Da es Beate und mich bewegt,
weil es jedem passieren kann,
weils hinter vielen Türen so ist,
weil viele das schon erlebt haben
und weil einige davon nichts wissen
gibts heute mal eine nachdenkliche, ganz aktuelle Geschichte von
gestern.
Ich musste wegen meiner Schulter zur Krankengymnastik und danach zum
Podologen ... nix Außergewöhnliches ... in der nächsten Stadt ... Beate
war morgens früh auch beim (Frauen)Arzt und saß noch im Auto, weil wir
das eine mit dem anderen verbunden haben.
Alles erledigt, alles Routine, alles normal.
Richtung "nach Hause" fahren ... und so im Vorbeifahren mal schauen, ob
die Kirche eigentlich geöffnet ist.
Juchhu ... ist sie. Wenn auch mit Baumaßnahme, also nicht wirklich
offen. Durch einen Zeitungsbericht wusste ich, das die Kirche innen
renoviert wird und einen Sternenhimmel kriegt. Genau das wollte ich
sehen ... und nun ist die Kirche auch noch auf ... stehlen wir uns mal
rein:
Baustelle, wohin man auch schaut ... aber da hinten ... da sieht man den
Himmel schon.
Mal schnell ein paar Schritte nach vorne ...
... schnell ein Bild machen ... und dann wieder weg, bevor ein
Bauarbeiter schimpft oder ein Gerüst auf uns fällt.
Ich komme wieder ... und danke, der Sternenhimmel sieht gut aus :)).
"Du, können wir ein paar Meter laufen ... zwei Häuser weiter habe ich
Efeu an der Wand gesehen, vielleicht gibt das auch ein schönes Bild her"
sagte ich zu Beate ... und dann liefen wir eben diese zwei Häuser
weiter.
Nun ... so arg toll war das dann doch nicht ...
... und wir wunderten uns im Vorbeigehen noch, dass an jedem der vier
Fenster dieses Hauses verdorrte Blumen standen ... hmm ... steht das
Haus leer ?
Weiter gehen ... langsam in Richtung Auto ... beim nächsten Haus gabs
Holunderbeeren ...
... die man fotografieren konnte.
Und Feigen gabs auch noch ...
... was eher eine Seltenheit bei uns ist, denn das Klima ist hier nicht
gerade feigengünstig.
Ich fotografierte weiter, weil ich mir sagte "wo Blätter sind, gibts
auch Früchte" ... was auch gestimmt hat ...
... derweil schaut Beate in Richtung Hauseingang ... und an Beates
Stimmlage (ein hohes "wer ist denn da") höre ich, dass sie eine Katze
entdeckt hat.
Alles noch im grünen Bereich ... bis Beate die Katze streichelt. "Mein
Gott, ist die dünn" sagt sie entsetzt "man spürt ganz deutlich die
Knochen und jedes einzelne Gelenk der Wirbelsäule". Und am Bauch war
kein Fell mehr.
Ein kleines Häufchen Katze ...
... sitzt in einem Pflanzstein.
Nicht verwundet, nicht apathisch, aber mager ... Beate als
pflichtbewusste und liebevolle Katzenliebhaberin wird ärgerlich und
fragt sich und mich, wer so etwas zulässt oder ob sich da niemand drum
kümmert.
Der Versuch, die Katze in den Arm zu nehmen, führt zur Flucht und wir
laufen der Katze nach zum Nachbarhaus, das mit dem Efeu. Dort sehen wir
eine zweite Katze ...
... die an Dürrheit die erste Katze noch überbietet.
Beate ist nun ärgerlich verzweifelt wütend weinend ... und sieht dann
noch eine Katze ... genauso, aber mit dicken Bauch ... schwanger. Selbst
ich, der da schon eher "bin ich für das Leid der Welt zuständig denkt"
bin hier der Meinung, dass man da etwas tun muss. Irgendwie hatte ich
vor meinem geistigen Auge ein "Besitzer im Krankenhaus, Blumen
verdorren, niemand kümmert sich um die Katzen, die verhungern deswegen".
Zufällig gibt es in dieser Stadt ein Tierheim und wir wissen auch, wo
das ist und fahren dort spontan hin. Eigentlich hat es ja noch nicht
geöffnet um 13 Uhr, aber es ist schon jemand da, der gerade reingehen
will.
Wir reden mit der jungen Dame und dann fahren wir mit Katzenkorb zurück
(vielleicht 1-2 km) zu den Katzen.
Als wir ankommen, weiß die Dame schon, wer der Tierhalter ist ... denn
da waren sie schon mal.
Eigentlich ein netter Mensch und auch tierlieb ... aber mit deren
Haltung und Pflege überfordert.
Wegen einem Hund, der nicht gut aussah, war das Tierheim schon mal da
... das Ergebnis: der Herr gab den Hund einfach dem Nachbarn (der mit
den vertrockneten Pflanzen ... und gut sieht der Hund dort auch nicht
aus) ... und er selbst hat sich nun wieder einen Welpen geholt. Pech für
die Katzen, die sich nun nicht mehr ins Haus trauen ... oder dort nichts
mehr zu fressen finden ... so genau wird das nicht klar. Die zuerst
gesehene ist auf jeden Fall die Mutterkatze ... das dünnere weißgraue
Wesen ihr Kind. Ebenso die schwangere Katze und es gibt noch eine
weitere, wie wir nun sehen.
