Home

19. August 2008


Mit dem Fahrrad nach Peking (9)

Die Seelenfarben-Sommerreise 2008


Tradition ist ... dass zuerst die Antworten auf die Fragen kommen:

Nehmen wir mal Nowgorod oder Kasan ... wie gings Euch da ? Das Gefühl, schon ewig unterwegs zu sein ? Das Gefühl, nie anzukommen ? Oder keinerlei solche Gedanken ?
Es ging uns sehr gut...immer gab es etwas Neues zu sehen...nie wurde uns die Reise langweilig.
Das Ziel Peking haben wir immer völlig ausgeblendet, denn sonst wären wir verrückt geworden, weil immer Zweifel in uns genagt hätten, ob wir das Ziel wohl jemals erreichen würden. Wir haben uns immer neue kleine Ziele gesteckt...von Moskau nach Nischni Nowgorod(früher Gorki), dann Kasan...dann der Ural...als wir dann am Baikalsee angekommen waren, waren wir unheimlich stolz, diesen wunderschönen Punkt erreicht zu haben...dann haben wir daran geglaubt, Peking wirklich zu erreichen!

Die beiden Häuser da oben ... waren das zwei besonders schöne und es gab kaum andere, die auch so aussahen ... oder waren das zwei von vielen, die Ihr danach noch gesehen, aber nicht fotografiert habt ?
Ja, es gab immer wieder einmal so herrlich und liebevoll verzierte Häuser...aber alle konnten wir natürlich nicht fotografieren. Das kleine "Schlösschen" im Blockhausstil fand ich einmalig...habe auch ähnliches nicht mehr gesehen (das war bei Vjasniki)

Was habt Ihr so getrunken und wie leicht konntet Ihr das kaufen ?
Wir haben immer Mineralwasser gekauft und getrunken...und zum Abendbrot gab es fast regelmässig eine Flasche Bier (zwei Liter), die wir uns geteilt haben. Die Kalorien konnten wir wirklich gut gebrauchen. Morgens wurde löslicher Kaffee aufgebrüht.

War Russland ein "fremdes Land" geblieben oder kam das Euch irgendwann wie Heimat vor, weil ihr schon wochenlang durchgefahren seid ?
Nur ganz am Anfang war uns Russland ein wenig fremd...aber schon nach wenigen Tagen hatten wir uns "pudelwohl" gefühlt...und konnten uns sogar vorstellen, in Russland zu bleiben. Russland ist für mich "das Land der unbegrenzten Möglichkeiten"!

War es immer friedlich zwischen Euch Beiden oder gab es auch mal Streit ?
Nein, es war immer friedlich zwischen uns...echten Streit hat es nicht gegeben!

War das "Arbeit", zu fahren ... immer wieder die Straße lang, ähnliche Landschaft, Autos ... oder war das stets "Abenteuer" ?
Es war stets das Abenteuer...wir waren uns immer über die Einmaligkeit...über das Gescheink, eine solche Reise machen zu können, im Klaren. Aber an manchen Bergen, war es echte Arbeit...aber unsere Kondition wuchs täglich!


14. Mai 2005
 
Alles im grünen Bereich ?
Nein, alles auf der gelben Linie' ...



... denn das ist die Strecke von Nischni Nowgorod nach Kasan.

Eine zumindest zu Beginn sehr holprige Strecke:



Kasan ist nicht irgendeine Stadt ... Kasan ist die Hauptstadt von Tatarstan.
Und Tatarstan ist eine autonome Republik westlich vom Ural.

Wir fahren ins

Land der Tartaren

Was auch immer das bedeuten mag. Ein wildes Volk ? Nette Menschen ? Dschinghis Khan ... ach nee, das war ein anderes Land in anderer Zeit.

Kommt eigentlich der "Tatar" von den "Tataren"?

Jein ... Ihr werdet es kaum glauben, wo das Wort "Tartar" herkommt. Damals, als Jules Verne Bücher schrieb und zwar genau den "Kurier des Zaren", da wurde den Tartaren nachgesagt, sie würde rohe Fleischstücke unter ihren Sätteln mürbe reiten und anschließend essen. Jules schrieb dann in seinem Buch von einem "Beefsteak Tartar" und damit war der Name geboren.


