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15. August 2008


Mit dem Fahrrad nach Peking (5)

Die Seelenfarben-Sommerreise 2008

Wisst Ihr, was mich wundert und erfreut ??
Niemand sagt "schade, dass es hier nur noch den Reisebericht und keine andere Themen mehr gibt".

Eigentlich war dieses Sommerreise ja eher als Kalenderblattpause gedacht ... zwei Wochen lang keine Themen ausdenken, sondern "nur" die Bilder hier einstellen. Dann kam der Text und noch mehr Text und nun ist das so aufwändig, dass gerade das Gegenteil von Pause hier passiert ... denn 2 Stunden dauert es, bis so ein Reisekalenderblatt fertig ist.

Aber anstrengender ist da schon das Radfahren ... und für diese phantastisch spannende Reise mache ich das gerne ... ist wirklich wie ein Krimi ... und dann die Tatsache, dass jemand, den wir kennen, diese Reise wirklich gemacht hat ... schön ... und besonders :)).



Wie gehts weiter ?

Wir reisen hier täglich weiter, bis zum 24. August.
Sollten wir dann, weil es einfach zu viel zu erzählen gab, noch "nicht" in Peking angekommen sein, dann gibts eine Reisepause. Wir zelten irgendwo zwischen Steppe und Taiga und hören mehr oder weniger russische Volkslieder. Nach der ca. 2wöchigen Pause gehts dann im September wieder weiter, auch gerne ein paar Tage hintereinander.


Wer erzählt denn eigentlich hier ... Hermes oder Engelbert ?

Beide ;)). Ich hab ja die Reiseberichte von Hermes ... entnehme daraus die wichtigen Informationen und Anekdoten ... schreibe dann aber alles neu mit meinen eigenen Worten.

So trägt jeder etwas dazu bei ... Hermes, meine Wenigkeit und Eure gespannte Vielheit :)). Indem Ihr da seid, lest und kommentiert :).

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Die gestrigen Fragen führten zu heutigen Antworten:

Wie oft ist Euch in Russland ein Internetcafe begegnet ?
In allen größeren Orten gibt es in Russland Internetcafes ... manchmal sogar in kleinen Orten. Hin und wieder sind wir sogar von Privatleuten oder von Firmen kostenlos ins Internet gelassen worden!

War es ein besonderes (besonders toll, besonders mulmig) Gefühl, im echten Russland zu sein ?
Ja, zu Anfang war es schon ein etwas eigenartiges Gefühl ... beim Zelten haben wir uns richtig versteckt, um möglichst nicht gesehen zu werden.

Dieses Gefühl wich aber sehr bald ... die Menschen waren interessiert an der Reise ... und boten uns oft ihre Hilfe an. Unsere Unsicherheit war nur von kurzer Dauer. Nicht ein einziges Mal sind wir in eine Bedrängnis gekommen. Der russische Mensch ist herzlich und hilfsbereit ... je weiter wir nach Osten kamen, umso mehr!

Uns wurde immer wirklicher Respekt entgegengebracht! Nie haben wir eine "Deutschfeindlichkeit" gespürt ... eher ganz im Gegenteil ...

Es gibt sehr viele militärische Denkmäler in Russland (oder hast nur Du ein Faible dafür, weil Du davon sehr oft Bilder gemacht hast) ?
Ja, dort wo der Krieg stattgefunden hatte (bis kurz vor Moskau) sind sehr viele Kriegsdenkmäler ... nach Moskau wurde es weniger ...

In welcher Sprache hast Du Dich mit den russischen Menschen unterhalten ?
Auf Russisch, Deutsch und Englisch ... die jungen Leute lernen heute Deutsch und/oder Englisch

In Moskau war dann die Fitness dort, wo sie sein sollte ?
Ja, bis Moskau hatten wir schon eine gewisse Fitness erreicht ... aber es gab auch immer wieder mal Tage, an denen man sich etwas schlapp fühlte!

Ihr seid sehr früh im Jahr in Moskau gewesen (ich weiß, das ging zeitmäßig nicht anders) ... aber so war landschaftliches Grün und warme Sonne Mangelware ?
Bis Moskau kam der Frühling nur sehr zögerlich ... dann kam der Wandel aber quasi über Nacht...

