"Karl", eine Fortsetzungsgeschichte
Folge 1: "gepackte Koffer"
... das hätte er sich nie träumen lassen, irgendwann einmal in
seinem Leben in einem Hausflur neben zwei Koffern sitzen und nicht wissen,
wohin.
"Da muss ich 33 Jahre alt werden, um das zu erleben" murmelte Karl vor
sich hin und ein leises "aber Petra ..." hinterher. Doch es war ihm klar,
dass es keinen Wert mehr hat. Es trennte zwar räumlich nur eine Tür die
Beiden, doch vom Herzen her waren sie meilenweit entfernt".
Früher ... ja früher war alles anders. Da hatten sie sich richtig gut
verstanden. Doch mit dem Lauf der Zeit war vieles Routine geworden, die
kleinen Macken des anderen gingen immer mehr auf den Wecker und wie
verschieden er und Petra waren, wurde immer deutlicher. Als er dann noch
diesen "Ausrutscher" in der "Annabella-Bar" mit Fortuna, der Tänzerin,
hatte und ausgerechnet eine gute Bekannte von Petras bester Freundin das
sah, da war der Moment gekommen. Petra hatte ihm die Koffer gepackt und
diese auf den Flur gestellt.
Karl stand dann, als er vom Supermarkt zurückkam, Brot und Milch in der
Hand, vor verschlossener Tür im Flur des Mietshauses neben seinen Koffern, auf denen ein Zettel
lag mit dem Text "ich wünsch' Dir viel Glück, Fortuna kann man immer
gebrauchen".
Wo sollte er jetzt hin. Er lehnte mit dem Rücken zur Tür, durch die er so
oft gegangen war. "Na wenigstens hab ich Brot und Milch" grummelte er
sarkastisch.
Konnte das alles nicht wenigstens im Sommer passieren und nicht an diesem
tristen Januartag.
Karl öffnete die Koffer ... sie schien wirklich alles hineingepackt zu
haben. Und dabei wünschte er sich, dass sie etwas vergessen hätte, so
könnte er vielleicht noch mal zurück ... nein, ein Zurück wird es nicht
mehr geben. Solche Tage sind immer die Spitze vom Eisberg und dieser war
so einer, an dem die Titanic zerschellt ist.
Wie viel Geld er eigentlich dabei hat, brauchte er gar nicht erst
nachzuschauen. Er hatte doch nie welches. Ab und zu mal einen
Gelegenheitsjob, aber irgendwie wurde nie etwas Festes daraus. Petra sagte
immer "du willst nur nicht" und er antwortete immer mit "eigentlich will
ich schon ...", erhielt darauf zur Antwort "und uneigentlich ?", worauf er
sich dann nachdenklich in eine andere Ecke der Wohnung zurückzog und
von ein, zwei Bierchen seine Gedanken umleiten ließ.
Da Karl klar war, dass es nichts bringt, hier im Flur festzuwachsen, nimmt
er die Koffer und geht hinunter auf die Strasse. Erstmal in Richtung
Innenstadt. Seine Stammkneipe scheidet aus, auf Schadenfreude und dumme
Bemerkungen konnte er nun wirklich verzichten.
Und so steht Karl nun in der einbrechenden Dämmerung auf der Strasse, zwei
Koffer in der Hand und weiß nicht, wohin. Wirkliche Freunde hatte er
keine, die Eltern sind bereits tot und es rächte sich nun, dass er ein
Einzelkind war.
....... wird fortgesetzt ...
:)
--
Updates auf Seelenfarben:
Bilder der Woche
Gedicht der Woche
HP der Woche
Interview der Woche
Zimmer mit Aussicht
und es gibt noch eine neue
Oase, die Nr. 4, um dem
Winter zu entfliehen :)
--
Tageslink:
Magic of Blue
heute geboren:
Johann Heinrich Pestalozzi
--
zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite
|