Birgit aus Mittelhessen darf ich heute vorstellen ... und dazu gibt es ambivalente Gedanken zu Weihnachten und eine herrliche Geschichte (die mit dem Fernseher).
 
 

Ich heiße Birgit, bin 48 Jahre alt, wohne in Mittelhessen in der Nähe von Giessen.

Ich lebe seit fast fünf Jahren von meinem Mann getrennt, hatte in dieser Zeit eine zweieinhalbjährige Beziehung mit einem Mann aus Südhessen, die allerdings leider im März diesen Jahres zu Ende ging.

Ich habe einen 22 jährigen Sohn und arbeite im Finanzbereich eines Pharmakonzerns.


Eigentlich hab ich ja mit Weihnachten nicht viel am Hut ...

Bei mir ist es so, dass Weihnachten überwiegend schon negativ besetzt ist. Schlechte, größtenteils diffuse Erinnerungen an die Kindheit. Des weiteren ist es beruflicherseits bei mir so, dass ich im Finanzbereich arbeite, wir Jahresabschluss haben und ich nie vor Weihnachten, zwischen den Jahren oder Anfang des neuen Jahres freibekomme. Das bedeutet. der Dezember ist für mich hauptsächlich durch Stress, schlechte Straßenverhältnisse, Dunkelheit, Nässe, Hektik und Konsumterror (dem man sich nicht ganz entziehen kann, durch Medien etc.) gekennzeichnet.

Außerdem war es während meiner Ehe (24 Jahre) ein großes Problem für mich, der Verwandtschaft meines Mannes genüge zu tun, ohne dabei drauf zu gehen ;-) . Man sieht, übel übel das Ganze.

Andererseits ist diese Zeit natürlich auch für mich emotional besetzt und obwohl ich es nie möchte, fange ich jedes Jahr vor dem 1. Advent an, die Wohnung zu schmücken. Dieses Jahr werde ich das aber wohl doch ausfallen lassen, denn nach der Trennung von meinem Freund im März diesen Jahres ist mir nicht danach.


Die Geschichte mit dem ersten Fernsehgerät

Eine Geschichte aus der Kindheit:
Als ich vier Jahre alt war, bekamen wir den ersten Fernseher, es muss der Spätherbst gewesen sein. Vorher hatten wir also keinen TV, haben es aber überlebt ;-).

Es muss so 1962 gewesen sein. Ich erinnere mich noch, als der Fernseher aufgestellt wurde kam zuerst eine Sendung über einen Bergsteiger. Ich dachte damals natürlich das sei live und jetzt und überhaupt sei es immer das, was nun in diesem Gerät zu sehen sein würde.

An Heiligabend diesen Jahres gab es spezielle Kindersendungen …wir warten aufs Christkind… und meine Schwester und ich saßen mit riesengroßem Augen davor. So etwas Schönes hatten wir noch nie gesehen. Ich war völlig hin und weg und bekam von meiner Umgebung nichts mehr mit.

Als ich mich nach geraumer Zeit dann doch umschaute, traute ich meinen Augen nicht. Das Christkind war tatsächlich dagewesen (ich hegte bereits Zweifel ob der Realität desselben).

Ich konnte es nicht fassen. Da lagen Geschenke unter dem Baum und ich hatte das Christkind nicht gesehen.

So war das also mit dem Christkind ! Es war unsichtbar ! Auf jeden Fall war ich ab diesem Zeitpunkt über jeden Zweifel erhaben, dass das Christkind existierte.

Natürlich waren meine Eltern das Wagnis eingegangen, die Sachen unter den Baum zu legen, weil sie wohl bemerkten, dass wir ganz weggetreten waren.

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Birgit als Kind unterm Weihnachtsbaum:

 
 

- was ist für Dich "Weihnachten" ?
Schwer zu sagen, siehe oben. Eine Mischung aus Stress, Hektik, Konsumterror, schlechtem Wetter, Erinnerungen an Familienstreit, sowohl in der Kindheit, als auch während der Ehe.

Außerdem eine trotz allem emotional besetzte Zeit, in der ich versuche doch auch zur Ruhe und zu mir zu kommen. Mit Tee, Büchern, spazieren gehen und vielen Kerzen.
- dekorierst Du bereits ab dem 1. Advent die Wohnung ?
Ja in der Regel dekoriere ich. Allerdings mag ich es nicht so sehr kitschig oder überladen. Ich finde es schon schön, diese dunkle Jahreszeit mit Lichtern zu erhellen, aber nicht mit diesem bunt blinkenden Zeugs, das finde ich grauslig. Dieses Jahr fällt das aber aus, weil ich wegen meiner Trennung noch in Trauer bin und mir nicht danach ist.
- Weihnachtsbaum ja oder nein, und wenn ja, wie sieht er dann aus ?

Dieses Jahr gibt es keinen Weihnachtsbaum. Wenn ja, würde ich ihn eher natürlich, in Rot und Naturfarben schmücken, allerdings mit elektrischen Kerzen.

- schenkst Du und wirst Du beschenkt ?
Ja, ich schenke und denke, dass ich auch Geschenke bekomme. Ich liebe Geschenke. Ich mag es auch sehr, Geschenke auszusuchen und zu schenken. Ich versuche immer, mich in die zu beschenkende Person hineinzuversetzen.
- dein schönstes je erhaltenes Weihnachtsgeschenk ?
Ich kann mich beim besten willen nicht an ein Geschenk erinnern, welches ich als das schönste einstufen könnte.

