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18. März 2010


Ich mag die Gedichte und Gedanken von Burkhard Jysch (kommentiert hier als Buck)
ausgesprochen gerne ... auch die schwarzen Streifen drin, die Ironie, diese Worte,
die poetisch den Alltag beschreiben und auch mal die Gesichtszüge gefrieren lassen.

Es sind Gedichte mit einer ganz eigenen Poesiefarbe,
oft mit ein wenig Wehmut oder Grauschleier drin.
Aber man kann sie auch nicht alle in diese Schublade stecken,
denn hie und da finden sich auch Leichtigkeit und Humor.


Burkhard Jysch hat nicht nur Gedichte, sondern auch Geschichten
und Gedankenkollektionen geschrieben ...

... die letzteren gefallen "mir" sehr, sehr gut.


Aaaaber ... ich bin mal ganz ehrlich ... ich befürchte, Euch nicht so sehr.
Ich hab da ein bißchen Angst, sie hier im Kalenderblatt veröffentlichen,
weil hier doch am liebsten immer nur heile Welt sein soll.

Aber ich bin auch mutig und stelle ein paar von Burkhards Gedanken zur Diskussion:



Die Roulettescheibe dreht sich rasch
Die eingeworfene Kugel berührt
Wird zurück geworfen
Ehe sie sich doch für etwas entscheidet
Das man „Daneben“ nennt

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Der Wind fuhr um die Planken
Ein, zwei zerfallene Häuser
Alle aus Holz
Sie hatten bis heute die Gier nach Gold überlebt
Warteten auf den letzten Stoß des Windes
Der ging über die Gräber im Feld
Das einmal eine Stadt war
Aus lauter Träumen

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Marienkäfer
Man sagt, dass jedes Jahr ein Punkt
Sie bringen Glück
Heut weiß ich, dass es stimmt
Du mit deinen Sommersprossen

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Schnauzen gedrückt an kalten Stahl
Es ist eng, bevor es endlich hinaus geht
Ein letztes freies Lüftchen
Am Schlachttag

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Erst sah ich einen Regenbogen
Dann zwei weitere
Es musste demnach mehrere Sonnen geben
Mehrere Ichs
Das weiße Zeug hatte verteufelt viel Himmel
Bis ich daraus erwachte
Und mich suchte –

Wer war ich?

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Im Freudensprung die schnelle Tatze
Der Tag blieb kurz

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Es sollte einen Wettbewerb geben
Die Lüge trat gegen die Wahrheit an
Ein neutraler Kampfrichter achtete auf den Start
Als das Rennen vorbei war
Erschien am nächsten Tag in den Zeitungen das Ergebnis:
Die Wahrheit war auf der Strecke geblieben

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Der Autor geht mit seinen Gedanken zum Verleger
Die Worte in Sätze gefasst
Diese verwandeln sich in Bilder
Der Verleger schätzt seinen Gewinn
Der Autor seine Worte

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Wenn es denn immer mehr Geld gibt auf der Erde
Und immer mehr Arme
Warum sind an den Armen so wenige Hände
Die an den Mund reichen
Um satt zu werden?

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Lass mir den letzten Tanz
Teil mit mir den letzten Tag
Lass uns daraus zwei machen
Dann bleib ich noch etwas länger
Bei dir

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alle Gedanken: (c) Burkhard Jysch

 



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