Mit
dem Fahrrad
nach Peking (40)
Die Seelenfarben-Reise 2009
22.
August 2005
Nach der Entscheidung, mit dem Zug zu fahren und der Gewissheit, dass
das Visum in der Mache und auch mit der Fahrkarte alles paletti ist,
finden wir schnell mongolische süße Träume. Gute Nacht.
PS: wie heißen denn "alles paletti", "süße Träume" und "gute Nacht" auf
mongolisch ? *gg*
23.
August 2005
Dienstag ... noch 5 Tage, dann wollen wir zwar noch nicht in Peking,
aber doch in China sein ... ein ganz großer Schritt für uns und auch ein
ganz besonderes Land, das noch geheimnisvoller und fremder als die
Mongolei ist.
Die leisen chinesischen Trommeln hören wir sogar schon ... oder ... ach
nee, das ist der mongolische Regen und nicht die Trommeln, unser Blick
nach draußen sagt uns: Sintflut. Den Berg Ararat sehen wir aber nicht.
Heute ist es wirklich lebensgefährlich, durch die Straßen von Ulan Bator
zu fahren ... bei solchem Regen stehen die Straßen unter Wasser ...
... und dann sieht man die fehlenden Gulli-Deckel nicht ... und rumms
... das hat dann für Mensch oder Material schmerzhafte Folgen.
Warum um Himmels Willen fehlen in dieser Stadt die Gulli-Deckel.
Wir erfahren an diesem Tag den Grund ... die Menschen glauben, dass
diese Deckel aus Eisen sind und klauen sie, um sie nach China zu
verkaufen ... beim Verkaufen dürfen die Diebe dann feststellen, dass
China ihnen keinen Yuán dafür gibt, weil die Deckel aus Gußeisen sind
und somit wertlos.
Irgendwo liegen dann die Gulli-Deckel rum ... und in der Stadt fehlen
sie.
Wir wenden uns anderen Dingen zu und gehen ins historische
Naturkundemuseum ... und sehen dort sogar ausgestellte Saurierfunde.
Als wir wieder aus dem Museum rausgehen, regnet es nicht mehr ... und
wir gehen zur nächsten interessanten Sehenswürdigkeit, dem
tibetanisch-lamaistischen Kloster in der Nähe des Hochzeitspalastes.
Hier finden wir Zeremoniengewänder ... bei einem war auch eine Maske
dabei ...
... und wir kommen erst gar nicht in die Versuchung, diese Maske tragen
zu wollen ... denn Maske und Gewand trägt man zusammen und beides wiegt
in diesem Fall geschlagene 70 Kilo (!!) ... da bricht der normale
Weltreisende mal eben in Ulan Bator beim Umziehen zusammen. Das müssen
starke Männer gewesen sein damals. Und die hat es auch gegeben ... denn
es gibt Wesen der Rasse Mensch, die in der Lage sind, nicht nur Gewand
und Maske zu tragen, sondern auch noch damit zu tanzen. Heidernei.
Heidernei zum Zweiten ... wir treffen in diesem Kloster einen
Stuttgarter mit seiner mongolischen Frau. Das gab vielleicht ein
schwäbisches Hallo auf asiatischem Boden ...
Abends dann werfen wir im Hotel einen Blick auf den Fernseher ... hier
kann die deutsche Welle empfangen werden ... und wissen nun, dass es in
Deutschland, Österreich und der Schweiz anhaltend regnet und dort
Überschwemmungen Todesopfer gefordert haben.
Da haben wir hier in Ulan Bator ja "nur Regen" ... und fehlende
Gullideckel.
24.
August 2005
Mittwoch ... was tut man so in der mongolischen Hauptstadt, wenn man auf
den Zug wartet ... man tut das, was man in jeder anderen Stadt auch tun
würde, man schaut, was man so besichtigen kann ... heute ist es eine
buddhistische Tempelanlage. In deren Haupttempel steht eine 26 Meter
hohe Statue ... Wahnsinn.
Danach bummeln wir durch das Städtele ... sehen dies und das ...
... und vor allem eines: Menschen. Es wimmelt hier von Touristen aus
aller Herren Länder ... viele davon mit expeditionsähnlicher Kleidung
... keine weichgespülten Besucher, die sanft flanieren, sondern richtig
harte Typen. Als wenn das ein hartes Land wäre ... doch die Menschen,
die hier in Steppe und Wüste leben, sind viel sanfter und weit vom dem
Klischee entfernt, das in manchen Denkschubladen rumpelt.
25.
