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15. Juli 2009



Mit dem Fahrrad nach Peking (26)

Die Seelenfarben-Reise 2009



22. Juli 2005

Unsere Entscheidungen:

1. Wir legen zwei Ruhetage ein

2. Wir werden nicht mehr aufs Rad steigen, um damit nach Irkutsk zu fahren

3. Wir feiern Karneval


Karneval ... Rosenmontag ... und wir singen nach der Melodie des Humpta Täterääs:


Man hört so oft das Fahrradfahrn sei heut nicht mehr modern,
und trotzdem fahrn wir es halt immer wieder gern.
Denn überall wo die Räder fahrn ihr liebe Leut,
ja da herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit.

Refrain:
Ja da gehts strampel, strampel, strampel räderä, räderä, räderä

Undsoweiter ... ich sehe, die Stimmung ist gut ... nun kann der Rosenmontag beginnen.

Und, liebe Leser, was ist das Erkennungszeichen des Rosenmontags ?

Genau ... "dr Zoch kütt" ... oder auf deutsch: der Zug kommt.

Und damit ist dann auch Punkt 2 beantwortet ... denn wir fahren nicht mit dem Fahrrad nach Irkutsk weiter, sondern mit dem Zug.

Warum das denn ??

Nun, das wären 900 Kilometer. Und dann nochmal 400 Kilometer bis zur Grenze. Bei 70 Kilometer am Tag wären das 18 Tage ... plus 3 Tage Pause sind 21. Wir schreiben heute den 22. Juli ... 21 weitere Tage wären dann am 11. August rum. Am 20. August müssen wir spätestens Russland verlassen haben ... also lasst mal noch irgendwas dazwischen kommen, dann kann das knapp werden ... dann heißt das Straflager in Sibirien ... aber das Land kennen wir ja schon ;)).

Nee ... es sind ja nur die Tage ... sondern


... man hat uns gewarnt !!

Vor uns liegen u.a. 400 Kilometer Straße ...
ohne Asphalt. Also Straße ohne Straße quasi. Wenn da ein Rad oder ein Bein bricht, dann wird das wirklich eng. Außerdem bräuchte man für die 400 Kilometer keine 5, sondern 10 Tage ... also wieder 5 Tage weg. Und dann ...


arte: Pline: Lizenz CC 3.0

... siehe der weiße Strich auf der Landkarte ... Berge ohne Ende. Das, was ich als Horrorvorstellung vor ein paar Tagen verkündete, wäre nun gekommen.

Im Rahmen unserer Volljährigkeit haben wir also entschieden: der Zug kommt.

Und es gibt noch einen Grund: in Ulan-Ude haben wir die große Aufgabe, ein mongolisches Visum zu bekommen. Wir haben keine Ahnung, wie lange das dauern wird.

Kein Risiko eingehen ... außerdem: haben wir nicht schon bewiesen, dass wir auf schlechten Straßen fahren können ? Richtig ... wir müssen das nicht mehr beweisen, wir können Schlaglöcher.

Also werden wir morgen uns mal um eine Fahrkarte bemühen. Ab Irkutsk radeln wir weiter ... den Baikalsee wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.


Nun beruhigen wir uns aber mal wieder ... genießen die russischromantische Seele ...



... und dann: ab ins Hotelbett und schnarch.


23. Juli 2005

Das Fotogeschäft brennt ...


... uns die Bilder auf CD.


Der Inhaber des Geschäftes war von uns so begeistert, dass er es als Ehre ansah, für uns kostenlos zu brennen. Sehr nette Geste.

Ein paar Schritte weiter gibt es einen Campingladen ... und der hatte sogar ein deutsches Fabrikat an Nahtdichter fürs Zelt. Denn an dessen Nähten gibt es Reparaturbedarf.

Am Abend schwebt Hermes fast über den Wolken, denn er darf zum Fotografieren auf die Aussichtsplattform des Hotels:



Wenn man das so sieht ... die Häuser sind zwar hoch ... aber was da für Lücken sind. Wie zugebaut im Vergleich doch unsere Städte sich zeigen ... Krasnojarsk hat immerhin fast eine Million Einwohner.


