Sabine Eva erzählt:

Mama fing schon frühzeitig an was Feines zu Kochen.
Meistens Braten mit Gemüsen und Beilagen, vorher noch eine leckere Suppe.
Papa verschwand meistens schon am Vormittag ins verschlossene Wohnzimmer.
Dann hörte man ein Klappern und Scheppern und Rascheln ... manchmal auch ein leises Fluchen.
Dann hatte man einen hartnäckigen Baum erwischt, der nicht gerade stehen wollte.

Das Ganze fand in den ersten 6 Jahren meines Lebens in einer winzigen 2-Zimmerwohnung statt.
Das heißt, wenn das Wohnzimmer abgesperrt war, gab es nur noch die Wohnküche,
in der auch meine Spielecke und meine Schlafcouch war.

Wir haben meistens früh gegessen, damit um 18 Uhr die Bescherung stattfinden konnte.
18 Uhr verschwand Papa wieder und bald ertönte ein Glöckchen: Das Christkind war da!

Auf dem Plattenteller spielte meistens die Weihnachtsplatte von Peter Alexander.
Ich habe damals immer gerne die Plattenhülle betrachtet.
Da war die ganze Familie Alexander drauf, das fand ich irgendwie interessant.

Besonders in den ersten Jahren war der Baum nicht sehr groß und stand meistens
auf einem Tischchen, er hatte echte Kerzen und wunderbare Kugeln, Glöckchen, Vögel,
Lametta und die glitzernste Baumspitze, die man jemals gesehen hat.
Er roch wunderbar nach Wald und Harz und die Geschenke lagen unter ihm.

Es war immer ein ruhiges und schönes Fest in unserer kleinen Familie.
Als ich 8 Jahre alt war, bekam ich noch eine kleine Schwester dazu,
da hatten wir auch schon eine größere Wohnung.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir aber die Heiligen Abende in der kleinen Wohnung.

 

 

 
Maria erzählt:

Ich wohnte mit meinen Eltern im Haus der Großeltern väterlicherseits am Land.
Es war ein aus Stein gemauertes Haus, der 1. Stock war aus Holz gezimmert.
Das war mein Zuhause.
Es gab eine kleine Küche, ein Wohnzimmer mit Eßecke, Badezimmer und über den Gang
kam man zum Schlafzimmer der gesamten Familie, Eltern, meine zwei jüngeren Brüder und ich.

Im ganzen Haus gab es doppelte Fenster.
Zwischen den Fenstern legte man aufs Fensterbrett Moos, damit es nicht kalt herein zog.
Am Morgen gab es immer die wunderschönsten Eisblumen, eine schöner als die Andere.

Mit meinem Opa aus der Stadt verbrachten ich viele besondere Stunden am Fenster,
beim Christkindl schauen. Jeder leuchtende Kondenzstreifen eines Flugzeugs war ein
sichtbares Zeichen des Christkindls, wie es unterwegs ist und die Packerl rechtzeitig zustellt.

Am Heilig Abend nahm mein Opa ein Stückerl Brot und einen Apfel,
steckte dies in seine Tasche des Mantels und er nahm mich bei der Hand und wir gingen fort.
Oft stapften wir durch den Schnee, doch es gab auch schneearme Winter.
Es ging bergan durch den Wald, bis wir nach einem längeren Marsch auf einer Lichtung ankamen,
wo Brennholz gestapelt war und wir Rast machten.
Er setzte mich aufs Holz, nahm sein Taschenmesser heraus, schälte ganz fein den Apfel
(die Schalen gehörten den Rehen) und schnitt ihn in kleine Spalten.
Dazu gab es ein Stückerl trockenes Brot – es schmeckte köstlich!

Bis zum Einbruch der Dunkelheit kamen wir wieder nach Hause,
von fern hörten wir das Christkindlläuten der Kirchenglocken und daheim angekommen,
durfte ich zu meinen Großeltern in deren Küche.

Meine Großeltern erwarteten uns schon und gemeinsam gingen wir durch Haus,
Hof und Stall rachen (räuchern). Es duftete herrlich nach Kräutern, Wacholder und Weihrauch.

Wieder in der Küche angekommen, vernahm man nach einiger Zeit
ein ganz leises Läuten der Christkindlglocke.

Mit den Großeltern und meinem Opa stapfte ich über die steile Stiege hinauf zu unserer Wohnung.
Durch die Glastür des Wohnzimmers sah ich einen hellen großen Schein ... ein wunderschön
geschmückter Baum mit vielen, nach Bienenwachs duftenden Kerzen stand in der Ecke.
 

 


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