War das nicht gefährlich, mit dem Rad auf der Autobahn zu fahren ?
Ja, eine gewisse Gefährlichkeit besteht schon...aber der Verkehr war insgesamt geringer, als wir es hier bei uns gewohnt sind ... und ich habe die Erfahrung gemacht, das besonders die LKW-Fahrer sehr rücksichtsvoll waren ... waren wir doch im gewissen Sinne wie sie "Kapitäne der Landstraße".

Vor Minsk zweigte die Autobahn nach Minsk nach links ab. Wir hatten kaum eine Chance, uns nach links einzuordenen. Ein LkW-Fahrer erkannte unser Problem ... hupte und blinkte ... fuhr langsam links rüber ... und zog uns in seinem Schatten mit. Anschliessend verabschiedete er sich hupend und fuhr wieder nach rechts zurück ... und weiter in Richtung Moskau! So eine Hilfsbereitschaft vergisst man nicht!

Mitunter hielten LKW's sogar an, weil uns die Fahrer schon einige Tage zuvor gesehen hatten und nun doch wissen wollten, wohin die Reise geht. Manchmal wurde uns von LKW-Fahrern in einem Cafe das Essen bezahlt ... oder sie schenkten uns eine Flasche Mineralwasser ... was wir speziell im Sommer sehr gerne annahmen ... denn oft wurde uns das Wasser knapp!



28. April 2005
 
Wir sind in Smolensk ...



... und das ist ein Teil der alten Stadtmauer.

Wir sind schon früh auf den Beinen ... zumindest sagen mir die Bilddaten, es wäre gerade 8 Uhr. Die große Frage aber ist: hat Hermes auch die Uhr in der Kamera vorgestellt ... wenn nicht, dann ist es schon 10 Uhr.

Womit ich schon eine Frage für morgen hätte ;)).

Wir besichtigen nun die Uspenski-Kathedrale:



Eine herrliche Kirche ... deren Innenraum leider nicht fotografiert werden darf.

Wir fahren weiter und überqueren einen Fluß ...



... der auf den Namen Dnjepr hört. Aber nicht kommt, wenn man ihn ruft.

Drei Jungs (ca. 12 Jahre alt) kommen auf uns zu und interessieren sich für die Reise.
Dann kommt die Mutter auf die Jungs zu und schimpft, weil diese Fremde angesprochen haben.
Immerhin ist ein andeutungsweises Abschiedswinken erlaubt.

Die nächste Kirche:





Viel sehen ... bedeutet wenig Rad fahren. Also sind wir heute nicht so arg weit gekommen und landen nun an einem schönen Platz im Wald:



Schön ?
Oder nur schön ruhig ?

Hermes sagt "schön", also ist er es.
Außerdem ist Hermes Waldliebhaber ... ;)).

Nee, was will man denn erwarten, wenn noch nicht alles grün ist und man nicht gerade auf dem Präsentierteller zelten möchte.


29. April 2005
 
So ... nun weiß ichs.

Dies ...



... ist so ziemlich die erste Morgensonne und die Bilddaten sagen mir 4.45 Uhr. Doch so früh geht auch in Russland die Sonne nicht auf ... also hat Hermes die Kamera-Uhr "nicht" umgestellt *fg*. Wir dürfen also zwei Stunden dazu zählen, dann stimmts.

Ich selbst vergesse auch ganz gerne, meine Kamera von Winter- auf Sommerzeit umzustellen. Und Ihr ?

(Millionen Leser greifen jetzt ihre Digitalkamera und suchen die Uhrzeit *fg*).

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Radpflege ? Die stehen doch meistens im Keller und pflegen so vor sich hin. Es sei denn, man fährt nach Peking, da macht es schon Sinn, mal nach dem Rechten zu sehen ... und oh Graus, beim Rad der Mitfahrerin ist die Felge überall eingerissen. So ähnlich wie Hermes in Bischofswerda. Sch... oder wie man auf russisch dazu sagt.

Wir beten, dass das Fahrrad noch die 370 Kilometer bis Moskau durchhalten möge und fahren los.

Wir treffen zwei russische Männer auf Rädern:



Die Beiden sind unterwegs von Gorki nach Kaliningrad, was auch fast 2000 Kilometer sind. Herrje, das sind Entfernungen, da stöhnt man, wenn man die mit dem Auto fahren muss und die fahren das auf nur zwei Rädern.

