Leise
ganze leise
... wirft das Wort "fasten" einen Schatten
an die Wand. Als würde es sich nicht trauen, sichtbar zu sein.
Wie ein verlorener Gedanke steht es da,
bereit, wie jedes Jahr zu verschwinden, wenn wir das Alltageslicht
anschalten. Doch noch ist das Licht aus und die Gedanken an.
Fasten ... das klingt wie "nichts essen", damit ist das gar nicht
gemeint.
Das Wort will einfach "langsamer, bewusster, bedachter, sanfter ...
weniger" bedeuten.
Das Wort hat einen Griff in der Hand. Den Griff für das Hamsterrad des
Alltags. Das Wort will uns diesen Griff geben, damit wir in der Lage
sind, das Hamsterrad zu bremsen. Denn nur wenn es steht oder langsam
läuft, können wir nachdenken. Finden wir Zeit und Ruhe dazu.
Jedes Jahr am Aschermittwoch kommt das Wort
wieder. Leise summt es "weniger" und ich glaube, das Wort ist sich
sicher, dass es wie im vorigen Jahr erfolglos summt. Ist ja eh nur ein
flüchtiger Gedanke, wie ein Windstoß.
"Wie schnell dreht sich die Welt, wie schnell das Leben" ... warum wird
uns nicht schwindlig in diesem Karussell. Warum halten wir immer nur an,
wenn wir im Advent die erste Kerze anzünden, weil dann das Anhalten so
üblich ist. Oder am Heiligen Abend oder beim ersten Schnee. Wenn dann
Weihnachten vorbei ist, dreht sich die Welt wieder schneller, bis sie so
schnell wie voriges Jahr ist. So schnell wie immer.
Für die einen nicht schnell genug, für die anderen gerade richtig, doch
bei manchen verschwimmt der Blick für wichtige Dinge, weil sich das
Leben immer und immer weiter dreht. Heute dies, morgen das, übermorgen
ruft der nächste Termin.
Fasching ... man feiert oder flüchtet.
Aschermittwoch, der Beginn der Fastenzeit.
Wie in jedem Jahr flüstert das Wort "langsamer" durch den Raum.
Schalten wir das grelle Licht an ?
Oder setzen wir uns hin und hören dem Wort zu ?