Heute geht es in den Westerwald zur Sylvia :)).
Und zu Frank, denn von Beiden gibts eine Geschichte.
 


Hallo, ich bin die Sylvia, 34 Jahre alt und lebe in einem kleinen Dorf im Westerwald, ich bin verheiratet und habe 2 Kinder (2 und 4 Jahre alt).
 



Dankbarkeit am Heiligen Abend

Wir mussten, als ich mit unserer Kleinen schwanger war, am Heiligen Abend morgens früh nach Meckenheim fahren, um dort eine Fruchtwasserentnahme und eine spezielle Ultraschalluntersuchung vornehmen zu lassen. Denn es bestand der Verdacht auf Down-Syndrom.

Das Risiko war bei unserer Kleinen zum Glück geringer, als Jahre vorher bei ihrem Bruder war.

Ich kann im Moment nicht mehr sagen, wie viele Kilometer wir da zurückgelegt haben. Aber wir waren mehrere Stunden unterwegs, alles war seit Tagen extrem verschneit und überall auf den Autobahnen hatte es stundenlange Staus gegeben. Wir hatten leider keinen anderen Termin mehr bekommen können und ich hatte mich so sehr auf den Heiligen Abend gefreut.

Unser großer Bengel war damals 1 1/2 und wir wollten ihn abends so gerne bescheren und wussten nicht, ob wir dann überhaupt schon zurück sein würden.

Der Tag schien versaut, ich war tieftraurig und natürlich auch besorgt wegen den Untersuchungen. Trotz des Wetters kamen wir morgens gut voran.

Auch die Untersuchungen gingen schnell vorbei und wir waren sehr erleichtert, dass der Arzt keine Auffälligkeiten entdecken konnte.

Und ... ganz plötzlich ... kam dann während der Rückfahrt die Sonne heraus, die Landschaft erstrahlte in einer winterlichen Pracht, wie ich es lange nicht mehr erlebt habe.

Unsere weihnachtlichen Gefühle kehrten wieder zurück und nach einer weiteren kleinen Untersuchung im Heimatort konnten wir dann endgültig nach Hause fahren.

Es war mittlerweile Nachmittag und wir wurden freudig erwartet. Unser großer Junge hatte da allerdings schon den Weihnachtsbaum bei den Großeltern gesehen. Der "eigene" Christbaum war somit keine wirklich große Überraschung mehr, aber über die Geschenke hat er sich trotzdem gefreut.

Ich selbst war abends erschöpft, aber heilfroh, alles gut überstanden zu haben.

Seitdem wird uns der Heilige Abend immer auch an dieses Erlebnis erinnern und gleichzeitig wird sich Dankbarkeit einstellen, dass wir zwei gesunde Kinder geschenkt bekommen haben.
 

Die Geschichte von Frank, Ehemann von Sylvia:

Hals- und Beinbruch


Ein Abend Ende November, es liegt Schnee und ich habe mich endlich von Mamas Kochtopf abgenabelt. Seit einem halben Jahr lebe ich in meiner ersten eigenen Wohnung und das erste Weihnachtsfest alleine war nicht mehr weit. In ein paar Tagen würde ich meinen Geburtstag feiern und dann die Vorweihnachtszeit genießen. In der Pfanne brutzeln Glasnudeln mit Krabben und chinesischem Gemüse.

Schnell noch den Bio-Müll raus in die Tonne bringen. Hoppla, mit den Hausschuhen durch den Schnee stapfen war doch keine gute Idee. Zurück nehme ich dann doch den längeren, aber freigeschaufelten Weg - ist sicherer. PLATSCH - ausgerutscht, der Weg war vereist.

Ich kann nicht aufstehen, das Bein gibt nach. "Beinbruch" schießt es mir durch den Kopf. Irgendwie schaffe ich es doch ins Haus und kann nach Hilfe telefonieren. Den Geburtstag kann ich vergessen und was fast noch schlimmer ist, das Essen ist auch hin :-).

Die Diagnose im Krankenhaus: Schien- und Wadenbein sind gebrochen und das Gelenk ist angeknackst. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gerade vier Wochen Wellness-Urlaub mit Vollpension gewonnen.

Weihnachten werde ich entlassen, mit Gipsbein und verordneter Bettruhe zurück zu meinen Eltern. Es wird ein sehr ruhiges Fest. Während die (große) Familie sich trifft und feiert, liege ich im Bett - ich und meine Thrombose-Spritzen, die immer zu Sticheleien aufgelegt sind und sich für keinen Schmerz zu schade sind :-).

