Heute geht die Reise wieder nach Österreich ... und nach Chile.
Willkommen, Tirilli, im Adventskalender :)).
 

Engelbert will, dass ich mich vorstelle…tja, hm.

Was soll ich sagen… ich bin einfach nur Tirilli. Man sagt ich sei Mitte 40 ;-).

Sesshaft bin ich in Österreich und wohne ganz nahe der italienischen Grenze.

In nur einer halben Stunde bin ich dort und kann echten Cappuccino schlürfen.

Die ersten 10 Jahre meines Lebens lebte ich in Chile

Weihnachten in Chile

Ganz schön heiß kann er sein, der 24. Dezember in Santiago. Etwa so wie der 24. Juni in Sizilien, wenn man den Globus umkehrt :-) Aber die Leute sind das ja gewöhnt, kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen.

Oder doch? Denn….was ist schon viel zu tun? Das bisschen Krippe aufstellen und für ein festliches Mahl sorgen….. das kann doch wohl kaum Stress bedeuten?

Den mögen die Chilenen außerdem ganz und gar nicht!

Es wird vielleicht noch ein wenig geprobt, denn Krippenspiele sind Tradition in Chile. Aufgeführt werden sie überall, oft auch im privaten Wohnzimmer.

Ein geschmückter Baum ist eher unüblich, zu meiner Zeit war es zumindest so.

Wenn es an diesem fast längsten Tag des Jahres endlich dunkel wird, hat der weibliche Teil der Familie in der Küche schon stundenlang umtriebig rumort. Spätabends kommt ein großes Festmahl auf den Tisch, vielleicht Huhn mit Mais als Hauptgericht. Der herrliche süße Mais ist ja überall dabei, er ist übrigens mit dem europäischen kaum zu vergleichen.

Inzwischen machen die Kinder draußen ihre Spaziergänge und hoffen insgeheim, vielleicht doch irgendwo einen heimlichen Blick auf das Christkind erhaschen zu können.

Genau um Mitternacht ist der Heiland geboren! Jetzt darf das Fest beginnen. Anno dazumal war die Bescherung für die Jüngeren zwar erst am nächsten Morgen, aber heutzutage sind die Kinder ja einfach nicht mehr ins Bett zu kriegen ;-)

Zuerst bekommt natürlich das Jesuskindlein in der Krippe seine Geschenke überreicht. Wenn dann auch die Kinder ihre Gaben fertig ausgepackt haben, stürzen sie voll Freude hinaus in die laue Nacht. Auf Fahrrädern oder Rollschuhen saust und juchzt man noch lange durch die Gegend und erzählt allen Freunden von den schönsten Geschenken.

So war es, so habe ich es gemacht und so ist es immer noch.

Wir von der sogenannten „Deutschen Kolonie“ hatten natürlich auf unsere heimatlichen Bräuche nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, im Ausland werden naturgemäß alle heimatlichen Traditionen mit besonderer Liebe gepflegt. Auch wenn man vielleicht schon in der dritten Generation in dem Gastland zu Hause ist.

In meiner Familie gehörte dazu auch die Zeremonie des Eintritts in das festlich geschmückten Zimmer. Natürlich erst nachdem das Silberglöckchen angekündigt hatte, dass das Christkind da gewesen sei. Die Kerzen am Baum flackerten schon und festlich erklangen Weihnachtslieder aus dem Radio und unseren Kehlen.



Irgendwie schaffte mein Vater es immer, zu einem Baum zu kommen.



Es gab halt nur die chilenische Kiefer, aber wie man auf dem Foto sieht, fand ich die berückend schön. :-) Es war ja auch der schönste und größte Baum seit Jahren!

Meistens war unter den Geschenken auch eine neue Badehose zu finden. Die sollte natürlich am nächsten Tag auch gleich eingeweiht werden. So pilgerten wir zu dem Schwimmbad des deutschen Klubs und tobten dort bei großer Hitze unter den sanften Klängen von Liedern wie „Leise rieselt der Schnee“ herum. :-) Ein geschmückter Weihnachtsbaum sah uns dabei zu, die Watte auf den Zweigen kündete von der Sehnsucht nach Schnee ...
 

Und nun die Fragen:
- was ist für Dich "Weihnachten" ?
Nach längerem Nachdenken: Ein etwas angestrengter Versuch, die dunklen Tage heimeliger zu gestalten. Meine ganz private Besinnung: für eine Stunde ziehe ich mich zurück und höre den ersten Teil aus G. F. Händels "Messias"
- dekorierst Du bereits ab dem 1. Advent die Wohnung ?
Meistens, aber ohne Glitzereien.
- Weihnachtsbaum ja oder nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ?

Ja, immer. Er muss dicht gewachsen sein und ich schmücke ihn fast nur mit persönlichem Schmuck. Alles erinnert an jemanden. Und nicht zu beladen soll er sein.

- schenkst Du und wirst Du beschenkt ?
Ja, ich schenke, aber was? *kopfkratze* Jedenfalls habe ich immer Sorge, das Geschenk könnte zu unpersönlich sein. Daher habe ich mir angewöhnt, die Geschenketiketten selbst zu gestalten. Gemalt - so zum Beispiel:



Seltenerweise kann ich auch mal ein Engel sein ;-)).

