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21. August 2006


Es ist lange her ... 20 Jahre vielleicht ... da erblickten meine Augen
einen "Selbstfindungskurs" im örtlichen Volkshochschul-Programm.

"Da muss ich hin" war mir sofort klar.
Denn ich selbst war für mich ein weißes Blatt.
Dort hingehen und erfahren, wer man ist und wie man ankommt.

Was denken die anderen von mir ?
Wer bin ich ?
Lasset mich finden.

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Ich ging nicht einfach so dort hin ... sondern mit einem festen Vorhaben.
Ja, genau ... ich werde dort
ruhig, zurückhaltend, weise sein.
Werde mit wenigen pointierten intelligenten Worten brillieren.

Werde dann zum Schluss erfahren, welch
beliebter und toller Mensch ich bin.

Ein Traum, sag ich Euch.
Ein Traum, so zu sein.
Die Ruhe in Person zu sein.
Augen, die mir sprachlos leuchten.

--

Ich ging dort hin.
Setzte mich.
Die Chance meines Lebens, endlich mal ernst genommen zu werden.
Endlich mal so richtig Selbstwertgefühl zu bekommen.

Ja, irgendwie wollte ich mich gar nicht mehr finden, sondern schon sein.
Und dann so bleiben.

--

Der Kurs begann

--

Ich öffnete den Mund.
Mein Gehirn befahl "
leise, ruhig, erwachsen, weise".

Und schon ... war alles wie immer.

Ich redete.
Ich machte zu allem eine Bemerkung.
Ich redete auch mal dazwischen.
Ich sagte, was ich denke, auch wenn ich vorher gar nicht nachgedacht habe.

Statt
weise --> Augenblicksworte der Zunge
Statt
geduldig --> vorlaut
Statt
ernst --> keine Pointe auslassen
Statt
zurückhaltend --> andere nicht zu Wort kommen lassen

Einen Tag später war dieser Wochenendkurs vorbei.
Ich hatte es geschafft, mehr als alle anderen zu reden.

Überall machte ich gerne mit, war spontan und genau das Gegenteil von dem, wie ich sein wollte.

--

Nun, das Schafott der spannende Moment.

Zittern ... Hoffnung ... jeder bekommt nun das, was er verdient.
Was er erhofft.

Die Teilnehmer sagen, wie sie dich und mich empfunden haben.
Es war soweit ... ich werde jetzt die Wahrheit hören.
Seufz
Schnauf

--

Was nun passierte, habe ich lange nicht vergessen ... ja, ich weiß es heute noch,
sonst könnte ich ja dieses Kalenderblatt nicht schreiben.

Die Hälfte der Teilnehmer meinte,
ich hätte zu viel geredet und sei zu sehr im Vordergrund gewesen.

Auweh

Die andere Hälfte fand es klasse,
dass ich so spontan war und keine Scheu hatte, meine Gedanken auszusprechen.


Summa summarum:

Bin ich laut
mag mich die eine Hälfte.

Bin ich leise,
mag mich die andere Hälfte.



Halt

Der letzte Satz muss in meinem Fall anders lauten:


Bin ich leise, mag mich meine Fassade die andere Hälfte.

Denn ich bin nun mal nicht leise.


Darum gibt es nur eine Alternative: sei Du selbst.


Nur wenn ich so bin wie ich bin
kann man auch MICH kennen lernen.


Wer so tut als ob, den werden Leute schätzen, die gar nichts von ihm wissen.
Der wird Menschen an seiner Seite haben, die nur seine mühsam polierte Seite kennen.
Hat er mal keine Kraft, sich auf Hochglanz zu polieren, dann fällt das Kartenhaus ein.
Unter ihm begraben: alle Menschen, die nur den Schauspieler gekannt haben.

Und dieser ... der Schauspieler, der Clown, der Kartenhausbauer.
Wird verdammt alleine sein.


Suchst Du Menschen, die gerne an Deiner Seite sind und das auch bleiben ?
Dann zeige Dich, wie Du wirklich bist.

 



Seelenfarben-Treffen in

Nürnberg - Dortmund - Berlin - Andalusien - Wolfsburg - Tempel

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