August 2005
Donnerstag ... noch drei Tage ... heute besuchen wir das Nationalmuseum
... sehr interessant.
Kleines Kontrastprogramm am Nachmittag ... Hermes kümmert sich um sein
Rad und wechselt Schlauch und Mantel vom Hinterrad. Der russische
Mantel, den wir damals für umgerechnet 3 Euro gekauft hatte, ist nun
verschlissen, aber hat sage und schreibe und radle 2.000 Kilometer
gehalten.
26.
August 2005
Wir holen die Pässe mit dem Visum ab. Kleine nervöse Vorfreude
umschleicht uns ... wir dürfen nun einreisen ... innerhalb der nächsten
Monate dürfen wir uns 30 Tage lang in China aufhalten. Das mongolische
Visum hatte übrigens die gleichen Bedingungen.
Die Zeit der Besichtigungen ist vorbei ... wir packen unsere mehr als
sieben Sachen ... packen, umpacken, die Packtaschen mit Kabelbinder
verschließen.
Kurz vor 15 Uhr sind wir am Bahnhof ... Herr Bhum, unsere "goldene
Stütze" ist auch da. Wir wollen unsere Fahrräder als Gepäck aufgeben ...
und wir sind bald nah dran, aufzugeben.
Denn es folgt ein
Behördenmarathon
(ja, sind wir denn in Deutschland)
von
3 Stunden
(ürgs)
Goldene Stütze rannte von einem Schalter zum anderen, wir rannten in ein
Computergeschäft, denn wir müssen eine Bestandsliste von unserem Gepäck
aufstellen ... und das mit 7 Kopien ... dann wieder zurück zum Bahnhof
... und nochmal von einem Schalter zum anderen und zurück und wieder
hin.
Fix waren wir drei Stunden lang, kurz nach 18 Uhr sind wir dann fix und
fertig und gehen erst mal etwas trinken. Und abends sind wir dann im
"Modern Nomad" zu finden und ...
... treffen dort Jens, einen sächsischen Braumeister, der hier in Ulan
Bator für eine Brauerei arbeitet.
Es wird nach allem Stress am Nachmittag noch ein schöner Abend.
27.
August 2005
Ommmmm ... heute ein ganz echter Ruhetag. Keine Worte machen, ausruhen.
28.
August 2005
Herr Bhum kommt zu uns lädt uns zu einer Fahr ins Naturschutzgebiet der
Wildpferde ein. Das liegt 100 Kilometer westlich der Stadt ... unser Zug
fährt um 20 Uhr abends und da reicht die Zeit noch für die Pferde.
Wir fahren mit einer buntgemischten Gruppe mit Koreanern, Japaner,
Taiwanesen und Mongolen ... alle sind Mitglieder der grünen Parteien
ihres Landes.
Kleiner Zwischenstopp an einem Steinhügel ... Herr Bhum erklärt uns den
Schamanenglauben. Kurz darauf kam zufällig ein echter Schamane vorbei
und zelebriert das Ritual ... ein sehr beeindruckender Blick in eine für
uns total fremde Welt.
Unser erstes Kamel sehen wir kurze Zeit später ...
... und dann stürzen wir uns erstmal auf eine wunderbares Essen am
Eingang des Campes und dann fahren wir auf abenteuerlichen Wegen ... die
eher Pfade sind. Wir murmeln ... und Murmeltiere kommen herbei. Oder so.
Milane sehen wir auch ... und Adler ... und was wir nicht sehen sind ...
... Wildpferde.
Die werden am Abend zum Trinken ins Tal kommen ... aber so lange können
wir leider nicht warten, denn wir dürfen vieles, aber unseren Zug nicht
verpassen.
Wir sitzen im Auto ... und stellen fest, dass die Zeit knapp wird. Upps.
Mist.
Wir schauen auf die Uhr ... und nochmal ... und bei jedem Schauen läuft
die Zeit schneller. Wir werden nervös und sprechen mit dem Fahrer ...
dieser antwortet mit nur einem Wort:
"anschnallen"
Der Fahrer spielt nun mongolischer Cowboy und gibt seinem PS-Pferd die
Sporen ... mit rasanter Fahrt geht es nun Richtung Hauptstadt zurück.
Unser Zug fährt um genau 20.05 Uhr und die Zeiger der Uhr laufen stetig
voran ... gefühlt laufen sie heute bestimmt 5mal so schnell wie sonst.
19.30 Uhr ... 19.45 Uhr ... 19.50 Uhr ... wir sind immer noch nicht am
Bahnhof.
19.51 ... 19.53 ... es wird immer knapper ...
[wird fortgesetzt]
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