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20. November 2009


Mit dem Fahrrad nach Peking (45)

Die Seelenfarben-Reise 2009



5. September 2005

Wo waren wir stehen geblieben ?

Wir waren überhaupt nicht stehen geblieben ... wir würden gerne, aber wir fahren immer noch ... allzugerne hätten wir jetzt Heringe in der Hand und würden unsere Zelt aufbauen ... doch die Autobahn hat grad keine Abfahrt und einfach so nebenraus ins Grüne fahren ist nicht ...



... wegen Stacheldraht und so.


Alternative 1 - weiterradeln, bis die Autobahn aufhört ?

Die hört aber so schnell nicht auf ... die führt vielleicht bis nach Peking ... wir sind ja schon groß und können auch ganz gut radeln, aber direkt durchfahren würden wir physisch nicht überleben.


Alternative 1 - fahren bis doch mal eine Abfahrt kommt ?

Theoretisch ja ... aber praktisch sind wir müüüüde und (*tuuuttuut*) vollgetutet bis obenhin ... wir können nicht mehr bis zur nächsten Ausfahrt fahren.


Alternative 1 - auf dem Strandstreifen das Zelt aufbauen ?

Und wo machen wie das Zelt fest ? Im Beton ?


Da bleibt nur eines ... weiterfahren ... nicht vom Rad fallen ... grübeln ... und die Augen offen halten.

Denn ... oh Wunder ... es tut sich zwar keine neue Welt auf, aber ein Loch im Stacheldrahtzaun.

Wir schlüpfen mit dem Rad durch und ... ähemm ... dürfen wir das überhaupt ?
Der Stacheldraht kennt ja einen, der meinte, er müsse dort sein ... was passiert, wenn man trotzdem durchschlüpft ?

Wir bauen grübelnd direkt hinter dem Stacheldrahtzaun unser Zelt auf ...


... da ... dort drüben ... eine Bewegung ... herrje ...

... Soldaten ?
... Polizei ?

Sollten wir die Hände schon mal hoch nehmen ?

Hmm ... nee, der Kerl sieht friedlich aus ... er macht nichts weiter als nur da zu sein und seinen Esel weiden zu lassen ... wir fragen ihn ... mit Händen und Füßen ... nee, das Dialekt spricht er nicht ... wir malen ihm nun alles auf ... Das Rad, das Zelt, hurz ... und unser Gegenüber nickt nun ... ein schönes, ein ausgesprochen sympathisches Nicken.

Hätten wir chinesische Gedanken lesen können, hätten wir nun "halt" oder "dankeschön, brauchen wir nicht" gerufen ... doch so geschah es, dass später ein junger Mann vorbei kam und uns ein Stück Pappe bringt, damit wir nicht so kalt liegen ... wir sind gerührt und zeigen ihm unsere Isomatten und Schlafsäcke ... und erstaunen ob dem, was es im Westen so alles gibt, den hilfsbereiten Chinesen.

Gute Nacht ... guten Schlaf ... hinterm Draht.


6. September 2005

Bumms ... morgens um 7 Uhr schrecken wir hoch.

Das Geräusch eben klang so, als wäre etwas Schweres auf unser Zelt gefallen.
Polizei klopft auf unser Zelt ?
Soldaten haben einen Feind entdeckt ?
Panzer im Anmarsch ?

Das Geräusch kommt aber nicht nochmal und wir leben immer noch.

Zögernd schauen wir uns um ... und entdecken, dass ein Zeltstangensegment gebrochen ist. Aus unerklärlichen Gründen ... vielleicht mag es keinen Stacheldraht neben sich.

Wir haben ein Ersatzsegment dabei, beheben schnell den Schaden und fahren dann genauso schnell mit unseren treuen Rädern weiter. Wir sagen "Huaian" ... nein, wir gähnen nicht und strecken tun wir uns auch nicht ... wir haben nur ein Schild gelesen ;)).




Anschließend begrüßen wir drei chinesische Tempeltänzerinnen ...



... und nachdem wir uns die Augen gerieben haben, stellen wir fest, dass wir uns verguckt haben ... sind doch Bäume ... aber was für welche ... Tempeltänzerinnenweiden ... auch Tetäwei genannt. Jaja, glaubt mir nur alles, was ich hier so schreibe *gg*.

Aber auch wenn mein Name vielleicht nicht stimmt ... diese Bäume gibts wirklich und hinten rechts im Bild sehen wir richtig viele davon:



Da sind so die exotischen Highlights, wenn man durch ein fremdes Land radelt.

Es ist jetzt 13.30 Uhr und wir verlassen nun die Autobahn ... an der Abfahrt in die Stadt Zhangjiakou. Dort wollen wir mal ins Hotel ... unseren Körper baden und pflegen und unsere Wäsche waschen. Klingt alles richtig gut und enorm vielversprechend ... doch: wie gut, dass wir nicht wissen, wie die Fahrt in die Stadt hinein so sein wird.

Grausam ... ganze 20 Kilometer müssen wir in die Stadt hinein radeln. Eine ganz böse Radelei ist das ... es gibt zwar Fahrradwege, aber die werden von Fußgängern, Mopedfahrern, Motorradfahrern und Autofahrern so befahren, wie die gerade lustig sind ... und das in beide Richtungen !! ... obwohl in "jede" Fahrtrichtung ein Fahrradweg ist ... aber das ist denen hier alles egal ... und wir sollen da irgendwie durchkommen und überleben ? Sollen ja ... ob das uns gelingen wird, ist nicht immer so klar.

Da tröstet uns dieser Anblick ...



.... auch nur wenige Sekunden, dann geht der Stress weiter.

Diese 20 Kilometer strengen uns mehr an als 100 Kilometer auf der Autobahn.

Gottseidank ... es gibt ja meistens ein Gutes und unser Lichtlein nennt sich: schönes Hotel gefunden.

Und die Entscheidung gefällt, bis Peking nur noch Autobahn zu fahren.


Unsere Fahrräder sind nun auch wieder gut gelaunt ... denn sie haben gerade so richtig viele nette ...



... fernöstliche Kollegen entdeckt. So sehen die Fahrräder aus, von denen wir glauben, dass sie manchmal umfallen ... oder so ;)).

Jaja ... es sind ja die Reissäcke, die umfallen ... aber ich bin mir sicher, dass das Fahrräder auch manchmal tun *gg* ... morgen machen wir dann einen richtigen Ruhetag in dieser Stadt ... und dann gehts weiter nach Peking.

200 Kilometer ...


... müssen wir noch radeln ... dann sind wir da :)).


[ wird fortgesetzt ]
 



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