Bei meiner Frau Schnuzl ist es ja leicht etwas Richtiges zu schenken, die schätzt sogar die Verpackung :-)



Aber andererseits ist sie nicht so schnell zufrieden zu stellen und arbeitet sich ohne Rücksicht auf Verluste durch alles was ihr von Nutzen sein könnte….
- dein schönstes je erhaltenes Weihnachtsgeschenk ?
Eigentlich war das harmonische weihnachtliche Basteln mit diesen beiden Damen vor ein paar Jahren mein schönstes Geschenk:



Seitdem versammelt sich jedes Jahr zu Weihnachten eine ganze Bande von Engeln um das heilige Paar mit dem Kind.
- gibt ein typisches Weihnachtsessen bei Euch ?
Ja: Marke typisch einfach ... nur keine Umstände am Heiligen Abend!

Dann aber Überraschendes am Weihnachtstag. Jedes Jahr was Neues.
- feierst Du alleine oder im Kreis der Familie ?
Bisher immer im Kreis der Familie.
- welche Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch ?
Nun, ich frag mich, welche nicht? ;-))
- gehst Du an Weihnachten in die Kirche ?
Ja, meistens in eine Mette um 23 Uhr und jedes Jahr in einer anderen Kirche.
- ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ?
Die blanke Harmonie. Jeder ist froh, dass der Stress vorbei ist.
- Weihnachten und Schnee ?

Egal.

- bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen.
- an wen oder was denkst Du an Weihnachten ?
An glückliche frühere Feste und ganz stark an drei Familienmitglieder die schon den Weg in eine andere Welt angetreten haben. Natürlich auch an die Geburt Jesu.
- Dein Lieblingsweihnachtslied ?
"Es ist ein Ros´ entsprungen"

Hört euch einmal bewusst an, wie symbolhaft die vier Stimmen gesetzt sind! Wenn von der Wurzel die Rede ist, klingt es tief unten, beim Blümlein hört man in einer Verzierung wie es aufkeimt und bei dem „kalten Winter“ ein aufhellender Dur-Akkord als vorweg genommene Verheißung. Und das sind nur die deutlichsten Beispiele! Ein seltener Fall von einem meisterhaftem Kunstlied das Allgemeingut geworden ist. Für mich strahlt es Heiligkeit aus. Michael Prätorius war einer der ganz großen Renaissancekomponisten in Deutschland. (1571-1621)

Übrigens, falls jemand Informationen über die besten Weihnachtsliedernoten für Singstimme und Gitarre oder für 2 Gitarren haben will: fragt mich ruhig, ich kenne so gut wie alle Ausgaben und Versionen, ich informiere gerne.
- wie läuft die Bescherung ab ?
Bisher war es so: Wenn ich endlich Hausputz, Baum, Geschenke und Essen fertig hatte, meist zu spät und am Ende meiner Kräfte, wurde es sehr harmonisch. Zuerst wurden die obligaten Fotos geknipst. Dann gleich der herzliche Geschenketausch mit vielen Umarmungen und schließlich ein frohes Schmausen bis die Kirche rief.
- Weihnachten und Konsumindustrie
Weihnachtshektik - ein Fest, das oft mehr die Wirtschaft anheizt als es die Herzen der Menschen erwärmt. Ich litt immer schon unter dem Konsumzwang, konnte aber nie ausbrechen. Am liebsten hätte ich schon lange die verflixte Schenkerei bei den Erwachsenen abgeschafft.
- Weihnachten vor 5, 10, 20 etc. Jahren ?
Irgendwie empfinde ich die Feste in der Erinnerung als schöner, je weiter sie zurück liegen. Ist das, weil man die Vergangenheit gerne durch die rosa Brille sieht, oder weil man in jüngeren Jahren intensiver erlebt?

Etwa vor 10 Jahren übernahm ich das Fest für die ganze Familie. Von überall strömten sie herbei und da manche noch am 24. Dezember arbeiten mussten, kamen sie erst im letzten Moment und waren oft überanstrengt. Mein Bruder hetzte sogar von München herbei. Schade, dass nicht für alle der erste Feiertag arbeitsfrei ist. Oder sogar der Dreiundzwanzigste! Ach, wäre das schön! ;-)) Wie schaffen dass manche Frauen aus dem Einzelhandel bloß?

Seit dem Tod meiner Mutter vor ein paar Jahren feiert aber nun jeder bei sich selbst zu Hause.
bitte vervollständigen:
- Weihnachten ist für mich das Fest der ...
... Geburt Christi
- ohne Weihnachten wäre das Leben ....
... manchmal einfacher ;-) …aber auch ärmer.
- am heiligen Abend werde ich ...
... dieses Jahr vielleicht zum ersten Mal allein sein.
- vom Christkind wünsche ich mir ...
... etwas ganz Großes, aber das bleibt geheim ;-) … es ist jedenfalls nichts Materielles!

Einen frohen Advent euch allen!
Danke Dir sehr, Tirilli, für Deine Worte und die Bilder :)).