Willkommen beim Seelenfarben-Adventskalender :)).

Die Menschen sind eine wunderbar vielfältige Spezies. Manche lieben Weihnachten, manche haben ein eher distanziertes Verhältnis zu dem Fest. Manche feiern auch, aber etwas anderes als das klassische Weihnachtsfest.

Herzlich Willkommen, Stjama, hier im Adventskalender :).
 

Mein (für das Netz gewählter) Name ist Stjama, was "Stern" bedeutet.

Im "wirklichen Leben" heiße ich Birgit.

Ich bin 24 Jahre alt und komme aus Franken. Für die, die es nicht wissen: Das liegt am nördlichsten Ende von Bayern.

Ich lebe momentan allein, allerdings nur ein Stockwerk von meinem Verlobten getrennt, so dass wir uns im Prinzip zwei Mini-Haushalte gemeinsam teilen. :)


Wintersonnenwende statt Weihnachten:

Hier sitze ich nun und soll über Weihnachten und meine Vorstellungen darüber schreiben. Das ist ein kompliziertes Thema, da Weihnachten eigentlich in meinem Glauben gar nicht vorkommt, aber trotzdem so in der Gesellschaft verwurzelt ist, dass man kaum daran vorbeikommt... aber ich sollte am Anfang anfangen.

Ich bin schon sehr lange nicht mehr überzeugt vom Christentum, wie wohl sehr viele andere auch. Ich habe mir immer selbst einen Glauben zurechtgebastelt.

Vor ca. 3 1/2 Jahren habe ich dann über meinen Freund und dessen Freunde von einem Glauben erfahren, der meinen eigenen Vorstellungen unglaublich nahe kam. Ich habe sehr viel darüber gesprochen und nachgedacht, viele Möglichkeiten und Aspekte im Kopf durchgespielt, plötzlich auch weitere Leute kennen gelernt, die diesen Glauben haben und schließlich habe ich meine persönliche Form dieses Glaubens gefunden: Ich bin keltisch gläubig oder auch - allgemeiner gesprochen - Neuheidin.

Das heißt (in äußerster Kurzform), ich glaube an Wiedergeburt, an die Existenz unendlich vieler Götter, die alle Aspekte des Gottes und der Göttin sind, und ich feiere den Jahreskreis anhand von 8 Jahresfesten.
 
Das Fest, das Weihnachten am ehesten entspricht und von dem ich hier ein bisschen was erzählen möchte, ist die Windersonnenwende oder auch "Yule" genannt. Die Wintersonnenwende, die um den 21. Dezember liegt, bezeichnet den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Es ist damit ein Freudenfest: Auch wenn die kälteste und härteste Zeit des Jahres erst noch kommt, werden die Tage schon wieder länger und das Licht kehrt zurück, das uns schon jetzt ein Versprechen auf den Frühling, auf die helle und warme Jahreszeit gibt.

Mythologisch gesehen wird jetzt der Gott von der Göttin wiedergeboren, der im Lauf des Jahres heranwachsen, sich mit der (wieder jung gewordenen) Göttin vermählen und schließlich in der Samhainnacht (die Halloween entspricht) für uns sterben wird.

Gleichzeitig mit dem Wiederkommen des Sonnenlichts feiern wir also auch die Geburt des Sonnenkindes, des Lichtbringers. Nein, die Parallelen mit Weihnachten sind keineswegs zufällig ;) Vieles, das heute als Weihnachtsbräuche und -Vorstellungen gefeiert wird, hat seinen Ursprung in der heidnischen Sommersonnenwende: Datum, Weihnachtsbaum, Adventskranz, die typischen Farben grün, gold und rot,...

Im Bezug auf Weihnachten bedeutet das für mich, dass ich zwar weiterhin mit meiner Familie Weihnachten feiere, alleine schon ihnen zuliebe. Das, was für mich aber wirkliche, tiefe Bedeutung hat und das wahre Fest ausmacht, ist die Wintersonnenwende.



"Es ist ein Ros' entsprungen..."

Wenn ich über Weihnachten selbst nachdenke, fällt mir als erstes eine Geschichte ein, die ich vor drei Jahren in einem Weihnachtsgottesdienst gehört habe und die mich - eher im negativen - tief bewegt hat. Davon möchte ich euch gerne erzählen.

Ich war damals wie gesagt mit meiner Familie und meinem Freund im Weihnachtsgottesdienst. Man vergibt sich ja nichts, wenn man der Familie zuliebe mitkommt und eigentlich ist es ja manchmal auch ganz schön, dachte ich damals noch.

