Croli erzählt:
Hallo Engelbert ... ui, das ist ein heikles Thema.
Ich vermute mal, dass Du, wenn es eng wird, meins am ehesten raus
wirfst,
denn ich habe Heiligabend immer gehasst, als Kind ganz besonders.
Anmerkung Engelbert: erstens schmeiße ich generell keine Geschichte
raus
und zweitens Deine schon gar nicht ... es geht hier im
Heilig-Abend-Erinnerungen
und wenn die nicht so schön sind, dann sind das auch welche.
Außerdem, da sei Dir ganz sicher, erkennen viele
in Deinen Schilderungen eigene Weihnachtsfeste wieder.
Weiter gehts mit Croli:
Am späten "Heiligvormittag" fuhr mein Vater los,
um noch ein paar wichtige Lebensmittel u.a. zu besorgen
und als letztes noch den Weihnachtsbaum.
Der Baum kam normalerweise aus Opas Garten
und sah selten nach Weihnachtsbaum aus:
meist krumm + schief, es fehlten schon Nadeln und Zweige,
manche hatten 2 oder 3 dünne Spitzen, und einer war mal breiter als
hoch.
Den ersten Zoff gab es, wenn meine Mutter erfuhr,
was mein Vater in letzter Minute alles nicht mehr bekommen hatte,
den zweiten dann beim Anblick des Prachtexemplars von Tannenbaum.
Auch im weiteren Verlauf der Vorbereitungen ging es wenig friedlich
zu.
Während meine Mutter putzte, aufräumte und das Essen
für die nächsten 2 Tage vorbereitete, war das Schmücken des Baumes
am frühen Nachmittag Sache meines Vaters.
Es gab einen Karton mit allerlei verschiedenartigem Baumschmuck,
und immer kam ALLES dran.
Als wir nicht mehr ans Christkind geglaubt haben,
durften meine Schwester und ich mithelfen.
Je nach Größe des Baumes wirkte er mehr oder weniger überladen.
Schön war, dass wir, obwohl es auch damals schon Lichterketten gab,
immer echte Kerzen hatten. Passiert ist nie etwas.
Irgendwann am späten Nachmittag, wenn andere schon langsam an
Bescherung dachten,
zu einer Zeit, zu der Kinder langsam ungeduldig werden, verschwanden
dann
meine Schwester und mein Vater zu meinen Großeltern zum Karpfen
essen.
Meine Mutter und ich aßen zu Hause Fleischwurst und Kartoffelsalat.
Ruhe kehrte ein.
Frühestens gegen 19 Uhr kehrten mein Vater und meine Schwester mit
meinen Großeltern zurück.
Kerzen anzünden und Weihnachtslieder singen war angesagt.
Ich mochte das Singen eigentlich, aber die üblichen Weihnachtslieder
fand ich langweilig
und bis 19:30 h auf die Geschenke warten zu müssen, ist für Kinder
viel zu lange!
Dann endlich ging es an die Päckchen.
Und ans "Friede, Freude, Eierkuchen" heucheln.
War immer eine seltsam künstliche Atmosphäre.
Manchmal gab es jedoch auch noch mal Zoff, z.B. wenn wir Kinder
Kleidung bekamen
oder meine Mutter etwas für den Haushalt.
Schließlich aber war "es" überstanden, und man durfte sich den Rest
des Abends
mit seinen Geschenken beschäftigen.
In die Kirche ging es erst am folgenden Vormittag.
So weit meine wenig erfreulichen Erinnerungen an die Heiligabende
meiner Kindheit.
Hoffe, Du kannst sie brauchen?
Anmerkung Engelbert:
Das ist eine Geschichte mitten aus dem Leben.
Sicher ist eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte schöner und
wärmer zu lesen
und sicher mag es Leser geben, die lieber schöne Geschichten mögen,
aber die Welt ist nun mal nicht immer schön und an Weihnachten
manchmal schon gar nicht.
[
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