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24. November 2009


Zuerst einmal: danke für Einspringen gestern :)).

Ist zwar auch heute 22.50, wenn ich hiermit beginne ... aber da ich gestern etwas früher ins Bett bin, krieg ich das schon hin.


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Fotos:
alle Innenaufnahmen und das Pfarrhaus: user:Joergens.mi:  Lizenz
CC 3.0
die beiden Außenaufnahmen:
Ra Boe  Lizenz CC 2.5


Sonntags gibt es ja im Lichtblick die "Sonntagskirche" ... diesmal waren wir hier:



Weil das eine etwas außergewöhnliche Kirche ist, kriegt sie einen Platz hier im Kalenderblatt.

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Es ist eine evangelische Kirche ... normalerweise achte ich da nicht drauf, für welche Konfession eine Kirche, die ich zeigen will, gebaut wurde ... diesmal aber doch, weil es der Toten(Ewigkeits)sonntag war und das ein evangelischer Feiertag ist.

1280 wurde die Kirche zum ersten Mal erwähnt, aber sie dürfte noch älter sein.

Wo genau die Kirche steht, verrate ich später ... hier nur so viel, dass sie in einem Land gebaut wurde, wo es Friesen UND Sachsen gab ... normalerweise eine recht explosive Mischung, aber hier war das ganz anders, beide Volksgruppen wechselten sich in der Leitung der Kirchengemeinde ab.

So sieht die Kirche von außen aus:



Interessant ... zwei verschiedenfarbige Türme. Und da rechts steht noch ein Turm, der ganz bestimmt woanders dazu gehört ... oder ?

Nein ... der gehört mit zu der Kirche:



Auch vom Äußeren her eine außergewöhnliche Kirche.

Drei Türme ... in einem der Doppeltürme ist die Stundenglocke und im einzelnen Turm die anderen Glocken zu finden.

Eine so genannte Feldsteinkirche ist das ... ganz im Norden Deutschlands. Auf einer Landerhebung (Wurth) gebaut, blieb die Kirche auch bei Überschwemmung meistens im Trockenen und bot so den Menschen Zuflucht vor dem Wasser.

Die Türme boten den Schiffen Orientierung, auf alten Seekarten war die Kirche deutlich eingezeichnet.

Anna und Beate ... so heißen im Volksmund die beiden mit Kupfer bedeckten Türme.

Um 1500 wurde die Kirche um einen Chor erweitert ... gegen 1730 war dieser wieder weg, weil baufällig ... doch es wurde nun ein neuer, sehr großer Chor gebaut ... siehe rechts der sehr lange Anbau der Kirche. Diese Länge hat etwas zu bedeuten, nämlich Reichtum ... den Bauern in dieser Gegend ging es gut und das zeigte man auch beim Kirchenbau.

Innen ist die Kirche hell ... und besonders auffallend ist links die Empore ... hier noch mal das erste Bild:



Wenn man direkt auf sie drauf schaut, sieht das so aus:



So sieht sie größer als auf dem oberen Bild aus.

Vor den Kirchenbänken sind Türen ... und auf die Türen sind bäuerliche Familienwappen gemalt:



Anhand der Wappen sieht man, zu welcher Volksgruppe sie gehören, doch hinter den Türchen saßen Friesen und Sachsen buntgemischt ... vor den mit ihrem Namen beschrifteten Bänken.



Die Überlieferung sagt, dass die Frauen hier saßen und oben auf der Empore die Männer.

Wir gehen nun weiter zum Altarraum:



Ein so genannter Flügelaltar.



Er stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert und ist schon etwas Besonderes.

Und was ist das hier ??



Es gibt nichts, was es nicht gibt ... das ist eine Gefängniszelle, das so genannte Kirchengefängnis.

Von der anderen Seite sieht das so aus ...



Wir haben aber nicht verbrochen und wenden uns deswegen positiveren Dingen zu:



Das Taufbecken ... dessen Taufkessel ...



... das älteste Stück in der Kirche ist ... ca. aus den Jahren 1300-1350. Er ist aus Bronze und wurde angeblich von Meister Ulricus, einem Wanderglockengießer gefertigt.

So wie der Kessel gebaut ist, war er wahrscheinlich beheizbar ... was auch gar nicht so schlecht war, denn früher wurden die Kinder noch ganz in das Wasser eingetaucht.

Eine Orgel hat die Kirche natürlich auch ...



... und was für ein Schmuckstück die ist. 1497 erbaut und später mehrfach erweitert. Die jetzige Form entstand im Jahre 1727. Trotz vieler Um/An- und Erweiterungsbauten sind die Orgelpfeifen noch die ganz alten ... und somit zählt diese Orgel zu den ältesten nördlich der Alpen und generell zu den bedeutendsten Instrumenten in Europa. Insgesamt hat sie 2100 Pfeifen, 3 Manuale und 35 Register.

Wo steht nun diese Kirche ?

Es gibt in Norddeutschland 3 so genannte "Bauerndome" ... dieser ist einer davon. Bauerndom bedeutet, dass die Kirche von dem umliegenden Bauern errichtet und bezahlt wurde. Es waren reiche Bauern, weil das Schwemmland sehr fruchtbar war.

Die nächstgrößere Stadt ist Cuxhaven ... die Kirche heißt St.-Nicolai-Kirche und steht in Altenbruch. Früher eine eigenständige Gemeinde, heute ein Stadtteil von Cuxhaven.

Das Pfarrhaus ist keine solche künstlerische Antiquität wie die Kirche ...



... aber dennoch sehr reizvoll, zumindest für mich Pfälzer, der solche Häuser nicht jeden Tag sieht.

Heute also die Auflösung der Sonntagskirche im Kalenderblatt ... weils so viel zu zeigen und zu erzählen gab und weil die Kirche schon etwas Besonderes ist.



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