Der Gottesdienst war wirklich recht schön gestaltet und wurde von einem jungen, sehr engagierten, begeisterten Pfarrer gehalten. Er predigte über das bekannte Weihnachtslied "Es ist ein Ros' entsprungen", erzählte von der Legende, die den Ursprung des Liedes beschreibt: Ein Mönch hatte auf dem Weg zur Kirche mitten im Winter, genauer gesagt in der Weihnachtsnacht, inmitten von Eis und Schnee eine frisch erblühte Rose gefunden. Er fiel auf die Knie und dankte Gott für dieses Wunder, das ihm sehr viel Hoffnung gab.

So weit ist es ja noch eine schöne Geschichte ... was würdet ihr nun tun, wenn ihr ein solches "Wunder" entdecken würdet, das ihr als Zeichen eures Gottes interpretiert?

Ich persönlich hätte alle meine Freunde und Bekannten gerufen und ihnen die Rose gezeigt. Ich hätte dafür gesorgt, dass sie ungestört weiterwachsen und vielleicht sogar noch mehr Blüten hervorbringen kann. Ich hätte vielleicht bei der Blume gebetet und für sie gedankt.

Nun, der betreffende Mönch hat etwas anderes getan: Er hat sie abgebrochen und in seiner Kirche auf den Altar gelegt.

Bei dieser Beschreibung hat mir richtig das Herz wehgetan. Welcher Gott würde entgegen allen Naturgesetzen so etwas hervorbringen, um sein Wunder dann vernichtet auf seinem Altar vorfinden zu wollen?

Die Begeisterung und Freude, mit der diese Geschichte erzählt und aufgenommen wurde, zeigte mir, wie anders als die Masse ich wohl denke und wie weit sich die meisten Christen (oder die, die sich dafür halten) eigentlich von der Natur und den natürlichen Kreisläufen entfernt haben.

Bestärkt wurde dieses negative Gefühl noch dadurch, dass beim Ausgang Rosen (Schnittblumen) verteilt wurden, als "Zeichen des Lebens". Abgeschnittene, also "sterbende" Blumen als Zeichen des Lebens...

Ich habe seitdem nie wieder einen christlichen Gottesdienst besucht und habe es auch in absehbarer Zeit nicht mehr vor.
 

Stjama als Kind
Und nun die Fragen:
- was ist für Dich "Weihnachten" ?
In erster Linie bedeutet Weihnachten für mich puren Stress.

Nach unserem Sonnenwend-Fest, das meistens noch sehr schön und besinnlich abläuft, kommt ein Besuch bei meinen Schwiegereltern in spe, bei meinen Eltern und bei meiner Oma. Auch wenn jeder einzelne dieser Besuche sehr schön ist, bedeutet das eine unglaubliche Fahrerei quer durch Deutschland und alleine schon damit viel Stress.

Das Ergebnis ist, dass wir meistens an Sylvester, wenn wir endlich wieder einigermaßen Ruhe haben, viel zu fertig sind, um überhaupt noch zu feiern. Und das kann ja eigentlich nicht Sinn des "Festes der Liebe" sein...
- dekorierst Du bereits ab dem 1. Advent die Wohnung ?
Nein. Advent ist zwar eine schöne Institution, die ich mit vielen angenehmen Kindheitserinnerungen verbinde (und ich freue mich auch immer noch super über den Adventskalender von meiner Mutter ;) ), aber ansonsten hat es keine besonders große Bedeutung für mich.

Weihnachtsmänner, Engelchen usw. wird man bei mir sowieso kaum als Deko finden, eher Dinge aus der Natur (Zapfen, Tannenzweige, Nüsse usw.) oder zum Beispiel aus Papier gebastelte Schneeflocken. Diese Dinge stelle und hänge ich dann auf, wenn ich Lust dazu habe, ansonsten eben nicht.
- Weihnachtsbaum ja oder nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ?

Bei mir selbst nicht. Bei meinen Eltern wird es einen geben (jedes Jahr schmückt ihn ein anderes Familienmitglied, daher sieht er immer anders aus) und bei meinen Schwiegereltern in spe auch (meistens sehr üppig mit viel Lametta, aber auch sehr schön).

- schenkst Du und wirst Du beschenkt ?
Beides. Ich schenke sehr gerne. Allerdings sind es Geschenke, die sorgfältig ausgesucht sind. Ich überlege mir meistens genau, womit ich meinen Lieben eine Freude machen könnte, unabhängig davon, wie viel das Geschenk dann kostet.
- dein schönstes je erhaltenes Weihnachtsgeschenk ?
Oje... Keine Ahnung... Ich habe schon oft sehr tolle Geschenke bekommen :)
- gibt ein typisches Weihnachtsessen bei Euch ?
Bei meinen Eltern ja: Am Heiligabend mittags gibt es Gänsesuppe, abends meistens Raclette.
Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es dann immer Gänsebraten mit Klößen und Rotkraut.
- feierst Du alleine oder im Kreis der Familie ?
Erst feiere ich mit einigen meiner Freunde die Wintersonnenwende.

