Mit
dem Fahrrad
nach Peking (4)
Die Seelenfarben-Sommerreise 2008
Wo waren wir denn stehen geblieben ?
20. April 2005
Mitten auf der Autobahn.
Gestern noch in Minsk ...
... der Hauptstadt von Weißrussland und nun ist es sonnige Mittagszeit
und wir fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn.
Sind ja nur noch 700 km bis Moskau ... ups.
Und diese 700 km sind so viel der Gesamtstrecke:
Das orangefarbige Stück fahren wir im heutigen Kalenderblatt.
Sehr klein auf der Karte, aber ... 700 Kilometer lang.
In die Pedale ... los gehts.
.
.
.
Und
es
ist
klirrend kalt.
Zum ersten Mal müssen wir mit Mütze und Handschuhen fahren. Trotz
schönstem Sonnenschein. Was wir nicht wissen ... das Wetter sollte noch
eine ganze Woche so kalt bleiben *seufz*.
Gegen die Kälte hilft auch der Ruhmeshügel ...
... an dem wir vorbeifahren, nichts.
21. April 2005
Bei dieser Kälte übernachten wir im Hotel ??
Nein ... mitten im Wald:
Inzwischen hat Hermes Mitfahrerin einen Speichenbruch am Rad zu beklagen
und das auch noch am Hinterrad. Das heißt dann Reparatur und danach
wieder auf die Autobahn.
Die Nacht ist sehr kalt, aber die Schlafsäcke halten uns gut warm. Doch
am nächsten Morgen ist das Wasser in der Faltschüssel 3 cm dick gefroren
*bibber".
Nach dem Frühstück kommt die Polizei und kontrolliert unsere Ausweise
... aber alles freundlich und alles war in Ordnung.
22. April 2005
Es gibt gute Nachrichten ... der Wind kommt mehr von hinten und ganz
schnell sind wir 50 Kilometer weiter. Wusch ....
Irgendwann sprechen uns zwei Männer der Straßenmeisterei an ... einer
kann sogar etwas deutsch, weil er früher in der Nähe von Schwerin
stationiert war. Die Männer beschriften Notrufsäulen, werden dabei von
den Fahrrädern überholt, überholen diese dann wieder, werden wieder
überholt ... und beim dritten Treffen rannte der ehemalige Soldat auf
die andere Seite der Autobahn und kam mit einem Strauß Buschwindröschen
für Hermes Beifahrerin zurück. So unendlich nette Geste ...
23. April 2005
Nach dem Frühstück ... beginnt es zu schneien ... und das Zelt muss mal
wieder nass eingepackt werden.
Es ist wieder lausig kalt ... aber da vorne ... ein Restaurant, wie
schön ... da trinken wir einen heißen Tee ... upps ... ist ja gar kein
Restaurant, sondern die Autobahnmeisterei ... und dort treffen wir die
beiden Notrufsäulenbeschrifter von gestern wieder.
Heute ist der 23. April und Lenins 135ster Geburtstag ... ein Tag, an
dem jeder Weißrusse unentgeltlich arbeitet. Zur Feier des Tages und weil
er sich über unseren Besuch im "Restaurant" so freute, lud uns Victor
(so heißt der ehemalige Soldat) spontan zu sich nach Hause ein.
Victors Frau spricht in welcher Sprache mit uns ?? Ich verrate mal ihren
Beruf ... sie ist Deutschlehrerin :)).
Es gibt nun einen richtigen Verwöhntag mit Haus-, Garten- und
Stadtführung.
Und die russisch-orthodoxe Kirche sehen wir auch:
Die Nacht dürfen wir in einem Gästezimmer schlafen. Aber erst zu später
Stunde gehts ins Bett, vorher wird gut gegessen und sich lange
unterhalten.
24. April 2005
Am nächsten Morgen gibt es eine herzliche Verabschiedung und zu unserem
Schutz bekommen wir ein von Natalja (Victors Frau) extra für uns gestern
gekauftes Bild der heiligen Mutter geschenkt.
In uns ein herrliches Frühstück, fahren wir weiter.
Und mittags ... da folgt schon die nächste Einladung. Ein russischer
Fernfahrer aus Moskau lädt uns zu Tee und Borschtsch ein. Letzteres ist
eine leckere rote-Beete-Suppe.
Und abends ... da werden wir schon wieder eingeladen. Von einer Frau,
die mit ihren Freudinnen Geburtstag feiert. Wir tanzen fleißig, trinken
Wodka und gehen irgendwann mit Mütterchen oder Väterchen Russland auf
unser Zimmer, wo die Fahrräder und das aufgehängte noch nasse Zelt auf
uns warten.
So ...
... sieht das Internetcafe in Orscha aus.
