Folge 5
(die Folgen 1-4 sind zum Nachlesen unter dem weiter-Link zu finden)
(Auf einmal blitzte es in Rudolfs Augen,
"ich hab da eine Idee" sagte er, sah dabei um viele Jahre jünger aus,
stand auf und ging die Treppe hinunter in den Keller. Julia hörte, dass
er ein paar Kisten zur Seite schob, auf einmal "ah, da ist er ja" sagte
und wieder die Treppe heraufkam.
Rudolf hatte einen mittelgroßen Karton in der Hand und sagte zu Luisa
"schau mal, was ich da hab ...")
"Rudolf öffnete den Karton. Luisa stand ganz
ungeduldig daneben und war neugierig auf das, was Rudolf wohl dort rauszaubern
würde.
"Was ist das denn ?" fragte sie und Rudolf antwortete "das sind
Feuerwerksraketen"
Luisa ging schmollend in den Sessel zurück "ich will zu meinem Großvater und du
hast nichts anderes im Sinn, als ein Feuerwerk zu machen".
"Ja, habe ich und sogar ein ganz großes - komm mit"
"Nein, ich mag nicht ..."
"Dann gehe ich eben alleine deinen Opa rufen"
Luisas Gesicht war ein einziges Fragezeichen, aber das Wort "Opa" ließ sie nicht
mehr länger in der Ecke sitzen. Sie folgte Rudolf ins Freie. Asso wollte auch
mit, aber er durfte nicht. "Nein, Asso, das geht nicht, du hast doch immer Angst
beim Feuerwerk, ich hole dich dann später" hat ihm Rudolf freundschaftlich
gesagt und Asso verzog sich wieder in sein Körbchen. Allerdings nicht schlafend,
sondern in Wartestellung.
Auf einmal lachte der Engel "stimmt's, du willst mich mit einer Rakete in den
Himmel zu Opa schießen ? Das ist ja klasse !!".
"Nein, das geht doch nicht, du bist zwar ein kleiner Engel, aber doch zu schwer
für eine Silvesterrakete. Und wir wollen doch nicht, dass du wieder im Gebüsch
landest" lachte Rudolf.
Luisa schmollte nun ein bisschen "ja, ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Das
musst du mir nicht immer wieder sagen. Sag mir lieber, was du vorhast" drängelte
nun das kleine himmlische leicht ärgerliche Wesen.
Rudolf antwortete ihr und dabei sah er sie liebevoll an "es ist doch ganz
bestimmt so, dass dein Opa dich sucht. So wird er da oben irgendwo seine Runden
drehen und schauen, ob er irgendetwas Auffälliges sieht. Und was gibt es denn
Auffälligeres als ein Feuerwerk mitten im Dezember?"
(wird fortgesetzt)
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Folge 4
"Ja", sagte er, "seit fünf Jahren wohne ich ganz alleine hier". Er hielt
kurz inne, trank einen Schluck Tee und hoffte, dass er nicht anfing,
richtig zu heulen. Er seufzte noch mal und fuhr dann etwas gefestigt
fort "Gerlinde, meine Frau, ist vor fünf Jahren gestorben. Krebs, es
ging ganz schnell. Asso war damals ein Jahr alt ... er ist mir als Erinnerung an die
langen gemeinsamen Spaziergänge geblieben. Und so gehe ich heute noch unsere
Wege über die Felder".
"Hast du denn keine Kinder" unterbrach in Luisa.
"Doch, sogar zwei Stück. Aber weißt du, mein Engel, die leben ihr eigenes Leben.
Harald, mein ältester Sohn lebt in Amerika mit seiner Frau und zwei Kindern. Zu
Weihnachten wird eine Karte kommen mit vielen Wünschen, mehr nicht. Und dann
habe ich noch eine Tochter, die lebt in München. Sie habe ich vor drei Jahren
bei Ihrer Hochzeit zum letzten Mal gesehen. Ach Mensch ..." und jetzt liefen
doch ein paar Tränen über seine Wangen "hätte ich sie doch bloß nicht vor ihrem
Freund warnen wollen. Aber ich konnte einfach nicht anders, ich sehe doch einem
Menschen an, ob er es ehrlich meint. Und dieser Jens meinte es nicht gut mit
meiner Tochter. Aber sie hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass ich
dazwischen geredet habe und wir sind im Unfrieden auseinander. Ein paar Monate
später habe ich ihr einen langen Brief geschrieben, aber er kam unzustellbar
zurück. Ich weiß nicht, wo und wie meine Tochter nun lebt."