Silvester ist auch nicht so der Brüller - erinnert irgendwie an Weihnachten. Im Januar kommt der Gips ab und ich darf mit Krücken laufen. Damit kann ich dann etwas später zu Hause eine Etage höher gehen, als meine Großmutter stirbt. Am Tag ihrer Beerdigung werde ich morgens als geheilt entlassen.

Ich habe mir meine Geschichte gerade nochmals durchgelesen und gedacht "Ach, der arme Jung". Das klingt viel düsterer als ich es empfunden habe.

Übrigens habe ich zwei Jahre später Weihnachten dann mit meiner jetzigen Frau (siehe oben *g*) gefeiert und weil wir nicht gestorben sind, leben wir noch heute und freuen uns mal wieder auf das Weihnachtsfest.

--

Sylvia 1974

Sylvia 1977
 

- was ist für Dich "Weihnachten" ?
Leuchtende Kinderaugen ... Weihnachten ist für mich das schönste Familienfest im Jahr.



Es beinhaltet die Freude mit der Familie, über das Zusammensein, aber auch die mit viel Liebe ausgesuchten Geschenke.

Die Feiertage bieten auch immer die Möglichkeit innezuhalten, in sich hinein zu horchen, nachzuforschen, was dieses Fest eigentlich bedeutet, welchen Ursprung es hat und zu schauen, in welche Richtung man sich selbst bewegt.
- dekorierst Du bereits ab dem 1. Advent die Wohnung ?
Ja klar mache ich das und manchmal auch schon ein wenig früher, weil ich am 28. November Geburtstag habe. Manchmal fällt dieser Tag nämlich mit dem 1. Advent zusammen. Daher ist mein Geburtstag für mich immer schon ein wenig mit der Weihnachtszeit verbunden gewesen.

Und so dekoriere ich auch schon von Jahr zu Jahr mal vor dem 1. Advent weihnachtlich - dann aber sehr dezent. Herbstdeko passt dann einfach nicht mehr zu meinem Lebensgefühl.

Oooooder manchmal dekoriere ich auch zum Geburtstag meines Mannes adventlich, dies ist dann am 30. November. *g*
- Weihnachtsbaum ja oder nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ?

Weihnachtsbaum? Na klaro! Weihnachten ohne Weihnachtsbaum ist kein richtiges Weihnachtsfest oder? Im Notfall ginge es sicherlich auch ohne, denn mit der ursprünglichen Bedeutung dieses Festes, nämlich der Geburt Jesu, hat der Baum ja heute nicht mehr so viel zu tun. Zumindest weiß ich nicht, ob die Menschheit heute noch über die Bedeutung des Weihnachtsbaumes nachdenkt, denn er ist ursprünglich gesehen mehr als nur eine Festdekoration.

Unser Weihnachtsbaum reicht vom Boden bis zur (in unserem Bauernhaus ziemlich niedrigen) Zimmerdecke. Für die elektrische Beleuchtung ist mein Mann zuständig.



Ich will nun gar nicht erwähnen, das ich vor einigen Jahren da mal selbst Hand angelegt habe, mit dem Erfolg, dass hinterher die Beleuchtung nicht mehr funktionierte - und das am Heiligen Abend; verständlicherweise war mein Schatz nicht sonderlich davon begeistert.

Wir haben, weil es nicht so gefährlich ist (wir haben kleine Kinder) elektrische Kerzen, an die Zweige kommen viele bunte, aber auch durchsichtige Kugeln und dann noch Holzsterne, kleine Nussknackerchen und winzige Glasfigürchen.

  

Am besten gefällt mir allerdings der Baumschmuck, welchen wir vor einigen Jahren gekauft haben. Sterne aus mundgeblasenen und handverzierten Hohlglasperlen. Eine wunderschöne, aufwändige Handarbeit, die seit vielen Jahren in Nordböhmen angefertigt wird.

- schenkst Du und wirst Du beschenkt ?
Zum Weihnachtsfest gehören für mich immer auch Geschenke. Daher schenke ich gerne und lasse mich auch selbst gerne beschenken. Es macht mir große Freude, für meine Familie Geschenke auszusuchen.

Ich freue mich jedes Jahr über die Weihnachtsgeschenke, welche ich von einer langjährigen Brieffreundin auf dem Postweg erhalte.

Leider schreiben wir uns nur noch selten, aber unsere Geburtstage und auch das Weihnachtsfest wurde von uns noch nie vergessen und so sind diese Päckchen, die ich oft schon zu meinem Geburtstag erhalte, etwas besonderes für mich.

