In der Lichtblick-Rubrik "Zitat" sind im
Moment die Worte
"Frieden entsteht aus Mitgefühl"
zu finden.
Ein Zitat, das mich zum Nachdenken bringt ... und das möchte ich gerne
öffentlich tun.
Frieden ... was ist das ?
Es ist alles, was "nicht" Frieden ist, also Krieg, Mißstimmung,
Zerwürfnis, Streit usw. .
Im internationalen Bereich ist das Zitat Schmarrn. Denn Kriege werden
nicht aus Mitgefühl beendet, denn wenn es Mitgefühl gäbe, dann würde
kein Krieg beginnen oder nur wenige Tage dauern. Die Politik wird nicht
von Mitgefühl regiert.
Siedeln wir das Zitat also im privaten Bereich an.
Es ist Streit.
Während des Streites streite ich, da gibt es das Gefühl des Mitgefühls
erst mal nicht. Sind die Wogen weniger groß ... dann könnte der Friede
kommen.
Wie entsteht Friede ?
Durch
Ruhebedürfnis - denn Unfriede strengt an, kostet Zeit und Kraft
Suche nach Harmonie. Für viele ein Grundbedürfnis. Andere haben nie
streiten gelernt und so ist jede Auseinandersetzung etwas, das Angst
macht. Oder sie kennen Streit so gut, dass sie den nicht mehr wollen und
stattdessen und auf jeden Fall lieber Frieden.
praktischen Erwägungen - Krieg, Kleinkrieg macht selten Sinn, er
zerstört nur
Mitgefühl ?
Och, du Armer ?
Och, ich Armer ?
Hmm .. ich weiß nicht ... wer streitet, kann sich abgrenzen. Wer bewusst
streitet, der hat sich auch dafür entschieden und "nicht" fürs
Mitfühlen. Wer im Affekt streitet, der findet leicht zum Frieden, eine
Entschuldigung und es ist, wenn sie angenommen wird, vorbei. Aber das
war dann auch kein wirklicher Unfriede.
Oder ist der innere Friede gemeint ?
Hmm ... wenn der Friede mit sich selbst gemeint ist, dann kann das
stimmen. Wer mit sich mitfühlt, der kann sich auch verstehen und findet
so seinen Frieden. Kann aber auch sein, dass er vom Mitgefühl ins
Mitleid rutscht und dann kommt eine Jammerphase, die nicht gerade ein
friedliches Ambiente hat.
Oder sollte ich mit anderen Menschen mitfühlen. Versuchen, mich in sie
hinein zu versetzen und schon weicht jeder Konfrontationsgedanke von
mir. Weil ich weiß, dass alles seine Gründe hat, auch der Streit. Weil
ich mir sage "kannst die Menschen eh nicht ändern" und augenblicklich
sanfter werde.
Was aber, wenn ich mitfühlen will und auf Trauer und Krankheit stoße ?
Was aber, wenn ich mitfühlen will und auf Ungerechtigkeit stoße ?
Was aber, wenn mein Mitgefühl gar nicht gewollt ist ?
Was aber, wenn mein Mitgefühl ausgenutzt wird ?
Mitgefühl ist eines der Dinge, die zum Frieden beitragen. Aber als
Hauptgrund für den Frieden würde ich das verneinen.
Wißt Ihr, warum ich nicht den Verfasser des Zitats dazu geschrieben habe
? Weil es der Dalai Lama ist. Denn wenn unter einem Aphorismus "Dalai
Lama" steht, neigt man automatisch dazu, zu sagen "ja, der Dalai ist ein
weiser Mann, er hat bestimmt recht". Man steht den Worten dann ganz
anders gegenüber als wenn man sie einfach so betrachtet.
Wer kann schon Worte und Verfasser trennen ? Beides schwingt beim Lesen
gleichermaßen.
Vielleicht sollten wir aber ab und zu die Worte unserer Mitmenschen so
hören, als hätte das jemand Neutrales gesagt. Dann können Sätze ganz
andere Bedeutungen bekommen, weil sie emotionsloser empfunden werden.
Auch ein Weg zum Frieden.
Nochmal kurz zurück zum Dalai. Er sagt ja nix Unüberlegtes und so, wie
er den Satz gemeint hat, hat er natürlich recht. Seine Worte "Frieden
muß aus dem Innern kommen, aus echter Zuneigung und Freude" ... wer so
denkt und lebt, der ist friedlich. Wenn alle so denken, dann gibt es
keinen Krieg. Wenn jeder Mensch auf dieser Erde die Gedanken des weisen
Herrn übernimmt und auch so handelt, dann haben wir die friedlichste
Welt aller Zeiten.
Doch ... Bruchlandung der Gedanken ... willkommen in der Realität, die
genau solchen Menschen, die "ich bin friedlich, ich bin dir zugeneigt,
ich freue mich" sagen, lächelnd ein halbes Dutzend Messer in den Rücken
rennen. Jeder von uns kann etwas zum Frieden beitragen und die Welt
etwas besser machen. Aber zaubern können wir
auch nicht. Auch der Dalai Lama nicht, sonst wäre die Welt anders.
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