Nette zwei Herren sind das ... und sie geben uns die Adresse von einem Fahrradgeschäft in Moskau.

Wie schön.
Wollen wir hoffen, dass wir's auch schaffen, da hinzukommen.

Ob wir Mittags Schaschlik gegessen haben ...



... ist jetzt nicht überliefert. Fotografiert wurde er zumindest ;)).

Am Abend finden wir wieder einen schönen Zeltplatz, diesmal auf einer riesigen Wiese.



30. April 2005
 
Ist so kalt der Morgen ... aber wir kommen dennoch gut voran.



Einkaufen tun wir ... denn morgen und übermorgen ist das russisch-orthodoxe Osterfest und die Geschäfte geschlossen. Zumindest glauben wir das, um dann festzustellen, dass die meisten Geschäfte doch offen sind.

Die Schönheit des Tages: die in der Sonne leuchtenden Stämme der Birkenwälder.

Die Nacht heißt dann wieder ... "Väterchen Frost".


1. Mai 2005
 
Am Tag wirds dann ja langsam wärmer ... dafür aber die Straße schlechter.
Und immer schön drauf auf die kaputte Felge ... seufz.

Aaah ... und jetzt kommts ... ich lese gerade im Reisebericht, dass die Beiden Schaschlik essen wollen.
Aha ... vorgestern fotografiert und heute Appetit bekommen ... oder vorgestern auch schon gegessen, was weiß denn ich ... ;).

Auf jeden Fall sieht uns eine russische Familie kommen, winkt uns an den Tisch und schon sind wir eingeladen. Incl. Wodka, um den wir nicht drumherum kommen. Die Frau war Englischlehrerin und so können wir uns gut verständigen.

Hermes fragt nach Bären, schließlich sind wir im Lande, wo es noch Bären gibt ... woraufhin die Familie ein Taxi bestellt und mit uns im Schlepptau zu einem 3 Kilometer entfernten Café fahren. Der Besitzer hat einen Bären, den er als verwaistes junges Tier geschenkt bekam. Mittlerweile war das Tier erwachsen und wurde sogar relativ artgerecht gehalten (so man das von einem Tier in Gefangenschaft behaupten kann).

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Der Zeltaufbau am Abend gelingt uns noch gerade rechtzeitig, bevor der Regen kommt.

Es wird auch die ganze Nacht durchregnen.

Feucht, klamm ... alles überall.


2. Mai 2005
 
Ach ja ... von den Felgenproblemen des einen Rades wissen wir ja schon und nun stellen wir fest, dass das Vorderrad von Hermes wackelt. Diagnose: Steckachse lose, aber man denkt ja immer zuerst mal ans Schlimmste, das hier aber nicht eingetroffen ist.

Pünktlich zur Mittagszeit kommen wir an Fischbuden ...



... vorbei ... die wie aufgereihte Perlen an der Strasse stehen.

Und was sehen wir noch ? 3 LKWs aus Bielefeld !!
Sie transportieren für die Kirche Hilfsgüter in den Ural und die Fahrer fragen, was sie uns denn Gutes tun können.

Wir sind aber wunschlos glücklich (bzw. unsere Wünsche können nur von einem Fahrradmechaniker, der Ersatzteile hat, befriedigt werden) ... und so passiert folgendes ... als die Fahrer feststellen, dass wir keinen Wunsch haben ...



... stellen sie sich um uns herum und beten für unseren Schutz und unsere Reise.


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Möge es helfen, denn das Rad von Hermes' Mitfahrerin fängt inzwischen an, leicht zu schleifen.

Wir übernachten auf einer Elchwiese, die wir durch das Überqueren von sumpfigen Gelände erreichen.

Überall ist Elchlosung ... womit klar ist, dass Elche öffentliche Toiletten haben. Überall.

Wir könnten ja im Freien essen, tun es aber nicht ... denn: Sturm und Regen.


Schleifen
Sturm
Regen
Sumpf
Losung

und am nächsten Morgen ...


3. Mai 2005
 
... ist es wieder mal lausig kalt.

Wo soll das noch hinführen ?
Nach Moskau, wenns geht ...

Wegen der Kälte fahren wir nur 5 Kilometer und frühstücken dann erstmal mit heißem Kaffee und Tee.