15. Mai 2005
 
Reichlig Regen in dieser Nacht ... die eine Medaille ... viel Sonne am Tag ... die andere Medaille.

Immer abwechslungsreicher wird die Landschaft ... die eine Medaille ... immer enger wird die Straße ... die andere Medaille.

Und "wie" eng sie wird ... die LKWs donnern 30 cm an den Rädern vorbei. Da fühlt man sich richtig bedroht. Der Versuch, zur Seite auszuweichen, scheitert oft an Schlaglöchern, die das verhindern ... dann heißt es abbremsen und auf den Schotterrand fahren. Gottseidank halten die neuen Felgen das bisher klaglos aus.

Abends am schönen Zeltplatz sind wir nicht alleine:



Es gibt keine Maikäfer mehr ?? In Russland gibts zu viele davon ... zumindest im Mai 2005.

Die Nacht wird sternenklar ...


16. Mai 2005
 
... und morgens geht die Sonne in einem wolkenlosen Himmel auf.

Zum Abendessen leisteten uns die Käfer Gesellschaft, zum Frühstück sind es die Schmetterlinge:



Das ist ein "Landkärtchen" (danke, Andrea) ... und ich wusste auch, dass das "kein" Schwalbenschwanz ist. Habs aber etwas mißverständlich formuliert ...

... zusätzlich zum Landkärtchen (wie passend für unsere Reise *gg*) sehen wir auch sogar Schwalbenschwänze ... eine Schmetterlingsart, die es bei uns daheim kaum noch gibt.

Welch ein gutes Omen ... sogar der Straßenzustand bessert sich etwas.

Ups ... da kommt uns ein Polizeiauto entgegen ... es steigt ein Herr mit 5 Sternen aus ... fragt, was alle immer fragen ... und will dann eine Runde mit dem Rad fahren. Was er nach den ersten Anlaufschwierigkeiten auch ganz gut hinkriegte.

Danach fuhr der Polizist mit dem Rad davon, ward nie wieder gesehen und die Reise ist zu Ende.
Sorry ... kleiner Scherz, kommt nicht wieder vor *fg*.

Kein Scherz ist es, dass die Obstbäume zu blühen anfangen.

Abends finden wir wieder ein herrliches Plätzchen zum Übernachten und Hermes kann sogar von einem nahen kleinen Fluss frisches Wasser holen ... was er allerdings damit bezahlte, dass er bis zur Wade im lehmigen Boden verschwand.

Eine schöne Landschaft hier ... viele Hügel, der Fluss, der sich tief in die Landschaft hineingeschnitten hat.

Hermes kommt schlammbewadelt zurück und in der Ferne grummelt ein Gewitter. Mein Gott, wegen so ein bißchen Dreck am Bein gleich losgrummeln ... und dann auch noch vorbeikommen und richtig schütten.

Abendessen im Zelt ... und der Regen rauscht und rauscht.
Ein irre schönes Konzert.
Regensinfonie.


17. Mai 2005
 
Erst gegen Morgen hört der Regen auf ... und ruft mal schnell den Nebel, der ihn ablöst.
Man sieht bis 10 Uhr kaum etwas und dann kam sie wieder ... die Sonne.
Als wolle sie einen Western drehen, scheint sie heiß und heißer vom Himmel.

Ja, doch Western ... denn Hermes sagt, er und seiner Begleiterin hatten an diesem Tag Blei in den Beinen ... und das kann beim Western schon mal vorkommen ;)).

Nee, im Ernst ... wir haben auch unsere Tagesform ... je nach Nacht, je nach Wetter, je nachdem, wie man sich halt so fühlt ... und dann lässt mans langsam angehen ... doch, wenn man auf Pekingreise ist, dann kann man nicht ständig im Zelt liegenbleiben ... sondern muss trotzdem losfahren ... auch an Tagen, an denen man gar nicht auf Touren kommt. Wie heute.

Diesmal dauert es aber nur ein paar Stunden, gegen Mittag gehts uns besser.

Wir erreichen Zivilsk und uns fotografiert ständig ein Mann.
Was will der ?
Hey du ... was willst du von uns ??
Wir erfahren, dass der Herr von einer Zeitung ist und zuerst Bilder macht und danach ein kurzes Interview mit uns. Wir werden Stars. Wir sind eigentlich schon welche, aber nun wirds offiziell ;)).


