heute:

Lupa


Die etwas andere Art, Weihnachten zu feiern


Wie es dazu kam: Unsere älteste Tochter ist ein November-Kind. Als sie ein, allenfalls zwei Jahre alt war hat das Weihnachtsfest, genauer gesagt der Heilige Abend, sie so sehr aufgeregt, dass sie stundenlang nicht zum Schlafen kam. Das wollten wir weder dem Kind noch uns selber noch einmal zumuten.

Natürlich entwickelte sich die Idee mit steigender Kinderzahl und deren zunehmenden Alter immer mal etwas anders, Aber jahrelang blieb der Ablauf sich doch gleich.


Heiliger Abend

Als Mittagessen ein Eintopfgericht (oder "Reste-Essen"). Nach dem Aufräumen der Küche war strikte (Bett-)Ruhezeit für alle.

Gegen 15:30 Uhr gab's Kaffee, Tee, Kakao und Stollen.
Um 17:00 Uhr saß, soweit als möglich, die ganze Familie zur Christvesper in der Kirche. Wieder daheim erfreute uns ein festliches aber leichtes Abendbrot.

Während die Kinder und ich die Küche in Ordnung brachten, begann mein Mann die Kerzen am Baum und im Zimmer anzuzünden. Danach verkündete das Glöckchen, dass nun alle ins "Weihnachts-Zimmer" (das seit drei Tagen abgeschlossen war) durften.

Ein erstes Weihnachtslied, die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 vorgelesen. Im Anschluss daran feierten wir dann den Geburtstag des Christkindes. Mit vielen Weihnachtsliedern, Geschichten, Gedichten, mit einem großen Teller voll mit Plätzchen, mit Saft, und Wein für die Erwachsenen, mit Obst und Nüssen (in späteren Jahren las ich auch die eingegangene Post vor). Relativ früh "durften" die Kinder dann zu Bett.

Waren alle Kinderzimmer-Türen geschlossen, wurden die Eltern emsig, Galt es doch die Geschenke aus allen Verstecken herbei zu holen und die Gabentische aufzubauen. Alles, was liebevolle Menschen geschickt und gebracht hatten, einen Naschwerk-Teller für jedes Kind, und, und, und ...

Irgendwann hatten wir auch dies bewältigt ... bei insgesamt fünf Kindern (und gelegentlich auch noch
Besuch) brauchte das schon Zeit. Dann zog mein Mann sich zurück, damit ich auch seinen Gabentisch noch herrichten konnte.

War das gemacht, zündete ich mir noch mal eine Kerze an, kuschelte mich in den großen Hochlehner-Sessel und genoss die Stille um mich herum, das weiche Licht und den unverwechselbaren Duft, der den Raum erfüllte ...


Erster Weihnachtsfeiertag

Da musste früh niemand geweckt werden, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Die ungeduldige Erwartung der "Bescherung" ließ kein Kind mehr schlafen. Gab es noch einen Becher heißen Tee, eine Scheibe Toast oder Stollen ? Ich weiß es schon nicht mehr ... mein Mann entzündete die neuen Kerzen, der Ton des Glöckchens, die erste Strophe nur von "Ihr Kinderlein kommet"... und dann gab's kein Halten mehr. Das große Freuen über erfüllte Wünsche und unerwartete Geschenke , jeder wollte jedem alles zeigen, neues Spielzeug wurde aus- und neue Kleidung wurde anprobiert. Ein richtiger fröhlicher Fest-Trubel.

Gegen 11:00 Uhr, wenn die größten Wellen sich gelegt hatten, kam alles zum einladend gedeckten und reichlich bestückten "Brunch"-Tisch. Gern und mit viel Zeit genossen alle das Festmahl. Der weitere Verlauf des Tages? Spielen, allein, zu zweit oder zu mehreren, lesen, schlafen, spazieren gehen, naschen... ganz nach Belieben. Am Nachmittags schmeckte allen die Weihnachtstorte, Obstkuchen, Kaffee, Tee, Kakao, Saft ... das Weihnachts-Festessen gab es immer erst am zweiten Feiertag.

Was brachte diese Umstellung ? Nun, vor allem anderen erfassen die Kinder, dass Weihnachten der Geburtstag des Jesuskindes ist und dass die Christenheit sich darüber freut, dafür dankbar ist und aus diesem Grunde feiert!

Dass Weihnachten nicht bloß ein Anlass ist, um Geschenke auszutauschen! Zum andern verlaufen die Tage viel ruhiger, entspannter (Muttern liegt nicht mit halbem oder ganzem Nervenzusammenbruch unterm Weihnachtsbaum).

Ein weiterer Vorteil: es gibt keine Debatten, keine Szenen, weil die Kinder sich abends nicht von ihren Geschenken trennen, nicht ins Bett gehen wollen. Sie haben nach der Bescherung den ganzen langen ersten Feiertag vor sich, um sich an all ihren Geschenken zu erfreuen. Die Eltern haben (durch die reduzierte Anzahl der Mahlzeiten am 25.) einfach mehr Zeit, auf die Kinder einzugehen, sich "mit" ihnen zu beschäftigen.

Es gibt keine Probleme durch überfüllte Mägen ... Am 1. Feiertag, wenn alle anderen sich mit Puten- oder Gänsebraten "abmühen", kann man die Mittagsstunden (vielleicht sogar mit Sonnenschein) zu einem ordentlichen Spaziergang, falls Schnee liegt zum Rodeln oder Skilaufen nutzen.

Weitere Tipps: ab August schon anfangen, sich nach Geschenken umzusehen, im November schon die Weihnachtspost schreiben und auch Plätzchen rechtzeitig backen. Die ersten Plätzchen werden noch in der Adventszeit, beim abendlichen Vorlesen, genascht. Mir ging es darum, mit den Kindern zusammen erfüllte Adventswochen zu haben. Aber von solchen Wünschen kann man heute, wo die Schulkinder schon unter schier pausenlosem Druck stehen, wohl nur noch träumen ...

Natürlich erfuhren unsere Kinder irgendwann, dass es in anderen Familien die Geschenke schon am 24. gab und sie verlangten es auch. Weil die beiden Jüngsten mir noch zu klein waren, gab es zwei, drei Mal einen Kompromiss. Ein Geschenk, aber nie das größte, für jeden schon am Heiligen Abend. Und als wir die Zeiteinteilung des Festes dann ändern wollten, da fand unsere Jugend es plötzlich „schick“, dass wir anders feierten als alle anderen Familien ...

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