Er war mehr als doppelt so alt als er
schnell fuhr.
35 km/h war seine Geschwindigkeit.
Meine war ... ebenfalls 35 km/h.
Notgedrungen, schließlich fuhr ich hinter ihm.
Unser Nachbarort, ein ganz normaler Ort, durch den man mit 50 km/h oder
55 km/h fährt.
Wenn man denn kann.
Überholen ?
Geht nur mit Glück, denn der Ort hat einige Kurven.
Ich hatte Glück.
Und überholte.
Natürlich mit einem kritischen Blick, wer denn da so langsam fährt.
Hmm ... den kenn ich.
Knapp über 80 ist er.
Noch ganz rüstig und noch im Besitz eines Führerscheines.
Er machte jetzt nicht einen unsicheren Eindruck, er fuhr eben nur
langsam. Man könnte da reininterpretieren, dass er deswegen langsam
fuhr, weil er unsicher war. Oder war er nur vorsichtig ?
Ich höre gerade Rufe wie "Alte, gebt den Führerschein ab, wenn ihr nur
noch so gut Auto fahren könnt wie ihr zu Fuß seid". Jetzt mal halt ...
die eine Seite sind die Fußgänger und Kinder und Radfahrer, die durch
einen Autofahrer nicht gefährdet werden dürfen. Doch ist ein solcher
Autofahrer, der langsam fährt, gefährlich ? Oder eher hinderlich ?
Doch ... man soll ja auch nicht den nachfolgenden Verkehr behindern.
Wenn man nicht mehr in der Lage ist, eine "normale" Geschwindigkeit zu
fahren, dann sollte man den Führerschein ... sollte man wirklich ?
Ich könnte mir vorstellen, dass der alte Herr nur noch in seinem Ort
Auto fährt. Ein Kasten Mineralwasser holen, die Schwester besuchen, zum
Hausarzt fahren. Eben ein selbständiges Leben führen. Soll er das alles
zu Fuß machen ? Oder für jeden Weg jemanden bitten, ihn zu fahren ?
Oder kann man das schon noch durchgehen lassen, wenn jemand seine nicht
optimale Fahrsicherheit durch langsameres Fahren ausgleicht. Wenns im
Rahmen und im Ort bleibt ? Doch theoretisch kann den alten Herrn aber
auch die Idee überfallen, sich ins Samstagsgetümmel der Stadt zu werfen,
nur weil ihm danach ist und er das vom Gesetz her darf.
Seit ich 18 bin, fahre ich Auto ... mich könnte man sehr strafen, wenn
ich das nicht mehr dürfte. Wenn mir diese Freiheit der Fortbewegung
fehlen würde. Ich möchte nicht mit 75 (so ich das denn und hoffentlich
erlebe) aussortiert werden als potentiell gefährlich und generell zu
alt. Weil ich vielleicht nur mit 35 durch die Ortschaft gefahren bin. Da
wünschte ich mich einfach ein bißchen Toleranz der anderen Autofahrer
und die Einsicht, dass diese auch mal alt und langsamer werden
(könnten).
Doch wo ist die Grenze ?
Jeden Oldie überprüfen lassen ?
Warum ?
Nur weil er/sie alt ist ?
Junge fahren nicht automatisch sicherer.
Aber ist es nun mal physiologisches Gesetz, dass die Reaktionen mit den
Jahren langsamer werden. Das kann man durch Erfahrung ausgleichen. Doch
wenn dem so wäre, dann ... spricht nichts dagegen, normale 50 km/h zu
fahren. Also ist zu langsames Fahren doch verdächtig ?
Hmm ... was machen wir nun mit dem langsamen, alten Herrn ?
Auf den Prüfstand mit ihm oder nicht ?
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