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7. August 2009


Da gibt es doch die Elisabeth ... die besonders junggebliebene,
die das gar nicht so mag, dass ich hier immer wieder mal erwähne,
dass sie die älteste Seelenfärblerin ist.

Hallo Elisabeth ... ich hab eine gute Nachricht.
Ich werde bis auf weiteres nicht mehr "älteste" sagen,
denn das Seelenfarbenleben wurde um eine neue Farbe bereichert ...

... die Farbe Maria :)).

Irgendwo hatte die Dame den Satz "meine Schulzeit endete vor 71 Jahren" kommentiert
und da musste ich doch mal nachfragen, wie alt sie denn sei.

Elisabeth und Irmgard sind ja jeweils 82 ... doch heute darf ich vorstellen:





Maria H. - 85 Jahre alt

Beides sind aktuelle Fotos ... die Brille trägt Maria nur zum Schutz ihrer Augen,
zum Lesen braucht sie keine ... alles weitere erzählt sie nun selbst:

Am 6. März 1924 wurde ich in Düren an der Rur (Nebenfluß der Maas) als
das Älteste von 7 Kindern geboren. Nach den 8 Jahren Volksschule und dem Pflichtjahr,
das damals gerade eingeführt wurde, arbeitete ich von 1939 bis 1943 im Kaufhof in Düren,
zunächst als Lehrling und nach bestandener Kaufmannsgehilfenprüfung noch als Angestellte im Büro bis zur Einberufung zum RAD (Reichsarbeitsdienst) nach Mecklenburg im April 1943.

Später wurden wir dienstverpflichtet bis Mai 1944 in einem Rüstungsbetrieb.
Das nannte sich dann Kriegshilfsdienst, gehörte noch zum RAD.
Kaum war ich wieder in Düren und hatte eine Stelle bei der damaligen Reichsbank gefunden,
wurde unser Haus durch eine Luftmine vollständig zerstört.
Auch die Wohnung, die uns später zur Verfügung gestellt wurde, fiel den Bomben zum Opfer.
Unsere Familie, Eltern und 5 Geschwister, überlebten.

Nach der völligen Zerstörung von Düren wurde unsere Familie nach Rathenow an der Havel evakuiert,
wo uns vor Ende des Krieges die Russen überrollten.
Zum Glück konnten wir vor ihnen bis zur Elbe flüchten.

Durch eine längere Krankheit meines Bruders blieben wir in der Altmark,
wo wir dann die Übernahme durch die Russen (Ausgleich für Berlin) miterlebten.
Von dort aus flüchteten wir über die damals noch "grüne Grenze" wieder ins Rheinland.
Unterschlupf fanden wir bei Verwandten im Erftkreis, dort lernte ich meinen Mann kennen.

Schon 1947 konnte ich eine Stelle in der Ichendorfer Glashütte in der Buchhaltung antreten,
wo auch mein Freund beschäftigt war, den ich dann 1952 heiratete.

Nach und nach, oder besser gesagt, zweimal paarweise, stellten sich die Kinder ein, fünf an der Zahl.
Mein Mann trat eine Stelle im Sauerland an, wo wir bis 1973 blieben.
Danach zogen wir wieder ins Rheinland, berufsbedingt.
Zunächst wohnten wir wieder in Düren und später bis heute wieder im Erftkreis.

1995 starb mein Mann, seitdem lebe ich hier allein.
Wenn man älter wird, erlebt man sehr schmerzlich das Sterben vieler lieben Menschen.
Die Kinder und die 6 Enkelkinder leben alle teils in der Nähe, teils weiter weg, wir sehen uns selten.

Nur ein Sohn kommt fast regelmäßig am Samstag, um für mich einzukaufen.
Es bleibt nur die Verbindung über das Internet. So bin ich trotz allem nicht einsam.

Über die Arbeit im Büro machte ich Bekanntschaft mit dem PC, ein guter Freund hat mir
die Grundkenntnisse vermittelt, alles andere kam mit der Zeit, auch das Internet,
was ja wirklich eine Errungenschaft ist.

Meine Hobbys sind Lesen, Krimis, aber auch Biographien und Musik hören.
Klassik von CDs und Chormusik, aber auch Volkslieder und geistl. Lieder,
die ich gern mitsinge, vor allem abends.

Vor längerer Zeit besorgte ich mir einen MP3-Player,
so höre ich auch immer Musik, wenn ich unterwegs bin.
Das bin ich immer noch gerne.

Durch einen schweren Autounfall 1975, bei dem ich fast mein rechtes Bein verloren hätte,
bin ich im Besitz eines Schwerbehinderten-Ausweises, den ich gern nutze,
um liebe Bekannte zu besuchen, oder die Familie meines Sohnes im Sauerland,
oder, um Urlaub zu machen.

Bis vor 2 Jahren habe ich noch ehrenamtlich die Kartei der Senioren in Pfarrei und Seniorenheim
geführt und die monatlichen Geburtstagsbriefe geschrieben.

Wenn es möglich ist, gehe ich noch schwimmen.
Aufs normale Fahrrad steige ich nicht mehr, da das Fahren auf der Straße
mir doch mit der Zeit zu gefährlich geworden ist, dafür steige ich nun täglich auf mein Trimmrad.


Vielen lieben Dank, Maria, dass ich Dich hier vorstellen darf.
Ich sage ab sofort "Junggebliebenste von Allen" zu Dir :)).
 
 



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