Wenn mir meine Freundin schon zu meinem Geburtstag ein Weihnachtsgeschenk mitschickt, dann lege ich es auch bis zum Heiligen Abend weg. Lediglich die Weihnachtskarte öffne ich früher - Weihnachtskarten empfinde ich auch als ein Geschenk - ein kleines aber wirkungsvolles, weil ich spüre, das jemand in der Ferne an mich gedacht hat.
- dein schönstes je erhaltenes Weihnachtsgeschenk ?
Als Kind: Die schöne Schildkröt-Puppe von meiner Patentante, der ich ganz spontan, noch unter dem Weihnachtsbaum den Namen "Monika" gegeben habe. Sie blieb die Monika - bis heute. Alle anderen Puppen haben bei mir keine festen Namen gehabt.

Als Jugendliche: Erinnere ich mich gut, wie ich mich gefreut habe, als mein Bruder mir die LP "Color by numbers" von Culture Club geschenkt hat. Ich bekam wenig Taschengeld und konnte mir diese Scheibe nicht kaufen. Daher hatte ich sie mir von meinem älteren Bruder zu Weihnachten gewünscht. Es hat ihn viel Überwindung gekostet, dieses Teil zu besorgen, weil diese Musik gar nicht sein Geschmack ist. Das hat das Geschenk enorm aufgewertet.

Als Erwachsene: Das Buch "Sara Alelia" von Hildur Dixelius. Da gibt es eine sehr persönliche Geschichte zu, die mir dieses Geschenk so wertvoll macht.

Ich habe es von meinem Mann geschenkt bekommen. Es handelt sich hier um ein altes Buch und im regulären Buchhandel ist es nicht mehr erhältlich. Ich habe lange vergeblich danach gesucht. Mein Mann hat dies gewusst und sich via Internet auf die Suche danach begeben. Nach ca. einem halben Jahr hat er es dann in einem Antiquariat aufgestöbert.

Anschließend hat er es dann noch ganz toll verpackt: Nämlich in einem großen Karton, mit vielen anderen Päckchen drinnen. Zu jedem Geschenk gab es dann, auf schwarzem Tonpapier geschrieben, ein Rätsel. Da konnte ich so richtig schön rumraten, was wohl in den Päckchen drinnen ist.
- gibt ein typisches Weihnachtsessen bei Euch ?
Kartoffelsalat und Bockwurst, schlicht, einfach und lecker.
- feierst Du alleine oder im Kreis der Familie ?
Den Heiligen Abend feiere ich zusammen mit meinem Mann und den beiden Kindern.

Am 1. Weihnachtstag fahren wir dann zu meinen Eltern bzw. zu meinem Bruder und seiner Freundin.

Am 2. Weihnachtstag sind wir zu Kaffee und Kuchen bei meinen Schwiegereltern eingeladen.
- welche Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch ?
Die Kinder bekommen jeder einen Adventskalender ohne Schokolade, mit vielen Bildern und vielem silbernen Glitzer. Mama und Papa gönnen sich auch einen solchen Kalender oder auch ein schönes Adventskalenderbuch.

Zum Barbaratag schneiden wir einige Zweige und stecken sie in eine Vase und hoffen darauf, das sie an Weihnachten blühen.

Am Nikolaustag bringt der Nikolaus den Kindern in der Nacht einen schönen bunten Teller mit Äpfeln, Mandarinen, Nüssen, Rosinen und einigen Plätzchen. Natürlich besuchen wir in dieser Zeit auch einen Weihnachtsmarkt.

Am Luciatag dürfen die Kinder abends eine Kerze an ihr Zimmerfenster stellen.

Zum Advent stellen wir einen sehr schönen, schmiedeeisernen Adventskranzständer ins Wohnzimmer.

Auf einem Regal stellen wir an jedem Adventssonntag einen schönen Porzellanengel auf. Am 1. Advent dürfen die Kinder einen Wunschzettel malen, der dann in den nächsten Tagen von einem Engelchen abgeholt wird und das dafür auch ein Plätzchen bekommt.

Es wird zusammen gesungen, gebastelt und auch Plätzchen gebacken.

Am Abend vor dem Heiligen Abend schmücken wir, wenn die Kinder im Bett liegen, heimlich den Weihnachtsbaum und auch die Krippe wird aufgestellt. Am Morgen des Heiligen Abends legen wir morgens eine Rose von Jericho in eine Schale mit Wasser.
- gehst Du an Weihnachten in die Kirche ?
Eigentlich gehört es für mich dazu, aber da die Kinder in den letzten Jahren noch so klein waren, konnte ich es zeitlich nicht einrichten. Dafür haben wir dann aber oft eine Christmette im TV angesehen - besser als nix.
- ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ?
Ja, würde ich da mal sagen, auch wenn es immer viel vorzubereiten gibt.

