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24. Januar 2010


Ach, Cornelius ich weiß gar nicht so recht, ob Du dies hier willst. Aber, hey, dieses Kalenderblatt mache ich für mich ... denn es ist mir ein Bedürfnis. Gerade, weil Du sonst auf Seelenfarben eher (oder fast nur) im Hintergrund warst ... aber ... ich denke ... ja, doch ... Du wirst Dich entweder freuen oder nicht wirklich böse sein ... vielleicht gäbs eine Mail mit ein, zwei kritischen Sätzen ... aber im Grunde Deines Herzens bist Du unter den Wellen Deines Meeres ein grundgütiger Mensch.

Ich wusste ja, dass Du nicht so gesund bist ... erinnerst Du Dich bei unserem einzigen Telefonat ... ich rief Dich an, weil Du ein Problem mit den Grußkarten hattest ... wir konnten das Problem zwar nicht direkt lösen, aber es war ein gutes Telefonat. Du warst Dir nicht sicher, wie das mit Deinem Herz so weitergeht ... und nach dem Telefonat haben wir uns wieder aus den Augen verloren. War ja immer mal wieder ein paar Monate Funkstille, bis ich wieder eine Mail von Dir erhielt.

Vorgestern ... da dachte ich an Dich ... und fragte mich "was macht denn eigentlich der Cornelius ?" ... und dann hatte ich Dir eine Mail geschickt ... keine Antwort ... und dann bin ich vorgestern mal ins Internet, schauen, ob ich etwas aktuelles über Dich finde ... mit so einer kleinen Ahnung "wird doch nicht gestorben sein" ... und so wars denn auch ... Deine Todeanzeige bestätigte die Ahnung.

75 bist Du geworden ... nicht schlecht ... hätte aber mehr sein können und solche Menschen wie Du sterben eh immer zu früh.

Ich hab grad mal nachgeschaut ... die älteste Mail von Dir ist vom 28. Dezember 2004:



Ich habe keine Ahnung, worum es damals ging ... irgendeine Diskussion, bei der Du anderer Meinung warst und ich auch und die hatte ich Dir vermutlich per Mail gesagt ... das war dann Deine Antwort ... Dein "ich find dich trotzdem großartig" fand ich damals auch großartig.

Lass mich mal schauen, was noch so an Mails da ist ... Links zu Fastenkalendern ... und weil ich Dich ... darf ich ehrlich sein ... sympathisch-skurril fand ... und dann Deine Geschichte: 1934 geboren, 10 Geschwister, Lehrer ... über den Bauorden nach Österreich ins Burgenland gekommen und dort beim Bau der neuen Kirche in Wiesen geholfen. Das hatte Dich bewogen, Theologie zu studieren und ab 1966 warst Du Priester und Kaplan in Schwechat, Ebergassing, Lichtenwörth und dann Sollenau. Nach dem Tod des dortigen Pfarrers hast Du die Pfarre übernommen. Ein ganz großer Verdienst war dann, den Bau der Auferstehungskirche in Sollenau mitzugestalten und dann als Pfarrer bis zum Lebensende dort zu sein. Sicher warst Du zum Schluß Pfarrer "außer Dienst", aber nicht wirklich, denn außer Dienst warst Du nie, sondern immer Deinen Schäfchen oder wie immer Du sie genannt haben magst, verbunden.

Hups ... hab den Faden verloren oben ... eigentlich ging der Satz ja so weiter "und weil ich dich ... sympathisch-skurril fand ..." wollte ich Dich interviewen. Das fragte ich Dich dann auch, doch Deine Antwort:



*Schmunzel* ... aber ich ließ nicht locker ... fragte weiter nach ... Deine nächste Mail:



Hey ... klasse ... nun wäre es an der Zeit gewesen, mir Fragen auszudenken ... aber das ist dann meine Schwäche, das sofort zu machen. Ich nehme mir das vor, will es besonders gut machen und dann gehen weder Zeichen noch Wunder und ich melde mich auch erstmal nicht ... einen Tag später schriebst Du mir ungeduldig:



Meine Antwort dürfte "ich muss mir noch Fragen ausdenken, die kommen dann noch per Mail" gewesen sein und Deine Antwort war:



Das alles war ja noch 2005 ... ich glaube, ich hab es dann nie auf die Reihe gekriegt, Dir Fragen zu stellen ... nee, halt ... das ging schon, aber dann war die Antwort auch etwas sperrig und dann hätte ich wieder nachfragen müssen und das hat dann insgesamt einfach nicht geklappt ... was jetzt, wo ich keine mehr stellen kann, natürlich schade ist.

Aber wir haben uns trotzdem nie aus den Augen verloren ... und ich hatte Dich sogar gebeten, doch mal auf Seelenfarben aktiv zu kommentieren ... Deine Mail:







Das hat dann zwar nie geklappt, dass ich Deine Namen in der Kommentarfunktion finden konnte, aber das lag auch daran, dass ich nicht immer die Zeit hatte, auf Deine Mails so einzugehen (das betrifft aber nicht nur Dich, sondern alle, die mir Mails schicken).

Per Mail hast Du mir aber ab und zu mal etwas gesagt ... mal mich in den Senkel gestellt ...



... und dann diese liebevoll-sperrige Mail:



Sooo herrlich ... so menschlich, ein bißchen schwarzer Humor ... und ganz viel Erdverbundenheit.

So warst Du ... und das ist Deine Kirche:






Die vorletzte Mail von Dir ...



... und in der letzten hast Du mir das gesagt:




Du warst ein verdammt offener Geist ... kritisch, humorvoll ... und sehr menschlich. Als Pfarrer a.D. hattest Du doch tatsächlich insgesamt 33 Seelenfarbenkalender bestellt, damit Du möglichst vielen Menschen in Deiner Umgebung eine Freude machen kannst.

Cornelius van der Avoird ... das war Dein genauer Name ... unverwechselbar ... ich weiß noch, dass ich Dich voriges Jahr im April gefragt hatte, was denn Du von meiner so stark kritisierten Wortwahl von "Kerl am Kreuz" gehalten hast ... und Du hast in unnachahmlicher Weise so geantwortet:



Drei Tage später ...



... und auf diese Mail hatte ich dann auch nicht geantwortet *seufz*. Du bist da leider mit vielen anderen zusammen mehrheitsfähig, denn entweder es gibt jeden Tag Neues hier und die Mails bleiben liegen oder umgekehrt ... alles zusammen geht leider nicht ... doch ob es Dich tröstet, dass Du als kleine Antwort auf alle Briefe ein eigenes Kalenderblatt erhältst ?

Ich weiß nicht, ich bin mir da gar nicht sicher, ob Du diese Bühne posthum möchtest. Aber Cornelius, darf ich all das denn verschweigen ... darf ich all diese kleinen Schnipsel, die einen solches Menschenportrait wie Deines ein ganz klein wenig zusammensetzen, denn in der Schublade verschwinden lassen und irgendwann sind gelöschte Mails Dein letztes Lebenszeichen gewesen ?

Ich hab Dir (wie vielen anderen) oft nicht geantwortet und Du bist dennoch immer wieder da gewesen ... was ich jetzt noch tun kann, ist, zu Dir hinauf zu rufen "hey Du, ich konnte Dich richtig gut leiden".
 



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