Die
Seelenfärbler-Weihnachtsgeschichte
heute: eine Geschichte von Monika.
Monika und die Ikone (Teil 2)
Wie gings denn nun weiter mit der Ikone ?
Ihr erinnert Euch ... auf Monikas Geburtstagsfeier fragt der Pfarrer
"ach, könnten sie nicht für diesen Raum hier eine Ikone malen" und
Monika sagte recht leichtfertig "ja".
Das hier ist die Vorlage ...
... und nach dem Lesen von ein paar Büchern gehts los mit der
Ikonenmalerei.
Dieses große Projekt in kleinen Stichworten:
der Malgrund - ein Buchenholzbrett in der Größe von 40x50 cm.
- dieses Brett im Abstand von 1 cm diagonal einritzen
- das Brett mit Gelatineleim grundieren
- die Gelatine mit Schlämmkreide anrühren
- damit die Rückseite des Brettes 4mal bestreichen
- damit die Vorderseite des Brettes 4mal bestreichen
Mehrere Tage muss nun das Brett trocknen.
Dann nochmal
- die Rückseite des Brettes 4mal bestreichen
- die Vorderseite des Brettes 4mal bestreichen
Erneut mehrere Tage trocknen.
Und nochmal
- die Vorderseite des Brettes 4mal bestreichen
Durch die Feuchtigkeit biegt sich nun das Brett in alle Richtungen ...
Monika hält die Luft an und hofft inständig, dass das Brett irgendwann
wieder die normale Form annimmt ... was es dann gottseidank auch tut.
Nun
- die Oberflächen werden mit Schleifpapier in immer feiner
werdenden Körnungen glatt schleifen und zwar so glatt, dass Lichtreflexe
darauf erkennbar werden.
- die entsprechende Motivvorlage aufbringen und in die Oberfläche
einritzen
- nun kommen die Vergoldungsarbeiten. Dazu werden zunächsten auf den zu
vergoldenden Stellen (Hintergrund, Heiligenscheine, Speise auf dem
Tisch, Rahmen) in Brennspiritus aufgelöster Schellack aufgebracht
(=Wassersperre).
- dann wieder durchtrocknen
- das Anlegen eines sog. Mixtionöls. Dieses muss wirklich hauchfein
aufgetragen werden, da das aufgelegte Blattgold sonst regelrecht
"absäuft" (es würde dann quasi unter dem Öl verschwinden und nicht mehr
glänzen).
- das Öl muss einige Stunden antrocknen
- nun wird als Blattgold 23karätiges Transfergold verarbeitet
- ein Tag später werden die Überschüsse mit einem superweichen Pinsel
allervorsichtigst abgekehrt
Jetzt erst beginnen die eigentlichen Malerarbeiten.
Die Ikone wurde in klassischer Eitemperatechnik gemalt, d.h. Eigelb wird
als Bindemittel zwischen den Farbpigmenten (Pulver aus überwiegend
natürlichen Mineralien) und Wasser verwendet. Der Farbauftrag erfolgt in
vier Schichten.
- Schicht 1: das Verhältnis Ei zu Wasser ist 1:12
- Schicht 2: das Verhältnis Ei zu Wasser ist 1:9
- Schicht 3: das Verhältnis Ei zu Wasser ist 1:6
- Schicht 4: das Verhältnis Ei zu Wasser ist 1:3
- zum Schluss mit einem 1:1-Verhältnis einige Spitzlichter setzen.
Eine Ikone wird von dunkel nach hell gemalt und die Malerarbeiten sind
nur bei Tageslicht möglich, denn bei künstlichem Licht besteht die
Gefahr, dass sich die Farben verfälschen.
Die Rückseite der Ikone wird übrigens einfach in Plakatfarbe angelegt.
Eigentlich hätte die Ikone ein Jahr nach der Fertigstellung gefirnißt
werden sollen. Aber alle warten doch schon sehnsüchtig auf die Ikone, so
dass Monika einen Ikonenmaler, der die Technik mehrere Semester studiert
hatte, um Rat fragte und der Maler meinte, es spricht auch nix dagegen,
die Ikone mit ganz normalem Seidenmattlack aus dem Baumarkt zu
versiegen, was dann auch so passiert ist.
Und plötzlich war die Ikone fertig und Monika musste von dem Kunstwerk
...
... verabschieden. Was aber nicht soo schlimm war, denn sie kann die
Ikone ja jeden Sonntag besuchen.
Denn ... im Emmaus-Saal hängt die Ikone gar nicht ... irgendwie war
schnell klar, dass das gar nicht der richtige Platz für die Ikone ist
und darum hängt die Ikone nun im Altarraum der Kirche.
Die Originalikone, die Vorlage war, stammt übrigens aus dem 16. Jahrhundert
und wurde vom russischen Maler Andrej Rublev gemalt. Sie ist ca. doppelt
so groß wie Monikas Version und in der Tretjakow-Galerie in Moskau zu finden.
Mittlerweile gibt es auch eine weihnachtliche Betrachtung zum
Ikonenmotiv ... sie kann unter der Kommentarfunktion nachgelesen werden.
Die handwerklichen Arbeiten (das Vorbereiten des Brettes) hat Monikas
Mann ausgeführt und so ist die Ikone ein bißchen ein gemeinsames Projekt
geworden.
--
Das war das 14. Türchen mit
- den weißen Flocken
- Marias Krippe
- ein Hauch von Orient auf dem Weihnachtsmarkt
- Monikas Ikone
Die weihnachtlichte Betrachtung der Ikone:
Dargestellt ist auf der Ikone die heilige
Dreifaltigkeit unter der Gestalt der "drei Männer",
die nach dem Bericht von 1. Mose 18 dem Abraham im Hain Mamre erschienen
sind.
Die Geburt des Sohnes, die Abraham und Sara hier verheißen wird, weist
über Isaak hinaus
auf den einen fernen Nachkommen Abrahams (Gal. 3,16)
und die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus hin.
Was mag der Inhalt des stummen Gesprächs sein, das die drei Engel
miteinander führen?
Es könnte um die Sendung des ewigen Sohnes in die Welt gehen: Der
mittlere Engel,
der Gott-Vater symbolisiert, fragt: "Wen soll ich senden? Wer will unser
Bote sein?" vgl. (Jes. 6,8).
So fragend schaut er den rechts von ihm sitzenden Engel (der den
Heiligen Geist symbolisiert) an
und dieser antwortet, indem er hinüberschaut zu dem links vom Vater
sitzenden,
den Sohn, der im Gehorsam sein Haupt senkt und hinüberschaut zu dem
Kelch, der ihm verordnet ist.
Die Blicke des Sohnes gehen nicht zurück zum Vater.
Obwohl er dem Vater aufs innigste verbunden ist, schaut er hinab zu dem
Kelch,
der ihm verordnet, zu der Welt, die zu retten, zu der Erde, auf der zu
leiden er berufen ist.
Die Liebe der trinitarischen Gottheit vollendet sich im Opfer.
"Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt ..." (vgl.
Joh. 1-5)
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