Und nun heulte er ... und es war nun der Engel Luisa, der Rudolf liebevoll in den Arm
nahm.
Rudolf fing sich wieder "aber heut ist heut und wir haben im Moment ganz andere
Probleme. Wir müssen es irgendwie schaffen, dass du wieder zu deinem Opa
zurückkommst."
Luisa saß ratlos daneben "aber was können wir tun ?".
Und wieder ergriff eine melancholische Stille den Raum.
Auf einmal blitzte es in Rudolfs Augen, "ich hab da eine Idee" sagte er, sah
dabei um viele Jahre jünger aus, stand auf und ging die Treppe hinunter in den
Keller. Julia hörte, dass er ein paar Kisten zur Seite schob, auf einmal "ah, da
ist er ja" sagte und wieder die Treppe heraufkam.
Rudolf hatte einen mittelgroßen Karton in der Hand und sagte zu Luisa "schau mal,
was ich da hab ..."
Folge 3
Nun saßen die Drei im gedämpften Licht vor ihren duftenden Teetassen. "Kaminfeuer-Tee",
sagt Rudolf "ich liebe diesen Tee, er bringt ein bisschen Wärme in die
Vorweihnachtszeit".
Doch so ganz stimmte das an diesem Tag nicht
Denn Rudolf sah eine kleine Träne in Luisas Auge. "Ich weiß, du hast Sehnsucht
nach deinem Opa" sagte er ganz sanft.
"Ja" schluchzte der Engel, "wo er wohl sein mag und ob er mich sucht ?".
"Bestimmt sucht er dich !"
"Aber wie soll er mich finden, er weiß doch nicht, dass ich hier bei Dir sitze"
"Hmm, da hast du recht, da müssen wir uns etwas einfallen lassen ... aber was ?"
kurze, ratlose Pause ...
Rudolf unterbrach die Stille "darf ich dich mal was fragen ?"
"Was denn ?"
"Was habt ihr denn eigentlich schon so früh dort oben gemacht, es ist doch erst
in zwei Wochen der Tag der Bescherung ?"
Die Antwort kam sofort "Opa hat seinen neuen Schlitten Probe gefahren. Ganz neu
ist der Schlitten, der hat in der Sonne ganz toll geblinkt. Ein richtig schöner
Schlitten. Und ich bin aus ihm rausgefallen ... ich will zurück zu meinem Opa"
... und wieder war Luisa dem Weinen ganz nah ...
Da Rudolf aber im Moment auch keine Lösung wusste, wurde es ganz still in dem
Raum. Die Gedanken mischten sich mit dem Rauch der Kerzen und die Stimmung war
gedrückt. Asso hatte sich inzwischen in sein Körbchen zurückgezogen und schien
zu träumen, wie man an seinen zuckenden Pfoten sehen konnte.
Diesmal war es Luisa, die die Stille unterbrach: "wohnst du ganz alleine hier ?"
Und jetzt war es Rudolf, dem eine Träne im Auge stand.
Folge 2
"Ja, vom Schlitten gefallen" und dann begann
Luisa zu erzählen, schluchzend und ärgerlich zugleich. "Jetzt habe ich solange
gebettelt, bis ich endlich beim Opa mit auf den Weihnachtsschlitten durfte und
dann falle ich dort runter. Opa hat noch gesagt, dass das gefährlich sein kann,
wenn der Schlitten in eine Kurve geht, aber ich hab' versprochen, dass ich mich
gut festhalten werde.
Und dann bin ich eingeschlafen durch das gleichmäßige
Hoppeln des Schlittens. Und weil ich gestern Nacht vor lauter Vorfreude kaum
geschlafen habe."
Rudolf hörte dem Mädchen zu und dachte zu sich "so eine Enkelin habe ich mir
immer gewünscht". Fast wollte eine Träne in sein Auge steigen, doch er fing sich
wieder und fragte Luisa "aber Engel können doch fliegen ?".