Dann - wie schon beschrieben - werde ich am Heiligabend mit meinem Freund bei seiner Familie feiern, von dort aus geht es weiter zu meiner Oma und dann zu meinen Eltern.
- welche Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch ?
Bei meinen Eltern wird traditionell die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorgelesen, wir singen Weihnachtslieder und beschenken und dann.

Wir selbst werden an der Wintersonnenwende ein kleines Ritual feiern, in dem wir die Sonne begrüßen und symbolisch Licht in die Hütte, in der wir feiern, tragen werden.
- gehst Du an Weihnachten in die Kirche ?
Ganz sicher nicht. Aber unser Fest, das wir zur Sonnenwende feiern, wird auch starke Züge eines Gottesdienstes tragen, so wie wir ihn uns wünschen und vorstellen.
- ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ?
Im Normalfall ja.
- Weihnachten und Schnee ?

Diesmal werde ich das auch bestimmt haben, im Oberharz stehen da die Chancen ganz gut ;)

- bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein, aber ich denke ernsthaft darüber nach, das in einem der nächsten Jahre zu tun...
- an wen oder was denkst Du an Weihnachten ?
Die Frage verstehe ich nicht ganz... darüber habe ich doch schon ganz viel geschrieben :)
- Dein Lieblingsweihnachtslied ?
Ich mag einige Weihnachtslieder recht gern, zum Beispiel "Stille Nacht". Das Problem ist nur, dass die meisten diese Weihnachtslieder so unheimlich "fromm" singen, dass von der Freude, die dabei eigentlich rüberkommen sollte, nichts mehr übrig bleibt.
- wie läuft die Bescherung ab ?
Bei der Sonnenwende geben wir uns einfach, wann immer wir Lust haben, gegenseitig kleine Geschenke. Ohne irgendwelche bestimmten Formen.

Bei meinen Eltern wird die Bescherung noch richtig traditionell mit einem Glöckchen eingeläutet. Dann betreten wir alle das Wohnzimmer (aus dem wir tagsüber ausgesperrt waren), bestaunen den Baum, singen Weihnachtslieder, hören die Weihnachtsgeschichte und beschenken uns dann gegenseitig. Auch sehr schön.
- Weihnachten und Konsumindustrie
Das ist bei uns eigentlich nie sooo ein großes Thema gewesen, da die Geschenke immer schon relativ bescheiden sind. Gedankenvolle Geschenke waren schon immer wichtiger als teure. Das ist mir auch heute noch wichtig.
- Weihnachten vor 5, 10, 20 etc. Jahren ?
vor ca. 20 Jahren:
Weihnachten wie aus dem Bilderbuch. Ich erinnere mich noch, wie ich den Tag über ungeduldig vor den hohen Türen zum Wohnzimmer entlanggeschlichen bin (ob das genau vor 20 Jahren war, weiß ich natürlich nicht mehr ;) ).

vor 15 Jahren:
Immer noch Bilderbuchweihnachten.

vor 10 Jahren:
Jetzt ging es langsam los, dass ich nicht mehr mit in die Kirche wollte, das Liedersingen und Bibellesen nicht mehr wollte. Normal mit 14, würde ich sagen ;) Aber trotzdem mochte ich Weihnachten immer sehr gerne.

vor 5 Jahren:
Möglichst schnell am Heiligabend den Schoß der Familie verlassen und alleine mit dem Freund noch irgendwo feiern ;).

vor 3 Jahren:
das erste Sonnenwendfest mit Freunden. Eine tolle Erfahrung!
bitte vervollständigen:
- Weihnachten ist für mich das Fest der/des ...
... des Stresses, des guten Essens und der Familie (ich weiß, etwas widersprüchlich ;) ... aber genauso empfinde ich es).
- ohne Weihnachten wäre das Leben ....
... ganz sicher anders. Für diejenigen, denen an dem Fest selbst noch etwas liegt, die etwas tiefer sehen als nur "was bekomme ich geschenkt", wäre es sicher ärmer.
- am heiligen Abend werde ich ...
... mir wahrscheinlich ganz schön komisch vorkommen, weil ich ihn zum ersten Mal nicht bei meiner Familie, sondern bei der Familie meines Freundes verbringen werde.
- vom Christkind wünsche ich mir ...
... gar nichts, da ich ja keine Christin bin.
Danke Dir sehr, Stjama, für Deine Worte und die Bilder :)).