Das hat geholfen, denn am Nachmittag reißt der Himmel auf ... dafür wird es, je mehr wir uns Moskau nähern, umso schwieriger, einen Zeltplatz zu finden.


4. Mai 2005
 
Es wird etwas wärmer.
Der Vekehr wird dichter.
Moskau kommt näher.

Am späten Nachmittag, wenn der Verkehr am dichtesten ist (wie heißt denn "rush hour" auf russisch *gg*), genau dann erreichen wir die Stadtgrenze.



Wir haben es geschafft !!

Wir sind in Moskau.
Und das Rad fährt noch.

Was nun folgt, ist aber Stress pur, fast 20 Kilometer auf 4spurigen Straßen im dichten Verkehr.



Am roten Platz wollen wir ein Bild mit den Rädern, uns und dem Platz machen.
Aber nein, darf nicht sein, es ist schon alles für die Feierlichkeiten wegen des Kriegsendes am 9. Mai vor 60 Jahren gesperrt.
Wir bitten einen Polizisten um eine Ausnahme ... und erreichen den Kompromiss, dass wir zwar zum roten Platz dürfen, aber ohne die Räder.

Aber ... auf halbem Weg wurde der Polizist von seinem Vorgesetzten zurückgepfiffen.
Schade ... leider ... und Mist ... wegen uns wird nun der Polizist Probleme kriegen.
Das haben wir nicht gewollt.

Aber wenigstens gibt es noch ein Bild von uns vor der Kathedrale.



Was guckt der Hermes uns Kalenderblattleser so lieb an ... richtig herzerwärmend, dankeschön ;)).

Wer das Bild gemacht hat ?
Ihr werdet es nicht glauben ... ein junger Mann, der Praktikant bei einer deutschen Zeitung in Sibirien ist.

Jetzt aber ab ins Hotel ... Katastrophe ... ... zwei Stunden brauchen wir zum Einchecken und das, obwohl das "Rossija" das erste Hotel am Platz ist. 3000 Rubel die Nacht ... dafür waren die Freiluftübernachtungen zwischen der Elchlosung kostenlos(ung).

Aber Ma-mu-lu ... manchmal muss etwas Luxus sein.

Und ... ich weiß jetzt nicht, wie sich der Kurs des Rubels zum Euro verändert hat ... heute auf jeden Fall wären 3000 Rubel 83,08 Euro. Für das erste Hotel in Moskau akzeptieren wir das gerne.


... und nun lese ich gerade: "das Hotel Rossija neben dem Roten Platz war bis zu seiner Schließung am 31. Dezember 2005 und anschließenden Abriss das größte Hotel Europas".

Heidernei ... so groß ... und nun wech ...

Eröffnet wurde es 1967 und hatte drei Sterne, 3170 Zimmer auf 21 Stockwerken. Ein ganzes Stadtviertel wurde damals für den Bau des 240.000 Quadratmeter großen Hotels dem Erdboden gleichgemacht.

Am 25. Februar erlangte das Hotel eine traurige Berühmtheit, weil aus ungeklärten Ursache gleichzeitig im fünften und elften Stockwerk Feuer ausbrach. 42 Tote, schwere Schäden am Gebäude.

2006 wurde dann das Hotel abgerissen ... dort soll nun ein Gebäudekomplex mit verschiedenen Dingen, u.a. der neuen Jelzin-Bibliothek und mehreren kleinen Hotels entstehen.


Aber zurück ins Jahr 2005 ... wir freuen uns ... auf warmes Wasser ... viiiiiiiel warmes Wasser.

Und die Kalenderblattleser dürfen sich auf Morgen freuen ... auf Bilder von Moskau :)).

Und das Fahrrad freut sich auch ... auf die Reparatur.

--

Meine heutigen Fragen an Hermes ... zwei sind schon beantwortet, aber ich bringe die Antworten erst morgen, weil ich nicht vorgreifen wollte.

1. Kann man Moskau als westlich bezeichnen ?

2. Welche 5 Worte fallen Dir ein, wenn Du an Moskau denkst ?

3. Apropos Hintern ... tat der nicht öfter mal weh ?

4. Apropos Hintern ... wie war denn das mit dem "Geschäft", das man auch als Radfahrer ab und zu erledigen muss ?

5. Wozu zapft man denn Birkenwasser ?

6. Was gabs denn so zum Frühstück, wenn Ihr gezeltet habt ?


 



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