Vor knapp zwei Wochen hatte ich im Lichtblick beim
Tagesthema nach "Dichter und Maler in der Familie" gefragt.
Daraufhin hatte Greta folgendes kommentiert:
"Leider hast Du nicht nach Musiker gefragt - da hätte ich ganze
Generationen unserer Familie aufzählen können."
Diesen Kommentar habe ich sofort gelöscht ...
... damit dieses Kalenderblatt heute eine Überraschung wird :).
Denn ich wusste, das wird bestimmt ganz spannend, da mehr darüber zu
erfahren.
Und so ist es ... Greta hat extra fürs Kalenderblatt eine Vorstellung
ihre musikalischen Familie geschrieben.
Titel
Die Schmidts – ein Leben mit Musik
Greta schreibt:
Mein Mädchenname ist SCHMIDT – GRETA SCHMIDT – seit über 50 Jahren heiße
ich Kiesel.
Die Familien Schmidt waren seit Generationen Musiker, Schauspieler und
Gaukler.
Tradition war, dass immer ein "ordentlicher" Beruf erlernt wurde um ein
festes Standbein zu haben, doch die Kunst hatte Vorrang. Die "Schmidt"
waren sehr bekannt, wurden zu allen Festen und Feierlichkeiten gerufen
um mit ihren Kapellen oder als Solisten, alle spielten mehrere
Instrumente, die Menschen zu unterhalten.
Im 18./19. Jahrhundert teilte sich die Familie.
Am Bayerischen Hof wurde die königliche Familie auf einige
Allroundkünstler aufmerksam und holte sie zum Königlichen Hoftheater um
hier aufzutreten. Sie machten Karriere, konvertieren zum katholischen
Glauben und schrieben sich mit "tt" – also Schmitt – traten jedoch unter
einem Künstlernamen auf.
Eine Tante hatte noch sehr guten Kontakt zu dem Münchner Familienclan,
u.a. hatte ein sehr bekannter Filmstar in die Familie eingeheiratet.
Meine Generation verlor diesen Kontakt, die Jugend hatte kein Interesse
daran – leider, deshalb ist es auch jetzt schwer einen Stammbaum zu
erstellen.
Auch die Familie großmütterlicherseits (Die "Brunners") waren
musikalisch sehr begabt. Ich erinnere mich noch sehr genau an den "Brunners-Onkel"
wie wir Kinder ihn nannten, ein großer stattlicher Mann, der seine
eigene Kapelle hatte.
Das Foto zeigt die Kapelle, in der mein Großvater, mein Onkel und mein
Vati spielte, er war damals etwa 17 Jahre alt.
Aktuell führt die nachfolgende Generation der "Brunners" die
künstlerische Tradition noch fort, als Musiker, als Herausgeber
spezieller und individueller Bücher und als Konzertagenten.
Mein Großvater väterlicherseits besaß eine Schuhmacherei mit Gesellen
und Lehrlingen – aber das war für ihn "Nebensache" – seine Musik, er
spielte viele Instrumente, war sein Lebensinhalt.
Das setzte sich in seinen Söhnen fort:
Hans Schmidt, der Älteste,
(auch im Nebenberuf Schuhmacher) wirkte bis zu seinem Tode als Komponist
und leitete an unserem Heimatort eine bekannte Musikschule.
Mein Vater, Konrad Schmidt, studierte und lehrte am Musikkonservatorium
in Nürnberg.
Hier sehen wir ihn, wie er im Offizierscasino Akkordeon spielt (er hatte eine
Sonderanfertigung von Hohner).
Auch er war Komponist, hatte ein bekanntes
Akkordeon-Ensemble und leitete ein Orchester der Wehrmacht. In dieser
Funktion kam er bei einem der schweren Luftangriffe auf Nürnberg ums
Leben.
Mein Cousin war Musikprofessor in Detmold und veröffentlichte einschlägige,
heute noch gültige
Literatur für
den Musikunterricht in den Schulen.
Mein Bruder widmete sich der Musik "nur" hobbymäßig. Er leitete den
Posaunenchor in unserem Heimatstädtchen, jazzte mit Musikern aus
weltbekannten Symphonieorchestern, und ist noch heute darüber stolz.
Ich sollte – und wollte Sängerin werden. Ich sang seit der frühesten
Kindheit ...
... begleitete mich selbst am Klavier, sang bei Veranstaltungen in
der Kirche und bei Schulabschlüssen. Leider gab es nach dem Tode meines
Vaters finanziell keine Möglichkeit, das Studium durchzuführen.
So haben
mein Mann und ich (auch er hat Musik studiert, bevorzugte aber dann doch
den "bürgerlichen" Beruf) immer noch Freude an und mit der Musik.
Ich erinnere mich sehr gut an unsere Hausmusikabende. Die musizierende
Familie war bekannt.
Nach unserer Generation brach die Tradition. Unsere Tochter lernte zwar
auch einige Musikinstrumente spielen – ich begleitete sie dabei am
Klavier.
Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Urenkel meines Bruders
interessieren sich wieder und lernen wieder, mit Unterstützung ihres
Urgroßvaters, einige Instrumente.
Vielen lieben Dank, Greta, für diesen
musikalischen Familienrückblick :)).
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