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6. August 2016


Heute möchte ich zuerst mal Herrn Franz Brod knuddeln.
Auch wenn ers nicht gerne haben sollte ;)).

Aber er hat etwas getan, dass eigentlich Frevel ist.
Er hat den letzten Wunsch seines Freundes mißachtet.
Dieser war ein Schriftsteller und wollte, dass nur 6 seiner Bücher
für die Nachwelt erhalten bleiben sollen.

Max hielt sich nicht dran und publizierte das ganze Werk.
Die literarische Welt ist heute heilfroh drüber, denn es geht um den Schriftsteller



Wenn man mich als Nichtbuchleser fragt, wer das denn sei,
würde ich "großer Schriftsteller und/oder Denker" sagen.
Aus Russland, vielleicht auch der Tschechoslowakei.

Der Name begegnet mir eigentlich nur als Name unter diversen Aphorismen.
Und das Wort kafkaesk kenne ich auch ?

Weißt Du mehr von Franz Kafka ?
Weißt Du, was kafkaesk ist ?


Nachgeschaut ... er wurde 1883 in Prag geboren, damals war das Österreich-Ungarn.
Er selbst fühlte sich nicht als Tscheche, auch nicht als Deutscher oder Österreicher.
Er nannte sich "deutscher Muttersprachler".

"Kafkaesk" bedeutet
"in der Art der Schilderungen Kafkas; auf unergründliche Weise bedrohlich"
oder
"so absurd und in seinen Zusammenhängen undurchschaubar,
dass es an bestimmte Situationen aus dem literarischen Werk Franz Kafkas erinnert".

So hoch angesehen Franz Kafka als Schriftsteller heute ist,
so wenig war er mit sich selbst zufrieden und haderte und zweifelte.

Ich will jetzt nicht zu tief in die Welt vom Franz eintauchen,
sondern einfach ein paar Zitate/Aphorismen von ihm bringen:


"Im Kampf zwischen dir und der Welt sekundiere der Welt."

Falls Du das nicht verstehst ... macht nix, ich tus auch nicht.
Aber man könnte drüber diskutieren ;).

"Das Glück begreifen, dass der Boden, auf dem Du stehst,
nicht größer sein kann, als die zwei Füße ihn bedecken."

Ja, die hohe Kunst des Nachdenkens beim Schreiben
und der Leser darf die hohe Kunst des Interpretierens anwenden. Oder lernen.

"Die Demut gibt jedem, auch dem einsam Verzweifelnden, das stärkste Verhältnis zum Mitmenschen,
und zwar sofort, allerdings nur bei völliger und dauernder Demut."

Dat iss mir zu demütig.

"Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben."

Upps ... dann will ich lieber doof bleiben.
Aber vielleicht ist es wirklich so, dass, wenn man alle Dinge durchblickt,
also auf einer höheren geistigen Ebene schwebt, nicht mehr allzuviel
Lebenswertes am Leben entdeckt ... wenn man zu hoch schwebt
um die kleinen Blümchen zu sehen.

"Prüfe dich an der Menschheit.
Den Zweifelnden macht sie zweifeln, den Glaubenden glauben."

Wenn das jemand sagt, ohne zu sagen, von wem das ist ... oder wenn das
ohne Namenszusatz irgendwo steht ... dann rutscht einem vielleicht ein "Schwachsinn" raus.
Steht aber Franz Kafka drunter, dann muss das etwas Wertvolles sein
und man beginnt zu überlegen, was er wohl gemeint haben könnte
und welch wichtige Erkenntnis da drin steckt.

"Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht."

Ja, stimmt ... ist leider so ... die Welt ist nicht unbedingt ehrlich.
Aber sie schwört dir, dass das alles stimmt, was gesagt wird.

"Richtiges Auffassen einer Sache und Mißverstehn der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus."

Da kann man herrlich drüber diskutieren und nachdenken.
Vielleicht sollte es Überzitatediskutierabende geben ... könnte interessant sein.

"Das, was Verantwortungsgefühl ist und als solches sehr ehrenswert wäre,
ist im letzten Grunde Beamtengeist, Knabenhaftigkeit, vom Vater gebrochener Wille."

So arg glücklich kann der Franz in seinem Inneren nicht gewesen sein.

"Die Eltern, die Dankbarkeit von ihren Kindern erwarten (es gibt sogar solche, die sie fordern),
sind wie Wucherer, sie riskieren gern das Kapital, wenn sie nur genug Zinsen bekommen."

Das verstehe sogar ich ... und da ist was dran.
Aber man könnte diskutieren, ob das nicht zu schwarzweiß gedacht ist.

"Ein Mensch, der kein Tagebuch hat,
ist einem Tagebuch gegenüber in einer falschen Position."

*lächel* ... hat er schön ausgedrückt ... "der kann halt nix damit anfangen" hat er gemeint,
das aber auf eine ganz tolle Weise formuliert.
Ein Mensch der nicht gerne bügelt, ist seinem Bügeleisen gegenüber in einer falschen Position ;)).

"Es gibt Möglichkeiten für mich, gewiss, aber unter welchem Stein liegen sie?"

Da möchte man Franz einfach mal umarmen ... wenn der wüsste,
wieviel Steine er hochgehoben hat, ohne sich dessen bewusst zu sein.

"Was bist du? Elend bin ich.
Zwei Brettchen gegen die Schläfen geschraubt habe ich."

... ach ... seufz.

"Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins."

Du Dummerchen ... nochmal vielen Dank an Herrn Brod,
dass er sich nicht der Meinung seines Freundes angeschlossen hat
und dadurch einen Großteil des Werkes von Franz Kafka für die Nachwelt gerettet hat.
 



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