25. April 2005
Bald haben wir die Grenze erreicht ... aber vorher müssen wir durch eine
12 Kilometer lange Baustelle durch. Nicht ganz ungefährlich für die
Räder ... als Ausgleich waren wir vor der Grenze schneller als alle
LKWs, die in einer kilometerlangen Schlange standen, während wir
vorbeifahren durfte.
Passkontrolle bei der Ausreise ?? Fehlanzeige.
Und die Einreise ? Schon schwieriger ... die "normalen" Russen wollen
unser weißrussisches Geld nicht ... und dann gings doch, an einer Kasse
dürfen wir umtauschen ... ohne Quittung.
Wir bekommen zurück: Lehrgeld ... denn wir werden beim Umtausch so
richtig schön übers Ohr gehauen.
Pengbatschbatsch.
Willkommen in Russland:
Wir fahren noch 3 Kilometer und übernachten dann zwischen den Büschen.
26. April 2005
Loch an Loch ... 12 Kilometer lange Schlaglochstrecke, sogar die LKWs
fahren Schlangenlinien, so tief sind die Löcher.
Aber nichts hält ewig, auch die Löcher nicht ... die Straße wird besser,
wir fahren wieter, links und rechts nur Sumpf oder Birkenwälder.
Vor uns die Straße ... oder ein Polizist. Passkontrolle. Sehr
freundlicher Mensch, der uns empfiehlt, nach 18 Uhr nicht mehr auf der
Straße zu sein. Upps. Bei dieser Gelegenheit stellen wir unsere Uhr mal
wieder um eine Stunde nach vorne, neue Zeitzone. Schon die zweite
Uhrumstellung (die erste war beim Grenzübertritt nach Weißrussland).
Wir fahren bis kurz vor Smolensk und suchen uns einen Zeltplatz. Doch
hier ist es wie überall auf der Welt ... dort, wo die Menschen mit dem
Auto hinkommen, liegt auch der Müll in der Gegend. Aber wir finden
dennoch ein schönes Plätzchen ... und wir wissen nun, wie Birkenwasser
gezapft wird:
Beim Abendessen sehen wir einen Fuchs, der Nahrung für seine Welpen
sucht.
27. April 2005
Seufz ... es regnet mal wieder.
Den ganzen Tag, bis zum späten Nachmittag.
Und dazu eine holprige Straße.
Regen
Holper
Gegenwind
Radfahrerherz, was willst du mehr ;// ....
Immer wieder sehen wir Gedenkstätten für Soldaten.
Abends erreichen wir Smolensk, mal wieder ein Name, den auch viele in
Deutschland kennen.
Gibt es Geld für uns in Smolensk ? Jein ... grundsätzlich ja, aber wir
müssen lange suchen, bis wir eine Bank finden, die Travellerschecks
einlöst.
Immerhin spricht uns beim Warten Oleg, der Journalist, an und bittet um
ein Interview. Und hilft uns dann noch bei der Hotelsuche. Und gibt uns
viele gute Tipps.
Achso ... wir sind gerade im Internet, denn wir sitzen in Olegs Büro.
Oleg selbst ist aber nicht da, sondern im Theater, weil er dort Fotos
macht.
.
.
.
Okayokay ...
... wir sind jetzt heute, kalenderblattmäßig, doch nicht bis nach Moskau
gekommen, weil es einfach so viele schöne, spannende oder andere
Geschichten zu erzählen gab. Wir duschen uns jetzt und gehen zum
Abendessen. Morgen betrachten wir uns kurz Smolensk und machen einen
Abstecher in die Uspenski-Kathedrale.
Danach sind es nur noch 400 Kilometer bis Moskau.
Nur noch ?
Je nach Sichtweise "nur" oder "oioioiogottogott" *gg*.
--
Meine heutigen Fragen an Hermes:
1. Wie oft ist Euch in Russland ein Internetcafe
begegnet ?
2. War es ein besonderes (besonders toll, besonders mulmig) Gefühl, im
echten Russland zu sein ?
3. Es gibt sehr viele militärische Denkmäler in Russland (oder hast nur
Du ein Faible dafür) ?
4. In welcher Sprache hast Du Dich mit den russischen Menschen
unterhalten ?
5. Welche 5 Worte fallen Dir ein, wenn Du an Moskau denkst ?
6. In Moskau war dann die Fitness dort, wo sie sein sollte ?
7. Ihr seid sehr früh im Jahr in Moskau gewesen (ich weiß, das ging
zeitmäßig nicht anders) ... aber so war landschaftliches Grün und warme
Sonne Mangelware ?
8. Kann man Moskau als westlich bezeichnen ?
9. War das nicht gefährlich, mit dem Rad auf der Autobahn zu fahren ?
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