"Ja, aber ich komme doch erst nächstes Jahr in die Flugschule für die weiten
Strecken. Mal kurz von Wolke zu Wolke, das klappt schon, aber als ich vom
Schlitten fiel und der bereits zu weit weg war, um zu rufen, da habe ich das
flugtechnisch nicht so auf die Reihe gekriegt. Ich bin dann immer näher zur Erde
gekommen und hier fliegt es sich viel schwerer, weil die Luft dicker ist als
dort oben, ich habe es gerade noch geschafft, so zu landen, dass ich mir die
Flügel nicht breche. Aber verbogen sind sie schon. So'n Mist !!"
"Dürfen denn kleine Engel fluchen" fragte Rudolf und der ansonsten weiße Engel
wurde auf einmal etwas rot im Gesicht und ganz verlegen.
Rudolf drückte die Kleine und jetzt kam auch Asso, der die ganze Zeit das
Geschehen misstrauisch beobachtet hatte, zu den Zweien. Und drückte sich ganz
liebevoll an den Engel.
"Wie heißt ihr Zwei denn" fragte sie und erhielt die Antwort "das da ist Asso
und ich bin der Rudolf".
"Rudolf ... du heißt genau wie mein Opa" lachte das Mädchen, wurde dann aber
ganz ernst und meinte "und der ist mit dem Schlitten jetzt wasweissichwo ...".
"Komm, wir gehen jetzt erst mal nach Hause und machen uns einen warmen Tee"
sagte Rudolf und die ungleichen Drei zwischen Himmel und Erde machten sich auf
den Weg ...
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Folge 1
"Asso, bei Fuß" schallte es durch den
Dezember-Abend. Rudolf, der wie jeden Tag einen ausgedehnten Spaziergang
machte, rief seinen Hund zurück. Dieser war bellend zu den Sträuchern am
Rand einer Wiese gerannt und, da der Hund alles essen wollte, was auch
nur im Entferntesten danach aussieht, pfiff er ihn lieber zurück. Bevor Asso noch etwas Ungenießbares zu sich nahm.
Rudolf wollte weitergehen, als er sah, dass sich dort, wo der Hund
gerade war, etwas bewegte. Er rieb sich die Augen ... und es bewegte
sich immer noch. Und, wenn er genauer hinschaute, schien es ziemlich
groß und weiß zu sein. Was kann weiß sein und in den Sträuchern
rascheln. Merkwürdig ...
Vorsichtig ging Rudolf über die Wiese, um mal nachzuschauen.
Als er ein paar Meter entfernt war, hörte er eine helle, sehr angenehme
Stimme, die allerdings gerade am Fluchen und Weinen war. "So'n Mist,
hätt' ich mich doch festgehalten" sagte die Stimme.
"Das ist doch ..." Rudolf stutzte "... ein kleines Mädchen". Vorsichtig
half er dem Mädchen aus dem Gebüsch. "Pass doch auf, mein Flügel, der
ist eh schon verbogen" sagte die Kleine und da fiel es auch Rudolf auf,
das kleine Mädchen hatte Flügel.
"Ein Engel" entfuhr es dem Schreinermeister in Rente, dann schüttelte er
lachend den Kopf und sagte "du bist aber früh dran, Fasching ist doch
erst in drei Monaten".
Meinte das Mädchen "veräppeln kann ich mich selbst, ich heiße Luisa und
bin ein Engel".
"Ja, mein Engel" sagte Rudolf väterlich und wollte die Flügel etwas
zurechtrücken. "Aua" schallte es ihm entgegen, "reicht es nicht, dass
meine Flügel verbogen sind, musst du auch noch daran zerren".
Rudolfs Gesichtsfarbe wechselte in Richtung blass, als er sah, dass das
wirklich ein Engel war. Zwar nicht mehr reinweiß, sondern durch die
Landung mit grünen und braunen Flecken, aber wirklich ein Engel.
Rudolf wurde auf einmal ganz anders ... "mir wurde ein Engel geschickt"
sagte er erfurchtsvoll.
"Ah ba, nix geschickt, ich bin vom Schlitten gefallen" bekam er als
Antwort.
"Vom Schlitten gefallen ? ..."
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