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18. November 2010


Wer auf Seelenfarben schon länger liest,
der kennt vielleicht noch die Rubrik "Defne aus der Türkei",
in der diese ein Jahr lang aus ihrem Land erzählte.

Ich hatte Defne angeboten ... "wenn du wieder mal etwas zu erzählen hast,
dann schick mir einfach Text und Bilder und ich werde ein Plätzchen zur Veröffentlichung finden".

Defne hat ja einen kleinen Laden in der Türkei,
in dem sie auch Rosenöl verkauft ... die Türkei ist ja bekannt als Rosenölproduzent.
Ihr Großhändler hatte sie schon lange eingeladen,
ihn mal bei seiner Destille zu besuchen.

Und so dürfen wir heute einen Blick hinter die Kulissen der Rosenöl-Produktion werfen.

Eine Welt voll Duft und frühsommerlichen Impressionen:


Defne erzählt:

Anfang Juni sind meine Freundin und ich mit dem Bus durch die
um diese Zeit wunderbar grüne Landschaft von Isparta gefahren.



Da wir erst nach Einbruch der Dunkelheit am vorherigen Abend angekommen sind,
können wir erstmals am Morgen das Haus mit der Destille
und dem angrenzenden Wohntrackt betrachten.



Dann geht es aber ganz schnell noch vor dem Frühstück auf ein Rosenfeld, denn die Ölausbeute
ist am größten, wenn die Blüten zwischen 5 Uhr und 9 Uhr morgens gepflückt werden.



Wir sind etwas zu spät dran und die Eigentümer des Rosenfeldes haben schon fast alles abgeerntet.
In grossen Säcken werden die Rosenblüten der einzelnen Pflücker zusammengeschüttet.



Bei der Destille werden die Säcke dann zu Fuß auf der Schulter,
mit dem Esel, mit dem Auto oder dem Traktor angeliefert.



Die Lieferung wird gewogen und das Ergebnis in einer Liste für den jeweiligen Produzenten eingetragen.
Im Hintergrund sieht man die riesigen Destilliergefässe.



Während allmählich aus den angelieferten Rosenblüten das Destillieren angefangen wird,
sind wir bei der Bauersfamilie zum Frühstück eingeladen.



Danach schauen wir uns etwas im Dorf um.



Da im Dorf nicht viel los ist und Fremde selten vorbeikommen,
werden wir neugierig beäugt und natürlich gleich angesprochen.
In der rosa Ecke des Cafes werden wir von den Einheimischen befragt
über unser Vorhaben hier und sonst noch alles Mögliche.
Die Türken sind gastfreundlich, aber auch sehr neugierig.



Auf dem Rückweg zur Destille werden wir von einer Familie zum Tee eingeladen.
Vor allem meine Freundin, die Krankenschwester ist, kann für gesundheitliche Probleme,
die aus der harten Arbeit auf dem Feld resultieren, gute Ratschläge geben.



Zurück in der Destille ist die Arbeit schon im Gange.
Es muss während der Rosenernte von Ende Mai an etwa 6 Wochen täglich so lange gearbeitet werden,
bis alle am Tag angelieferten Rosen destilliert sind.
Das dauert oft bis spät in die Nacht.
Die Ausbeute bei der Rosenölherstellung ist 0,02 %, das heisst, dass
zur Herstellung von einem Kilo Rosenöl 5000 Kilo Rosenblätter notwendig sind.



Wir haben gut geschlafen diese Nacht, fast etwas gefroren,
denn in dieser Gegend ist das Klima viel frischer als in der südlichen Türkei.



Gleich geht es wieder aufs Feld.
Man bindet sich einen Sack um den Bauch und sammelt dort drin die Rosenblüten.
Bald bemerke ich, dass es ein Fehler war, keine langärmelige Kleidung zu tragen



 denn Rosen haben nicht nur Blüten sondern auch Dornen.
Auch Handschuhe sind hilfreich, damit das Harz der Knospe nicht an den Fingern kleben bleibt.
Der Esel wartet im Hintergrund zum Transport der Rosenblüten.

Mit Hilfe der professionellen viel schnelleren Pflücker sind die Rosensäcke bald gefüllt.



Nach der Ernte schlendern wir wieder ins Dorf.
In der wunderschönen Landschaft gibt es nicht nur Rosengärten,
sondern auch alle möglichen Obstbäume und Feldfrüchte.



Läden gibt es im Dorf kaum, aber ein Kramerladen findet sich überall in der Türkei.



Wir beglückwünschen die Dorfbewohner zu ihrer fruchtbaren Gegend.
Diese antworten dass das aber mit sehr viel harter Arbeit verbunden ist.

Weiter schlendern wir im Dorf herum und entdecken einen interessanten Dachgarten mit Besitzerin.



Ein junges Mädchen zeigt uns ihre Aussteuer,
die sie an langen Winterabenden gefertigt hat.



Im Dorf gibt es noch weitere Sammelstellen, von denen die Rosenblüten in Lastwagen
auch in die nächste Stadt zu noch grösseren Destillen gebracht wird.



Zurück in unserer Destille wächst inzwischen der Abfallberg der verbrauchten Rosenblüten.



Sie können als Dünger auf den Feldern wiederverwendet werden.

Ob ich wieder mal bei der Rosenernte dabei sein kann, weiß ich noch nicht.
Auf jeden Fall war es ein einmaliges Erlebnis.



Es grüßen die freundlichen Rosenpflücker aus der Türkei.



Vielen Dank, Defne, für diesen tollen Bericht
in eine für uns unbekannte Welt, die richtig schön ist
und beim Lesen lernt man sogar noch etwas dabei.

Defne ist übrigens nur noch ein paar Tage in der Türkei
und fährt dann, wie in jedem Jahr, Anfang Dezember nach Deutschland
und nächstes Jahr dann wieder zu den türkischen Rosen zurück :).



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