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10. September 2009


Hildeee und Tom - Folge 2

Tom fuhr ziemlich schnell an diesem Tag ... Hilde kam es deutlich schneller als sonst vor ... nur leider saß sie ja nicht selbst hinterm Steuer des "Verfolgungs"autos, sondern Heiner, ihr Nachbar ... und der hatte alle Mühe, den Blickkontakt nicht zu verlieren ... wie gut, dass Tom nun bei einem "Blumen selber pflücken"-Feld anhält.

Hilde sieht das ... und ruft zum Heiner "halt an ... halt ganz schnell an ... ich will das sehen ... und genießen, wie Thomas für mich Blumen selber pflückt ... stell dir vor ... der hat vielleicht extra seinen Geldbeutel vergessen ... weil der gar nicht zum Stammtisch fährt ... hmmm ... aber für diese Blumen braucht er doch auch Geld ... Heiner ... verstehst du das ??"

"Wie kann ein Mann die Frauen verstehen" gab Heiner lächelnd und leicht süffisant zur Antwort.

Und nun beobachteten sie, wie Tom zwischen den Dahlien hin und her lief, bis er einen mittelgroßen Strauß zusammenhatte ... nicht gerade floristisch herausragend, aber eben selbst gepflückt ... an der Kasse greift Tom sich ans Gesäß, finden den Geldbeutel nicht ... geht zum Auto ... sucht ...

... derweil Hilde sagt "nun fahr los, ich weiß ja jetzt, was los ist ... und ich hab doch den Geldbeutel ... " ... doch Tom schließt auf einmal die Autotür und fährt auch los ... und weiter ... aber leider nicht die Straße, die er hergekommen ist, zurück, sondern weiter ... weg vom Heimatort ... aber auch nicht in Richtung Stammtisch.

"Was ist denn das schon wieder" ruft Hilde ... und hatte auf einmal so einen Unterton in ihrer Stimme ... "los, verfolgen ... aber so, dass er uns nicht bemerkt ... ich will jetzt wissen, wo er hinfährt".

"Vielleicht will er noch Pralinen kaufen" wirft Heiner ein, doch Hilde meint "jetzt, wo er weiß, dass er seinen Geldbeutel nicht dabei hat, wohl kaum".

Knapp 10 Kilometer später ... in Gartenweiler ... da biegt Tom die erste Straße rechts ab ... und hält dann nach ca. 200 Metern vor einem kleinen weißen Haus mit hellblauen Klappläden an. Sonst passiert aber erst mal nix ... was Hilde und Heiner, die eine Querstraße vorher eingebogen waren, die Gelegenheit gibt, sich auf die Bank eines Kinderspielplatzes zu setzen. Schön im Schatten, so dass sie nicht sofort bemerkt werden ... allerdings auch ca. drei Häuser entfernt, so dass es nicht ganz so einfach ist, alles genau zu sehen.

Tom steigt nun aus ... die Blumen in der Hand ... da kommt ihm eine Frau mit langen hellen Haaren entgegen ... und umarmt ihn und küsst ihn. Dann verschwinden die Beiden im Haus.

Hilde stößt Heiner in die Seite, so dass der leicht "hmpff" sagt ... "Heiner ... hast du das gesehen ... hast du gesehen, wie der sie geküsst hat ... ich habs genau gesehen ... ich ... ich ... ICH ..."   ...  "nun beruhig dich erst mal, Hildchen" ... "sag jetzt nicht Hildchen zu mir, sonst raste ich aus" ... "ist schon passiert, das mit dem Ausrasten" ...

... Hildes Kopf ist nun röter als sonst. Schneller Puls, Ausnahmezustand am Spieplatzrand.

Heiner sagt nix ... er traut sich nicht ... man muss ja einem aschespeienden Vulkan nicht zum großen Ausbruch bringen ... mal abwarten, vielleicht kommt das Erdbeben doch nicht.

Es kam auch nicht ... denn Hilde wurde wundersamer Weise von Minute zu Minute ruhiger. Und mit genau dieser fast bedrohlichen Ruhe sagte sie "Heiner, du wartest da ... wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, dann rufst du die Polizei" ... und schon lief sie in Richtung des Hauses, vor dem Toms Auto stand.

"Auwei" sagt Heiner leise zu sich ... und nochmal "auwei".

Hilde war nun vor dem weißen Haus mit den blauen Fensterläden angekommen ... stand zwei Sekunden ganz still mit geschlossenen Augen davor, ganz so, als würde sie Kraft sammeln und öffnet dann die Gartentüre und geht in Richtung Haustüre ...

"Auwei" sagte da nochmal der Heiner, sich vor Nervosität in die Handknöchel beißend ... "auwei" ...

Hilde stand vor der Haustüre ... und hört nun Stimmen, die irgendwo hinter dem Haus sein mussten. Garten oder Terrasse ... sie klingelt nicht, sondern geht am Haus entlang und steht dann an der Ecke des Hauses und hörte die vertraute Stimme ihre Toms und die unbekannte Stimme einer Frau.

"Du hast mich warten lassen ... ich dachte, du kämst heute früher"

"wollte ich ja auch ... aber weißt doch, heute ist doch Hochzeitstag"

"und bei uns ist auch ein ganz besonderer Tag, mein Schatz und deswegen dachte ich halt ..."

"ging einfach nicht ... war irgendwie ganz blöd heute ... ich hatte gehofft, weil ich doch heute ganz nett zu Hilde war, macht sie dann kein Theater, weil ich wieder zum Stammtisch will ... aber Hilde hängt so an den blöden 9ern ..."

"... dabei gehören die doch uns. Vor 9 Jahren kennen gelernt ... damals beim Grillfest vom Betrieb".

"ja ... ach Gott, wenn ich da dran denke ... die Sonne ging auf an diesem Tag".

"das hast du schön gesagt ... Sonne ... sag das noch mal ..."

"die Sonne ging auf ... und du, meine Sonne, scheinst heute noch in mein Leben ..."

Hilde fühlte sich, als hätte sich ihre Sonne aus dem Leben verabschiedet und sie lebt nun in der Nacht einer ewigen Antarktis ... ihr war klar, dass es nie einen Stammtisch gab, sondern Tom seine Abende bei dieser ... Hilde fand grad keinen passenden Ausdruck ... "Dame" verbrachte.

Dem ersten Impuls, zu ihm hinzulaufen und ein Drama auszupacken, widerstand Hilde erfolgreich. Das wäre zu einfach.

Hilde drehte sich lautlos um ... ging zur Straße zurück ... bis sie wieder beim sichtbar erleichterten Heiner war ... sagte leise "auch der schönste Tag endet mit einem Sonnenuntergang" und dann laut "fahr los, ich will nach Hause, aber sofort ... ".

[ Fortsetzung folgt ]
 



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