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8. November 2007



"Noch ein Wort und ich bleibe mitten auf der Kreuzung stehen" ... Jana war sichtlich genervt vom ständigen Kritisieren ihres Mannes. Wenn sie mit dem gemeinsamen Auto fuhr, verging kaum eine Sekunde, in der er nicht etwas zu meckern hatte. Hochschalten, schneller fahren ... seine ständigen Botschaften machten wenig Sinn, aber Jana nervös und ärgerlich. "Aber Jana ..." diese beiden Worte hätte er besser nicht gesagt. Denn nun passierte das Angekündigte ... seine Frau hält mitten auf der Kreuzung an, nimmt Geldbeutel und Einkaufstasche und verschwindet in Richtung Fußgängerzone. Ihren Mann auf der Kreuzung inmitten eines Hupkonzertes zurücklassend.

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"Guten Abend, liebe Hörer" sagt er nun schon das zwanzigste Mal. Dabei ist es früher Morgen. 7.25 Uhr. Paul steht in der Küche und sagt immer wieder diesen Satz, während sein Kaffee kalt wird. Lampenfieber. Denn heute Abend geht er zum ersten Mal im Lokalradio auf Sendung. Guten Abend, liebe Hörer ...
 
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"Eia" sagt der kleine Ronny und seine Eltern diskutieren. "Kann doch nicht sein, dass das erste Wort unseres Sohnes "Eier" heißt" ... Hans, der Vater, schüttelt den Kopf. "Hmm, weiß auch nicht" antwortet Melanie, die Mutter "vielleicht meint er ja etwas anderes damit". Hans geht in den Nebenraum, wo Ronny auf der Couch sitzt, leise Spielgeräusche von sich gebend. Wie immer begrüßt er seinen Sohn mit "na, mein Kleiner". Ronny lacht und sagt "Eia". Seine Frau ruft lächelnd "das ist es ... "Kleiner" ist das erste Wort unseres Sohnes".

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"Bitte gedulden sie sich einen Augenblick, sie werden gleich verbunden" ... die Stimme klingt freundlich, aber monoton. Manuela wird nervös, weil sie gerne mehr hören möchte als nur diese Automatenstimme. Ein Servicemitarbeiter, der "hallo, wie kann ich ihnen helfen" fragt, wäre nicht schlecht.

 

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"Bitte gedulden sie sich einen Augenblick, sie werden gleich verbunden", genau denselben Satz bekommt auch Andreas zu hören. Sein Gesicht ist eine Mischung aus Schmerz und Hoffnung. Schmerz, weil er heute Morgen etwas unkonzentriert beim Heimwerken war und Hoffnung darauf, dass der Schmerz langsam nachlässt, wenn der Finger verbunden ist.
 
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"Gewässer in Deutschland mit 8 Buchstaben, senkrecht" ... Tante Elfi brummelt wieder am Küchentisch vor sich hin. Wie jeden Morgen löst sie das Kreuzworträtsel in der Zeitung laut. Und Onkel Werner ? Je nach Tagesform hört er manchmal nicht hin oder kann es nicht mehr hören. Heute brummelt er "Bodensee" zurück und verzieht sich in seinen Hobbyraum.
 
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"Wenn ich mache meine Runde in der Morgenstunde" sagt Gretchen gutgelaunt und schreibt diesen Satz gleichzeitig auf der Schreibmaschine. Eine schöne alte manuelle Schreibmaschine. Und dabei denkt sie an ihre Chefin (Gott hab sie gnädig), denn diese hat nach jedem Farbbandwechsel als Erstes diesen Satz zum Testen des neuen Farbbandes getippt. Ein Ritual, das Gretchen übernommen hat und das jedes Mal der Beginn einer kleinen Gedankenreise in die Vergangenheit ist.

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"Wo ist das Geld" ... schreit der Einbrecher Opa Rudi an. Was der Einbrecher nicht weiß, ist, dass Rudi bereits 95 Jahre ist und nur noch wenig sieht und hört und auch sonst glücklich, aber jenseits von Gut und Böse ist. Und so antwortet er nur "hä ... ??". "Das ist ein Überfall" schreit es ungeduldig durch den Raum, "ja, sie sind überall" ... ist Rudis Antwort und dabei lächelt er. "Noch ein so blödes Wort und ich töte dich" ... der Einbrecher ist nun am Ende seines Geduldsfadens angekommen, während Rudi nur "ich brauch kein Lötblech" meint. Daraufhin kriegt der Bösewicht Wutschaum vor den Mund und in dem Moment, als er Opa Rudi erschießt ... wacht Tante Frieda aus ihrem Traum auf, saust im Bett nach oben und schreit "nein, nein, nicht schießen".

Ihr Mann Otto ist beim "nein" schlagartig wach geworden und hochgeschnellt, um beim "nicht schießen" sofort beide Arme in die Höhe zu werfen. Man weiß ja nie, ob nicht etwas Wahres dran ist, wenn die Frau diesen Satz ruft.



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