18. Mai 2005
 
Wir werden ständig kontrolliert ... aber nicht immer wegen Recht und Ordnung und so ... sondern, weil die GAI-Posten einfach neugierig sind ... da halten sie uns einfach an und können so ihre Neugier am Besten stillen. Stets sind sie freundlich dabei.

Schwierig wird am Abend die Suche nach einem schönen Platz für das Zelt, aber wir finden gegen 20 Uhr doch noch eines ... auf einer riesigen Wiese ...


19. Mai 2005
 
... mit vielen, vielen Löwenzähnen:



Es ist wieder recht hügelig ... man darf sogar Berge zu den Dingern sagen ... denn einen davon müssen wir mit drei Kilometer langem Schieben erklimmen. Der Lohn der Arbeit ... wir sind auf unserer Reise einen Meilenstein weiter ...



... und haben Tatarstan erreicht.

Ein schönes weites Land ... und plötzlich ... war die Straße in Ordnung und wir hatten Rückenwind.

Na sowas !
Na sowas schönes !

Wir fahren an flatternden Decken, Socken, Pullovern und Umhängetüchern vorbei ... kaufen die allesamt aber nicht. Dafür machen wir später eine schöne Kaffee-Pause. Dieselbe Idee hatte auch ein TV-Team, das nicht wegen uns, sondern auch wegen dem Kaffee kam.

Was aber ist eine Tasse Kaffee gegen zwei Pekingradler ?? Genau ... und so gab es eine laufende Kamera und ein Interview ... zu sehen um 19 Uhr des gleichen Tages im Regionalprogramm.

Leider haben wir keinen Fernseher im Gepäck und Wiesen mit Steckdosen sind hier Mangelware ... aber die Fernsehleute wollen uns eine Kopie des Interviews nach Hause schicken.

Ein Kunstwerk kreuzt unseren Weg ... ein wunderschönes Kleinod der Holzbearbeitung:



Eine weitere Begegnung hat der Tag noch für uns:



Ein Pope mit einem kleinen Altar am Straßenrand.
Was macht er da ?
Er sammelt Geld für die baufällige Kirche.

Wir kommen mit dem Herrn ins Gesprech und dürfen danach mit seinem ausgesprochenen Segen weiter fahren.

Wir werden auf der Fahrt eingeholt vom TV-Team von heute Mittag ... und nun fängt die Kamera auch noch bewegte Bilder von zwei Radfahrern, die "live und in Action" sind.

Wie schön, dass wir gerade normal fahren ...
Wie schön, dass dieser Aufstieg erst danach kommt ... mit wieder mal 4 Kilometer schieben.

Mein Gott, wenn ich mir überlege, diese Strecke einfach nur so zu gehen ... dann muss ich schon Lust dazu haben oder einen wirklichen Grund. Dann noch Räder dabei schieben. Dann noch Räder mit viel Gepäck. Dann noch einen steilen Berg hinauf ... alleine das ist schon eine Riesenleistung. Eine kleine Episode nur auf dem Weg nach China und eine von vielen, immer wiederkehrenden große Leistungen.

Für mich wird das nie "normal", was auf dieser Reise passiert ... mein Respekt fährt beim Schreiben mit !!

--

Meine Fragen

1. Ihr schiebt ein Rad 4 Kilometer den Berg hoch ... das dauert wie lang ?

2. Die Straße wird besser ... Straße ... gab es eigentlich auch Fahrradwege in Russland ?

3. Hattet Ihr ein Handy für Notfälle dabei ?

4. Musstest Du, Hermes, etwas langsamer fahren, als Du hättest können, weil Deine Mitfahrerin die langsamere Radfahrerin war ?

5. Wie lästig ist so viel Gepäck am Rad ? Oder ist das nur am Anfang beschwerlich und irgendwann weiß man das gar nicht mehr anders und es ist "normal" ?

6. Wie war das denn eigentlich, als Du irgendwann nach der Reise mal wieder Rad gefahren bist ... ganz ohne Gepäck ... war das dann nicht ein "Wunder des leichten Radfahrens" ?

7. Hast Du vom Fernsehteam je wieder etwas gehört in Form einer DVD oder so ??

 



zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite

Kalenderblatt-Archiv