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31. Dezember 2007


"Was macht deine Frau da an den Sträuchern" ...



... fragt mich die Stimme.

"sie steht da"

"was noch"

"sie wartet auf mich"

"warum ?"

"weil sie Sehnsucht hat"

"werd nicht kindisch, ihr habt Euch vor 20 Sekunden das letzte Mal gesehen"

"okay ... sie steht eben da ... es wird einen Grund haben"

"welchen"

"was weiß ich ... vielleicht ist sie in der Kältestarre"

"räusper"

"ist ja schon gut"

"vielleicht beobachtet sie etwas"

"das ist aber nichts Besonderes"

"siehst du es denn nicht"

"was denn"

"das Rote"

"natürlich sehe ich meine Frau" antworte ich "ich bin doch nicht blind"

"bist du doch ... denn es gibt noch mehr Rotes auf dem Bild"

"Aha"

"Jaja"

"sondern ?"

"das Rote eben"

"du langweilst ... welches Rote ... aaah ... jaa ... genau ...jetzt sehe ichs auch":



Mitten im Winterweißgrau färben rote Beeren den Tag



Als wär es Mai und sie in Zucker getaucht



Doch so kalt ist Zucker nicht.
Und auch nicht so schön.

Es ist Wasser ...



... zum Kunstwerk gefroren.

Stolz tragen die Beeren diesen Schmuck, sie haben lange darauf gewartet.



Wie Königinnen schmücken sich die Beeren mit Kronen aus Eis.


Dies ist der Schluss der dreiteilige Geschichte
vom Grau, vom Haus, vom Rot und von den Beeren,
die uns lehren will:

Mitten im Grau kann Spannung sein
Mitten im Nebel kann ein Haus auf uns warten
Das Grau bringt andere Farben zum Leuchten

und

Bei diesen Temperaturen kriegt der Fotograf sehr, sehr kalte Finger.

Es tut weh, diese aufzutauen, doch das ist es wert.

Manchmal ist es richtig, sich mutig dem Grau zu stellen.
Es genau zu beobachten.
Die Details zu finden.
Festzustellen, dass es mehr ist als nur Grau.
Den Schritt nach vorne zu wagen, auch wenn es kalt ist.
Man könnte überraschenderweise im Märchenwald landen.



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