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12. Oktober 2017





Tag 7

Gucken wir doch erst mal auf die Karte ...



... 1 war Kiel und Start, 2 war Visby auf Gotland, 3 Stockholm, 4 Mariehamn ...

... und dann sind wir wieder ziemlich weit in Richtung Osten gefahren
und bei Nummer 5 in Sankt Petersburg gelandet.

Schauen wir uns doch mal diesen Bereich ...



... näher an:



Ganz bestimmt haben wir alle den "finnischen Meerbusen", so nennt sich diese Bucht,
schon mal im Erdkundeunterricht gehört (hören müssen) ... obwohl es ja "der" Busen heißt,
kann diese Bucht dennoch nur weiblich sein ... Männer haben ja keinen Busen ;)).

Am Ende der Brust liegt St. Petersburg ... und 30 km weiter westlich ...



... da sind wir jetzt mit Bus und Tragflügelboot hingefahren.

Den Erdkunde-Unterricht haben wir also nun hinter uns ...

... nun kommt der Geschichtsunterricht ... auwei, viel schlimmer noch ;)).


Aber jedes Ding hat ja seinen Anfang und wir gucken mal,
wie bei diesem roten Punkt alles begonnen und wo es hingeführt hat.

1709
Der Zar hat gegen die Schweden gewonnen und sagt "hurra, ich bau mir ein Schloss".

1714
Die Planungen für das Schloss beginnen "ich bau dir ein Schloss, so wie im Märchen, da will ich mit dir ..." ... .
Zar Peter war lange auf Rundreise durch Europa und hat so ein paar optische und technische Ideen mitgebracht
und arbeitet aktiv an der Planung mit.

1714-1723
"schaffe, schaffe, Häusle baue ... und net nach der Zarin schaue ...".

1723
Das Schloss heißt Peterhof und wird eingeweiht.
Ein großes, aber dennoch schlichtes Schloss.
Das noch nicht fertig ist ... was schon soweit steht, ist die goldene Kaskade,
ein großer Teil des Parks, die zwei Lustschlösser im Park namens Monplaisir und Marly
(letzteres eine Reminiszens an das Schloss Marly-le-Roi von Ludwig XIV)
und der 400 Meter lange Kanal zur Ostsee.

1723-1725
Peter wohnt im Sommer im Schloss, welches ständig erweitert und verschönert wird.

1725
Peter wohnt nicht mehr im Schloss, er ist in den Himmel umgezogen.

1726-1730
Das Schloss steht leer.

1730
Zarin Anna lässt die Arbeiten in Schloss wieder aufnehmen.

1740
Neue Zarin, neues Glück ... auch Elisabeth lässt weiter bauen ... das Hauptgebäude wird verlängert und aufgestockt,
es werden kurze Seitenflügel angefügt und es entstehen Pavillonbauten.
Und auch eine Schloßkirche.

1752
Das gelbe Schloss mit weißen Dekorationen sieht in etwas so wie heute aus.

1753-1850
Immer wieder bauen die Zaren an diesem Schloss, ihrer Residenz.
Und sie bewohnen das Schloss auch in unregelmäßigen Abständen immer wieder.
Es gibt mittlerweile prächtige Paradezimmer (goldener Saal, Thronsaal) und ein mächtiges Treppenhaus,
aber auch  Wohnräume, wie z.B. das Schlafzimmer Peters des Großen.

1941
Die Deutschen kommen näher ... Museumsmitarbeiter versuchen,
die meisten Kunstschätze zu evakuieren ... manche kamen nach Sankt Petersburg,
andere gingen auf dem Transport verloren.

23.9.1941
Die Deutschen sind da ... abends schlägt ein Geschoss ein und der Palast fängt Feuer.

24.9.1941-19.1.1944
Das zerstörte Schloss Peterhof wird zum Stützpunkt umgebaut, Panzergräben werden durch die Parkanlage gezogen,
es werden Minen gelegt und Stacheldraht ... es sollte ein planmäßig organisierter Kunstraub erfolgen,
doch diverse andere Truppenteile hatten bereits viele Kunstobjekte geraubt.