Was ich aber zu gerne mal geschenkt bekäme, wäre schon ein kleines echtes Schmuckstück oder eine Reise.
- gibt ein typisches Weihnachtsessen bei Euch ?
Ja, es gibt traditionell meistens Pute ( Truthahn) und das finde ich klasse und wenn es mal nicht so ist, bin ich enttäuscht. Truthahn hat sieben Sorten Fleisch sagt man und ich mag sehr gerne Geflügel. Dazu gibt es die üblichen Klöße, Rotkohl und Salat.
- feierst Du alleine oder im Kreis der Familie ?
Das weiß ich in diesem Jahr noch nicht. Ich lebe ja jetzt zum ersten mal richtig alleine. Es kann sein, das es ein Treffen bei meiner Schwester oder meinen Eltern gibt. Auch werde ich mit Sicherheit meinen Sohn und seinen Freund sehen. Ob das alles aber an Heiligabend oder an einem der beiden Weihnachtsfeiertage sein wird, weiß ich noch nicht.
- welche Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch ?
Ja, es gibt traditionell meistens Pute ( Truthahn) und das finde ich klasse und wenn es mal nicht so ist, bin ich enttäuscht. Truthahn hat sieben Sorten Fleisch sagt man und ich mag sehr gerne Geflügel. Dazu gibt es die üblichen Klöße, Rotkohl und Salat.
- gehst Du an Weihnachten in die Kirche ?
Nein, ich gehe nicht in die Kirche
- ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (ohne Stress und Streit) ?
Dazu habe ich ja schon einiges geschrieben, was beweist, wie sehr das alles dazugehört. Als Kind gab es bestimmt Stress und Streit und während meiner Ehe auch. Seit meiner Trennung allerdings kaum noch.
- Weihnachten und Schnee ?

Kein Zweifel, Weihnachten mit Schnee ist zehnmal schöner, als ohne. Es wäre ein Traum, der aber auch weh tun würde.

- bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein, noch nie. Da ich im Finanzbereich arbeite bekomme ich vor und nach Weihnachten nicht frei und es lohnt sich nicht. Ich würde aber gerne zu dieser Zeit mal wegfahren.
- an wen oder was denkst Du an Weihnachten ?
Schwierige Frage. Ich denke schon, dass da so ein wenig die Kindheit an mir vorüberzieht und ich denke auch an die Verstorbenen. Insbesondere an meine Großeltern und an den Any, einen Freund, der mit 25 Jahren an Krebs starb. Ja und ich denke auch an die Menschen, denen es nicht so gut geht, die krank sind, keine Arbeit haben oder existenzielle Sorgen haben. Und mit Sicherheit werde ich sehr an meinen Ex-Freund denken und was er wohl macht.
- Dein Lieblingsweihnachtslied ?
Ich mag überhaupt keine Weihnachtslieder. Zumindest nicht die herkömmlichen und andere kenne ich leider nicht. Vielleicht hör ich die Stones ;-)).
- wie läuft die Bescherung ab ?
Nichts besonderes. Man gibt dem anderen das Geschenk und es wird geöffnet. Bei meinem Freund war es immer so, dass erst ich ein Teil ausgepackt habe und dann er und so weiter, bis alles geöffnet war. Das fand ich schön.
- Weihnachten und Konsumindustrie
Ja, also damit habe ich schon ein Problem. Ich kaufe Geschenke und das mache ich auch gerne. Aber nichts riesengroßes. Darüber hinaus ist es für mich nervig und belastend, dass man insbesondere schon Wochenlang vorher die Weihnachtssüßigkeiten sieht und ich habe das Gefühl, auch mit dem dekorieren wird immer früher begonnen. Besonders schade finde ich, dass der Herbst dadurch kaum noch eine Chance bekommt.
Klar, ich muss diesen Konsum nicht mitmachen. Aber ganz entziehen kann ich mich auch nicht. Wenn ich durch ein Kaufhaus gehe, Wenn ich TV oder Radio anstelle, überall springt es mir entgegen.
- Weihnachten vor 5, 10, 20 etc. Jahren ?
Vor 10 Jahren? Ups da tue ich mich schwer. Da kommen alte Zeiten hoch, die nicht immer schön waren, eigentlich waren sie überwiegend schlecht. Ok, ich versuche es:

Weihnachten vor 4 Jahren:

War mein erstes Weihnachten nach der Trennung von meinem Ehemann und ich habe es in Ruhe und Frieden sehr genossen. Es war mein erstes friedliches Weihnachten, seit sehr langer Zeit.

Weihnachten vor 12 Jahren:

Ich hatte eine sehr schwere und schlechte Zeit

Weihnachten vor 22 Jahren:

Unser Kind war vor 4 Monaten geboren worden und somit war das ein ganz besonderes Weihnachten

Weihnachten vor 32 Jahren

Ich war zum ersten Mal bei meinen späteren Schwiegereltern, es war für mich eine sehr angespannte Situation und ich fühlte mich übergriffig behandelt.

Weihnachten vor 43 Jahren

Das ist die Geschichte mit dem Fernseher, die ich oben beschrieben habe.
bitte vervollständigen:
- Weihnachten ist für mich das Fest der ...
... Liebe und des Friedens
- ohne Weihnachten wäre das Leben ....
... ebenfalls sehr gut auszuhalten
- am heiligen Abend werde ich ...
...traurig sein
- vom Christkind wünsche ich mir ...
... einen lieben Menschen an meiner Seite
Danke sehr, Birgit, für Deine Worte und die Bilder :)).