24. Juli 2005

Was ist ein Abenteuerurlaub ?

Wenn man mit dem Rad nach China fährt ?
Oder wenn man mit dem Zug von Krasnojarsk nach Irkutsk will ?

Letzteres ... seufz ... denn keiner spricht hier deutsch oder englisch. Wie aber sollen wir im Wirrwarr der russischen Zeichen den richtigen Zug finden ?

Und wieder mal geschieht das menschliche Wunder ... ein junger Mann erkennt unser Problem ... er sprach zwar auch nur russisch, aber er half uns durch alle "Instanzen" ... sind ja nicht nur die Fahrkarten, sondern auch der Transport der Räder ... und wir erfahren auch, dass alle Zeitangaben in russischen Bahnhöfen nach Moskauer Zeit angezeigt werden ... für unser Zug bedeutet das: er fährt erst 6 Stunden nach der angegebenen Zeit los.

Und es bedeutet für uns einen weiteren Ruhetag ... denn der nächste Zug mit Gepäckwagen fährt erst übermorgen.

Wir sind nun wieder beruhigt, unser Zug ist gebongt ... und das Bahnhofsgebäude an sich sieht richtig gut aus:




Und nun gehen wir essen ... dort waren wir vorgestern schon und wurden so nett bedient. Nach dem wir bezahlt hatten, bekamen wir eine Tafel Schokolade geschenkt. Wie schön :)).


25. Juli 2005

Dieser Montag hat 9 Buchstaben: Bummeltag



26. Juli 2005

Kurz nach 10 Uhr radeln wir zum Bahnhof ... erkundigen uns sicherheitshalber nochmals bei der Gepäckabgabe ... und sollen uns dort um 12.30 Uhr nochmal melden.

Pünktlich sind wir dort ... und werden nun von einer Mitarbeiterin zum Zug geführt.

Das Abenteuer beginnt ...


... jetzt.


Der Weg zum Zug ist eine einzige Baustelle ... was draußen so schön aussieht, ist innen noch nicht fertig. Am Zugende ist der Gepäckwagen und
der Bahnsteig vor dem Zug ...

... ist weit weg.


Wir spielen nun verzweifelter Weise Sportstudio ... wir heben die Räder vom Bahnsteig auf die Gleise, springen nach ... laufen mit Rad über die Gleise und müssen dann wieder auf den Bahnsteig drauf. Der liegt aber einen Meter höher als die Gleise. Da wuchtet man die Räder hoch, kann ich Euch sagen. Radhochheben, die neue olympische Disziplin.

In den Gepäckwagen hinein ... da musste auch nochmal mehr als ein Meter überwunden werden ... und so ein Rad hat schließlich seine 40 Kilo ... aber gottseidank kommen uns da helfende Hände entgegen.

Und nun ... Zirkeltraining ... eben Gewichtheben und nun Laufen ... denn unser Waggon Nr. 10 ist in der Zugmitte und da müssen wir jetzt schnell hin, bevor die Räder ohne uns den Baikalsee entlang fahren.

Der Zug fuhr auch sofort los, als wir eingestiegen waren. Uff. Omm.

Viel Zeit zum Schnaufen haben wir aber nicht ... die Schaffnerin kommt und will Geld. 3200 Rubel kosten wir, 720 Rubel die Fahrräder ... das macht zusammen und umgerechnet 120 Euro für die 900 Kilometer lange Strecke.


Wir teilen unser Abteil mit einem netten russischen Ehepaar, sitzen am Abend im Restaurantwagen mit einem netten deutschen Pärchen aus Stuttgart zusammen und wissen mal wieder, wie klein die Welt sein kann. Das Gespräch währet sehr lange an diesem Abend ;)).

Waren übrigens nicht die einzigen Deutschen ... eine Reisegruppe des Naturschutzbundes fährt auch noch mit und will an den Baikalsee.


So ... wir fahren jetzt mal mit dem Zug ... lassen die Landschaft an uns vorüber ziehen ... lesen hier ein paar Tage ein paar andere Themen ... und in einem Jahr in ein paar Tagen gehts weiter.
 



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