Derweilen wird das heutige Sankt Petersburg blockiert (Leningrader Blockade),
da machen die deutschen, finnischen und spanischen Truppen mit.
Man will die Bewohner der Stadt durch eine Blockade der Stadt verhungern lassen
und man schafft das auch ... 1,1 Millionen Menschen ( 1100000 ) sterben.

1945
Es beginnen sofort die Aufräumarbeiten ... noch im Sommer diesen Jahres
werden Teile des Unteren Garten nach dessen Rekonstruktion wieder für Besucher geöffnet.
Die Museumsleitung beschließt, als erstes die Große Kaskade wieder aufzubauen.
Etwas die Hälfte der Figuren haben den Krieg überstanden, große Skulpturen liegen im Park vergraben.
Auch Adam und Eva wurden gefunden, die Zentralfigur des Samson ist bis heute verschollen
und musste durch eine Kopie ersetzt werden.

1956
Das ...



... ist der Neptunbrunnen.

Dieser wurde 1656 gebaut und stand ... in Nürnberg.
Ein als Mahnmal für den Dreißigjährigen Krieg entworfener Barockbrunnen.

1797 kaufte Zar Paul I. der Stadt Nürnberg die Figuren des Brunnens ab
und lässt sie zum Peterhof verschiffen und baut sie dort frontal vor dem großen Palast auf.
Weil der Zeitgeschmack ein anderer war, wurden die Figuren neu arrangiert.

1895 ... Deutschland hätte gerne den Brunnen wieder, der Brunnen wird mittlerweile
als wertvolles Zeugnis des deutschen Frühbarocks angesehen, doch die Verhandlungen
des kaiserlichen Außenministerium über den Rückkauf scheiterten.

Als nette Versöhnungsgeste gestattet der Zar aber die Abformung
und so steht seit 1902 wieder ein Neptunbrunnen in Nürnberg.

1941 ... nun waren die Deutschen ja vor Ort ... und ... schwupps ... weg war er, der Brunnen.
Denn er wurde als Kriegsbeute abgebaut, nach Nürnberg gebracht und dort im Paniersbunker eingelagert.

1945 ... weil ja manches Leid auch manche Freud beinhalten kann ... "weil" der Brunnen
geklaut wurde, wurde er nicht durch den Artilleriebeschuss beim Rückzugsgefecht zerstört.
Durchs Klauen hatten die Deutschen ihn also gerettet ... der Brunnen überstand den Krieg unbeschadet.

1947 wurde der Brunnen in den Originalkisten des Kunstraubs von 1942
nach Leningrad gebracht und dort erstmal eingelagert.

Kontrolle der Teile ... eine Nereide (Nymphe) fehlt.
In der Kiste, auf der Nereide steht, war ein erbeutetes Motorrad drin.

1956 ... nun wurde der Brunnen wieder im Schloss aufgebaut.

1957-heute
Durch die ganzen Jahre gibt es Restaurierungsmaßnahmen, viele zerstörte Kunstwerke müssen
mühevoll wieder rekonstruiert werden und immer wieder fehlte das Geld dafür.
Viele Kunstschätze gelten bis heute verschollen.

aktuell
Der Palast ist ein Touristenmagnet, die sich am Palast, seinen Gärten, den Schlösschen im Park
und den Wasserspielen erfreuen ... für den russischen Tourismus ist Schloss Peterhof eines der wichtigsten Ziele.


Und wir sind ja auch da :)).

Und wir können ausnahmsweise fliegen ... damit wir so alles besser sehen können:



Das ist der mit gestutzten Büschen und Bäumen, Rasenflächen, großen Bassins, vergoldeten Statuen und Vasen
dekorierte Obere Garten ... er entspricht einem typisch französischen Barockpark.



Das ist die andere Seite des Schlosses mit der Goldenen Kaskade und dann
kommt der Kanal zur Ostsee und ein großer Landschaftsgarten.

Heute fliegen wir ... zuerst über die Landkarte, dann durch die Geschichte
und nun übers Schloss ... in der nächsten Folge sind wir dann wieder gelandet :)).

[ wird fortgesetzt ]



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