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2. August 2017


Vor knapp zwei Wochen hatte ich im Lichtblick beim Tagesthema nach "Dichter und Maler in der Familie" gefragt.

Daraufhin hatte Greta folgendes kommentiert:

"Leider hast Du nicht nach Musiker gefragt - da hätte ich ganze Generationen unserer Familie aufzählen können."

Diesen Kommentar habe ich sofort gelöscht ...

... damit dieses Kalenderblatt heute eine Überraschung wird :).
Denn ich wusste, das wird bestimmt ganz spannend, da mehr darüber zu erfahren.

Und so ist es ... Greta hat extra fürs Kalenderblatt eine Vorstellung ihre musikalischen Familie geschrieben.

Titel

Die Schmidts – ein Leben mit Musik

Greta schreibt:

Mein Mädchenname ist SCHMIDT – GRETA SCHMIDT – seit über 50 Jahren heiße ich Kiesel.

Die Familien Schmidt waren seit Generationen Musiker, Schauspieler und Gaukler.
Tradition war, dass immer ein "ordentlicher" Beruf erlernt wurde um ein festes Standbein zu haben, doch die Kunst hatte Vorrang. Die "Schmidt" waren sehr bekannt, wurden zu allen Festen und Feierlichkeiten gerufen um mit ihren Kapellen oder als Solisten, alle spielten mehrere Instrumente, die Menschen zu unterhalten.

Im 18./19. Jahrhundert teilte sich die Familie.
Am Bayerischen Hof wurde die königliche Familie auf einige Allroundkünstler aufmerksam und holte sie zum Königlichen Hoftheater um hier aufzutreten. Sie machten Karriere, konvertieren zum katholischen Glauben und schrieben sich mit "tt" – also Schmitt – traten jedoch unter einem Künstlernamen auf.

Eine Tante hatte noch sehr guten Kontakt zu dem Münchner Familienclan, u.a. hatte ein sehr bekannter Filmstar in die Familie eingeheiratet. Meine Generation verlor diesen Kontakt, die Jugend hatte kein Interesse daran – leider, deshalb ist es auch jetzt schwer einen Stammbaum zu erstellen.

Auch die Familie großmütterlicherseits (Die "Brunners") waren musikalisch sehr begabt. Ich erinnere mich noch sehr genau an den "Brunners-Onkel" wie wir Kinder ihn nannten, ein großer stattlicher Mann, der seine eigene Kapelle hatte.



Das Foto zeigt die Kapelle, in der mein Großvater, mein Onkel und mein Vati spielte, er war damals etwa 17 Jahre alt. Aktuell führt die nachfolgende Generation der "Brunners" die künstlerische Tradition noch fort, als Musiker, als Herausgeber spezieller und individueller Bücher und als Konzertagenten.

Mein Großvater väterlicherseits besaß eine Schuhmacherei mit Gesellen und Lehrlingen – aber das war für ihn "Nebensache" – seine Musik, er spielte viele Instrumente, war sein Lebensinhalt.

Das setzte sich in seinen Söhnen fort: Hans Schmidt, der Älteste, (auch im Nebenberuf Schuhmacher) wirkte bis zu seinem Tode als Komponist und leitete an unserem Heimatort eine bekannte Musikschule.

Mein Vater, Konrad Schmidt, studierte und lehrte am Musikkonservatorium in Nürnberg.



Hier sehen wir ihn, wie er im Offizierscasino Akkordeon spielt (er hatte eine Sonderanfertigung von Hohner).

Auch er war Komponist, hatte ein bekanntes Akkordeon-Ensemble und leitete ein Orchester der Wehrmacht. In dieser Funktion kam er bei einem der schweren Luftangriffe auf Nürnberg ums Leben.

Mein Cousin war Musikprofessor in Detmold und veröffentlichte einschlägige, heute noch gültige Literatur für den Musikunterricht in den Schulen.

Mein Bruder widmete sich der Musik "nur" hobbymäßig. Er leitete den Posaunenchor in unserem Heimatstädtchen, jazzte mit Musikern aus weltbekannten Symphonieorchestern, und ist noch heute darüber stolz.

Ich sollte – und wollte Sängerin werden. Ich sang seit der frühesten Kindheit ...



... begleitete mich selbst am Klavier, sang bei Veranstaltungen in der Kirche und bei Schulabschlüssen. Leider gab es nach dem Tode meines Vaters finanziell keine Möglichkeit, das Studium durchzuführen.

So haben mein Mann und ich (auch er hat Musik studiert, bevorzugte aber dann doch den "bürgerlichen" Beruf) immer noch Freude an und mit der Musik.

Ich erinnere mich sehr gut an unsere Hausmusikabende. Die musizierende Familie war bekannt.

Nach unserer Generation brach die Tradition. Unsere Tochter lernte zwar auch einige Musikinstrumente spielen – ich begleitete sie dabei am Klavier. Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Urenkel meines Bruders interessieren sich wieder und lernen wieder, mit Unterstützung ihres Urgroßvaters, einige Instrumente.

Vielen lieben Dank, Greta, für diesen musikalischen Familienrückblick :)).



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