Aber die Freude überwiegt, anstrengend sind dann meist eher die Kinder, die das Fest gar nicht erwarten können und ganz hibbelig sind.
- Weihnachten und Schnee ?

Schön, aber leider immer seltener bwz. wenn mal Schnee liegt, ist es meist nicht viel. Nur ganz selten können wir solche Bilder machen:



Die vielen alten Weihnachtslieder, die Gedichte und Geschichten gaukeln uns vor, an Weihnachten müsste alles dick verschneit sein.

Ist idyllisch - klar. Aber ich sage mir immer, viel wichtiger als "Weiße Weihnacht" ist doch, das alle in der Familie gesund sind und man diese Feiertage zusammen feiern kann.

- bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein. Kann ich mir auch überhaupt nicht vorstellen. Höchstens im Advent ein kleiner Urlaub im Erzgebirge oder so was ähnliches.
- an wen oder was denkst Du an Weihnachten ?
Mein Familie und einige Menschen, die ich mag.
- Dein Lieblingsweihnachtslied ?
Gar nicht so leicht zu beantworten. Es gibt so viele.
- Stille Nacht
- Tochter Zion
- Panis Angelicus
- Happy X-Mas (War is over)
- wie läuft die Bescherung ab ?
Das Wohnzimmer bleibt am Heiligen Abend den ganzen Tag verschlossen.
 
Nachmittags findet ein Kindergottesdienst statt, den müssen die Kinder über sich ergehen lassen ;).
Danach gibt es für alle Kuchen, Tee und Milch.

Anschließend verschwindet mein Mann mal schnell nach oben und wenn das Christkind mit dem "Glöckchen" (das sehr alt ist, ein Erbstück, es hat vermutlich früher mal eine Ziege geschmückt) geläutet hat, wird das "Weihnachtszimmer" geöffnet. Drinnen ist es dann dunkel, nur der Weihnachtsbaum leuchtet und die Spieluhr der Krippe spielt "Stille Nacht". Ach, wie idyllisch ... ;).

Die Kinder haben zunächst mal nur Augen für den Weihnachtsbaum und die gut bestückten bunten Teller, welche auf dem Wohnzimmertisch stehen. Anschließend werden die Päckchen geöffnet und später gibt es dann Abendessen.
- Weihnachten und Konsumindustrie
Weihnachten ist was sehr schönes, muss aber nicht schon im September stattfinden. Ich gebe ja zu, das die Gedanken automatisch in Richtung Weihnachten gehen, wenn der Herbst eingetroffen ist. Aber deswegen brauche ich die ganzen Weihnachtsspezialitäten in den Geschäften noch nicht. Ich kaufe davon nichts, bis es nicht mindestens November ist.

Was die Geschenkeinkäufe anbelangt, so ist mir die Industrie da auch ziemlich wurscht, weil ich Weihnachtsgeschenke das ganze Jahr über kaufe. So habe ich meist pünktlich zum Advent alles beisammen und kann die Zeit, die ich ansonsten für den Einkauf einplanen müsste, mit meiner Familie teilen.

Bei den Geschenken für die Kinder lasse ich immer noch Platz für einige Wünsche, denn ich muss ja immer noch den Wunschzettel abwarten.
- Weihnachten vor 5, 10, 20 etc. Jahren ?
Vor 10 Jahren habe ich einen Prinzen geküsst, worauf ich dann einen Frosch an der Backe hatte. *lol* - ich krieg mich nicht mehr ein, aber es war wirklich in etwa so ... Na ja dementsprechend verlief auch das Weihnachtsfest.

Vor 20 Jahren hatte ich ein Jahr mal kein Tagebuch geschrieben. Daher kann ich mich nun gerade nicht mehr an dieses Weihnachtsfest erinnern.

Im Jahre 1974 bekam ich die Gitarre (siehe Foto) und einen Kaufladen zu Weihnachten geschenkt.
bitte vervollständigen:
- Weihnachten ist für mich das Fest der ...
... der Familie
- ohne Weihnachten wäre das Leben ....
... leer
- am heiligen Abend werde ich ...
... es mir gut gehen lassen
Danke sehr, Sylvia und Frank, für Eure Worte und die Bilder :)).