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25. August 2012

Gleiches Bild wie gestern ... doch ich möchte heute mal meine Gedanken ...



... zu diesem Vorgarten schreiben.

Die Überschrift "wunderschön, aber ..." trifft es ganz gut.

Auf der einen Seite hat mir das rein vom Design her sehr gut gefallen.
Da hat sich jemand (kann auch eine Firma sein) Gedanken gemacht,
wie man Steine und grün auf ästhetische Weise anordnet.

Da stimmt die Höhe, die Tiefe, der Vorder- und der Hintergrund.
Das heißt jetzt nicht, dass ein normaler Blumengarten weniger schön ist,
das ist nicht miteinander zu vergleichen.

Was aber ein normaler Blumengarten ist: lebendig.
Dieser Garten ist pflegeleicht ... oder besser: er soll pflegeleicht sein.
Wie er in ein paar Jahren aussieht, wird sich zeigen.
Lebendiger wird er wohl nicht, denn die Steine sind tot
und ganz sicher findet sich unter den toten Steinen auch tote Folie,
damit das Leben ja nicht in den Garten hinweinwächst.

Wenn alle Gärten so wie dieser Garten wären,
dann gäbe es in diesem Ort keine Vögel mehr, weil die keine Beeren oder Würmer finden könnten.
Es gäbe auch keine Bienen und keine Schmetterlinge.

Noch gibt es ja hier und da Blumen ... aber die alten Gärten werden immer weniger
und solche Steingärten immer mehr ... und vor neuen Häusern sind fast nur noch solche Wüsten zu finden.
Oft sieht das gar nicht so schlecht aus ... schön aufgeräumt
und der Besitzer freut sich, dass er keinen Rasen mähen und kein Unkraut zupfen muss.

Es ist halt die Frage "wie viel Platz gebe ich der Natur in meinem Leben",
und zwar der Natur in ihrer Gesamtheit ... etwas Grünes ist noch nicht die Natur, die Leben ermöglicht.

Beate ist da viel radikaler in ihrer Ausdrucksweise ... sie sagt "all denen, die einen solchen Vorgarten haben,
wünsche ich, dass sie als Vogel in einem Ort, wo es nur solche Vorgärten gibt, wiedergeboren werden".

Ich schwanke da zwischen "hat seinen Reiz" und "schade für die Tiere".
Ich verstehe durchaus, dass jemand entscheiden will, seine Freizeit nicht im Vorgarten,
sondern auf andere Weise zu verbringen ... und generell gilt "jeder darf seinen Vorgarten
so gestalten, wie er das will" ... betonieren ist nicht verboten.

Und daheim liegt dann die Landlust-Zeitung auf dem Tisch neben dem Fenster mit Blick auf die Vorgartenwüste
sitzt jemand, der ah und oh macht bei all den schönen Bildern von blühenden Gärten.

Es ist die Zeit der Steine gekommen ... ganz früher waren es Nutzgärten mit Blumen,
dann gab es Blumengärten mit Nutzgarten ... und von denen sind ja auch schon viele verschwunden,
zugunsten von Rasenflächen, auf denen die Gänseblümchen schon vor der Blüte gekillt werden.
Die Konsequenz der Entwicklung sind nun diese Steingärten ... und die Zeit wird sich weiterdrehen
und in 10 oder 20 Jahren sieht es überall so aus oder es gibt einen neuen Trend.

Ob der dann "zurück zur Natur" ist ?
Oder der Pseudo-Natur-Vorgarten mit künstlichen Blumen, die wie echt aussehen ?
Auf denen sitzt dann ein Schmetterling, sagt "Hunger" und fällt darnieder ?
Den nimmt dann jemand, wirft ihn weg, hat eine Idee und klemmt künstliche Schmetterlinge,
die Dank Solarenergie in der Nacht leuchten an die Blumen.

Blumen sind etwas Wunderschönes, aber man muss sich Zeit für sie nehmen.
Die wird heute oft vor dem PC oder Fernseher verbracht.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass es heute nicht mehr so ist,
dass er arbeiten geht und sie daheim ist und Zeit für den Garten hat.
Heute arbeiten beide und das oft lang und manchmal in mehreren Jobs,
da ist nach Feierabend nicht mehr viel Energie und Lust für den Vorgarten da.

Allerdings könnte man wenigstens Wildwuchs akzeptieren,
doch gepflegt solls schon sein ... und ordentlich und schon sauber.
Viele wissen allerdings nicht, dass ein solcher Steingarten drei Jahre später
lang nicht mehr so schön aussieht wie nach der Neuanlage.

Es gibt auch die "das macht jeder so", "das ist modern", "guck mal da, die auch"-Gedanken.
Wenn überall solche Steingärten wachsen, muss man irgendwie auch so was haben.
Das Bequemere setzt sich leichter durch und gewinnt fast immer.
Die Gedanken an die Natur und die Mitmenschen werden immer leiser.



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