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Januar  12
 

Karl

Folge 1

"Karl", eine Fortsetzungsgeschichte
Folge 1: "gepackte Koffer"


... das hätte er sich nie träumen lassen, irgendwann einmal in seinem Leben in einem Hausflur neben zwei Koffern sitzen und nicht wissen, wohin.

"Da muss ich 33 Jahre alt werden, um das zu erleben" murmelte Karl vor sich hin und ein leises "aber Petra ..." hinterher. Doch es war ihm klar, dass es keinen Wert mehr hat. Es trennte zwar räumlich nur eine Tür die Beiden, doch vom Herzen her waren sie meilenweit entfernt".

Früher ... ja früher war alles anders. Da hatten sie sich richtig gut verstanden. Doch mit dem Lauf der Zeit war vieles Routine geworden, die kleinen Macken des anderen gingen immer mehr auf den Wecker und wie verschieden er und Petra waren, wurde immer deutlicher. Als er dann noch diesen "Ausrutscher" in der "Annabella-Bar" mit Fortuna, der Tänzerin, hatte und ausgerechnet eine gute Bekannte von Petras bester Freundin das sah, da war der Moment gekommen. Petra hatte ihm die Koffer gepackt und diese auf den Flur gestellt.

Karl stand dann, als er vom Supermarkt zurückkam, Brot und Milch in der Hand, vor verschlossener Tür im Flur des Mietshauses neben seinen Koffern, auf denen ein Zettel lag mit dem Text "ich wünsch' Dir viel Glück, Fortuna kann man immer gebrauchen".

Wo sollte er jetzt hin. Er lehnte mit dem Rücken zur Tür, durch die er so oft gegangen war. "Na wenigstens hab ich Brot und Milch" grummelte er sarkastisch.

Konnte das alles nicht wenigstens im Sommer passieren und nicht an diesem tristen Januartag.

Karl öffnete die Koffer ... sie schien wirklich alles hineingepackt zu haben. Und dabei wünschte er sich, dass sie etwas vergessen hätte, so könnte er vielleicht noch mal zurück ... nein, ein Zurück wird es nicht mehr geben. Solche Tage sind immer die Spitze vom Eisberg und dieser war so einer, an dem die Titanic zerschellt ist.

Wie viel Geld er eigentlich dabei hat, brauchte er gar nicht erst nachzuschauen. Er hatte doch nie welches. Ab und zu mal einen Gelegenheitsjob, aber irgendwie wurde nie etwas Festes daraus. Petra sagte immer "du willst nur nicht" und er antwortete immer mit "eigentlich will ich schon ...", erhielt darauf zur Antwort "und uneigentlich ?", worauf er sich dann nachdenklich in eine andere Ecke der Wohnung zurückzog und von ein, zwei Bierchen seine Gedanken umleiten ließ.

Da Karl klar war, dass es nichts bringt, hier im Flur festzuwachsen, nimmt er die Koffer und geht hinunter auf die Strasse. Erstmal in Richtung Innenstadt. Seine Stammkneipe scheidet aus, auf Schadenfreude und dumme Bemerkungen konnte er nun wirklich verzichten.

Und so steht Karl nun in der einbrechenden Dämmerung auf der Strasse, zwei Koffer in der Hand und weiß nicht, wohin. Wirkliche Freunde hatte er keine, die Eltern sind bereits tot und es rächte sich nun, dass er ein Einzelkind war.
 
.......  wird fortgesetzt ... :)


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