrieden mit den Bildern, vor allem, weil ich zufällig mal das dabei hatte, was ich für solche Bilder brauche: mein Stativ. Und es war recht mild und trocken. Perfekt.

Doch der Schönheitsfehler sollte kommen. Gottseidank kurz vor Schluss, wir waren bereits auf dem Weg zum Eingang und ich wollte nur noch eine letzte Bilderreihe machen.

Da fiel mein Blick in die andere Richtung ... und nur per Zufall sah ich auch was. Weils nicht so weit entfernt war. Schließlich war es dunkel und außer den Lichtern sieht man wenig, nur die hellen Steinwege lassen sich erahnen. Schemenhaft ist auch die Mülltonne zu sehen. Und mehr als das nur, wenn der Schein einer der vielen Taschenlampen da drauffällt.

Was man dann sieht, könnte die Stimmung schon etwas kaputt machen. Die heile Welt der Lichter wird nämlich bei Anblick dieses Bildes ...



etwas unheil.

Ich würde mal sagen: es gibt mehr Müll als Mülltonnen.

So schön diese Lichter sind, es sind auch außergewöhnlich viele. Quasi eine Ausnahmesituation. Auch was den Müll betrifft. Wenig feierlich stellen die Menschen eben nebendran, was nicht mehr reinpasst. Oder werfen es halt in den Container, der für die Pflanzenabfälle gedacht ist. Hauptsache weg mit dem Zeugs, was nicht mehr brennt.

Die Nacht ist gnädig und man sieht nur etwas davon, wenn man drüber stolpert. Bei Tag kommt dann das vermüllte Erwachen, aber das ist eben so, wenn die Nacht der Lichter vorbei ist.

So sieht das Lichtermeer am Tag aus:



Wie ein Friedhof eben ... noch stehen die Lichter auf den Gräbern ... doch wie mag das mit dem Müll erst aussehen, wenn alle abgebrannten Lichter auch noch dazu gestellt werden. Jede Medaille hat zwei Seiten und nachts sieht man nur die eine ...

... also geben wir dem Müll eine zweite Chance, warten bis zum Folgetag und fahren dann gegen 16 Uhr nochmal hin. Gestern war das. In meinem Gesicht die spannende Frage "ist der Müll noch da" ?

Die Antwort: ja, denn ...



... in Deutschland ist alles geregelt. Was man auf dem Friedhof darf und was nicht ... und ... wann die Müllabfuhr kommt. Im schlimmsten Falle erst nächsten Dienstag ... was muss denn auch Allerheiligen so ungünstig fallen ;)).



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