Der Mann ist bereit, dass diese ganz magere ins Tierheim darf (muss man
sich vorstellen, dass das Tierheim eine "bessere" Option für ein Tier
ist). Die schwarze auch, aber nur zum Sterilisieren ... und dann wieder
nach Hause.
Über die Katzen hatte sich auch mal jemand beschwert ... weil sie nicht
sterilisiert sind ... und das Tierheim bot sogar an, dass das kostenlos
passiert ... doch der Herr gab die Katze nicht her. Nun gehts, weil er
selbst merkt, dass er überfordert ist ... eine Katze geht ja noch, aber
deren Kinder, das bekommt er nicht auf die Reihe. Er ist gehbehindert,
vielleicht 50 und kann nicht schnell laufen ... und leider auch nicht
tiergerecht logisch denken. Auf die Idee, mal Futter "vor" die Türe zu
legen, war er noch nicht gekommen.
Den Nachbar muss er gut kennen und er muss auch da sein ... denn als wir
vor seinem Gartenzaun stehen ... geht die Tür auf, der Hund kommt raus
... aber das wars auch schon ... den Hundehalter sehen wir nicht.
Es gibt Menschen, die sind vom Leben schon sehr gefordert ... und dann
noch Tiere ... da sind sie überfordert. Was sie aber nicht hindert,
Tierhalter zu werden. Auch wenn sie kein Geld für Tierarztbesuche haben,
keine Ahnung von tiergerechter Haltung und wenig Gedanken, was wann im
Sinne der Tiere zu tun ist. Und Hilfe wollen sie nicht bzw. sehen diese
als Angriff ... der Herr prozessiert gerade mit der Tierheimleiterin und
sagt noch "kostet mich ja nichts, ich muss es eh nicht bezahlen". Wo nix
ist, kann nix geholt werden.
Für uns war diese Katze am Verhungern ... die Tierpflegerin sagte, dass
das noch nicht extrem sei. Mein Gott, was muss in dieser Welt so los
sein ... im Tierheim sehen wir einen braunen Kater ... der ganz
apathisch da sitzt. Er reagiert nicht, wenn man ihn streicheln will ...
erst als die Hand ein paar Sekunden ganz nah an seinem Kopf ist, stupst
er leicht mit seinem Kopf dagegen. Ist ein Jahr im Tierheim ...
apathisch geworden ... und weil er FIV hat (Katzen-Aids), findet er kein
Zuhause ... um zu überleben, wird er teilnahmslos.
FIV ist zwar ansteckend, führt aber nicht zwangsweise zur Erkrankung ...
viele Katzen sind nur Träger und geben die Krankheit weiter, ohne selbst
zu erkranken.
Beate geht dieses Bild von dem Kater so zu Herzen, dass ihr Tag gelaufen
ist.
Sie spendet großzügig fürs Tierheim und würde gerne dem Kater ein
Zuhause geben. Doch FIV ist ansteckend. Und es ist nicht gerade
wahrscheinlich, dass unsere beiden Tiger dem neuen Kater einen
freundlichen Empfang bereiten. Und eben auch angesteckt werden können.
Beate verzweifelt in diesem Momenten an der Menschheit ... sie wird
wütend, dass es Menschen gibt, die Tiere haben, obwohl sie keine haben
dürften ... und traurig, dass so viele Katzen im Tierheim sein müssen.
Von den vielen Hunden und anderen Tieren abgesehen.
Die Tierpflegerin will heute mit der Tierärztin nochmal zu dem Mann
gehen ... ich hoffe für die Katzen, dass das auch passiert.
Ich verstehe in diesem Moment sehr gut, dass Beate nicht in ein Tierheim
gehen kann. Nach langen Jahren ist das aus der Not heraus mal wieder
passiert ... es tut zu weh und ist für sie kaum auszuhalten. Gerade,
wenn man tierlieb ist, möchte man alle Tiere des Tierheims retten, was
aber nicht möglich ist.
Ich kann mit dieser Situation umgehen ... ich bin da egoistischer bzw.
kann sagen "ich bin da nicht zuständig". Schließlich geben wir ja zwei
Katern ein liebevolles Zuhause. Wenn das nur alle so tun würden ... wenn
nur andere Menschen auch ein bisschen an das Wohlergehen ihrer Tiere
denken würden. Doch leider ist für manche Lebewesen schon bei Geburt
Herbstanfang in ihrem Leben ...
Beates Appell an die Menschen: schaut bitte rechts und links, ob es den
Tieren in der Nachbarschaft gut geht. Und wer kein Tier hat ... der
nehme sich nicht unbedingt das jüngste und schönste Tier ... sondern
vielleicht eines, dass schon im Tierheim ist und vielleicht dadurch noch
ein paar schöne Lebensabendjahre verbringen darf.
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