Helga erzählt:

... lang, lang ist es her, aber ich versuche mich zu erinnern,
wie mein Heiligabend als Kind verlaufen ist.
Ich lebte mit meinem Bruder, der 8 Jahre jünger ist als ich,
meiner Uroma und meinen Eltern in einer kleinen Mietwohnung.

Das Wohnzimmer war an Heiligabend fest verschlossen
und wir Kinder mussten in der Küche die Zeit verbringen.
Man hörte das "Christkind" arbeiten, ich wusste genau, dass es mein Vater war.
Ich habe aber immer meinem kleinen Bruder erklärt, dass das Christkind im Zimmer ist
und wenn man durchs Schlüsselloch schaut, fliegt es davon.

Manchmal gingen wir auch zum Kindergottesdienst oder etwas spazieren und die Spannung wuchs.
Wenn es dunkel wurde, klingelte ein Glöckchen und wir durften ins Zimmer,
das Fenster war noch geöffnet, denn das Christkind war gerade eben rausgeflogen ;).
Dann wurde gemeinsam gesungen und die Geschenke verteilt.

Mein schönstes Geschenk war jedes Jahr ein liebevoll aufgearbeitetes Puppenhaus,
die Zimmer neu tapeziert, die Puppenkinder hatten neue Kleider,
die kaputt gespielten Dinge darin waren vom Christkind wieder repariert worden.
Dieses Haus blieb immer nur bis zum Beginn der "Freiluftsaison" im Wohnzimmer,
meist bis kurz vor Ostern.
 Dann nahm es das Christkind wieder mit, bis zum nächsten Heiligen Abend.

Der Baum war schön mit bunten Kugeln, Lametta, richtigen Kerzen
und Wunderkerzen vom Christkind geschmückt.
Meine Uroma hatte sich zum Essen immer Restaurationsbrot gewünscht,
das wir auch heute noch gerne nur an Heilig Abend essen.

Es waren friedliche Tage, wenigstens an Weihnachten
waren wir Kinder vor Stress in der Familie sicher.
Schön war auch immer das gemeinsame Spielen mit den neuen Geschenken
und ins Bett durften wir gehen, wann wir müde waren, egal wie spät es war.
Viele Dinge davon habe ich in meiner eigenen Familie weitergeführt.
Leider ohne Puppenhaus, das ist irgendwann bei einem Umzug verloren gegangen.

Das sind meine Erinnerungen an Heilig Abend 1964, da war ich 10 Jahre alt.

Anmerkung Engelbert ... Helga hatte vor 3 Jahren im Adventskalender
vom "Restaurationsbrot erzählt ... ich kopiere das hier mal rein:


 

 

 
Maya erzählt:

Wie das damals in der Weihnachtszeit war ... ich habe 3 Geschwister
und wir durften immer helfen beim Christbaum auslesen und fällen (aus dem eigenem Wald geholt).
Obwohl wir immer das Gefühl hatten, wir hätten den kleinsten und krummsten bekommen;
als er dann im Wohnzimmer stand, war er schön und das Schmücken machte viel Spaß.

Denn nun konnten die selbst gebastelten Sachen endlich auch angehängt werden.
Dies wurde immer erst am Nachmittag des Heiligabend gemacht.
Die Geschenke wurden um den Baum gelegt.
Das Warten bis nach dem Essen, was immer aus
kalter Fleisch- und Käseplatte mit Salaten bestand, war immer zu lang.

Die Geschenke durften eines nach dem andern ausgepackt werden
und schon hieß es in die Kirche gehen. Das störte, denn wir wollten ja spielen
mit den neuen lang ersehnten Spielsachen.

Und nach der Kirche mussten wir ins Bett; da gab es nichts, es war einfach so.
Spielen durften wir erst am Morgen des Weihnachtstags.

Zum Mittagessen traf sich die ganze Familie mütterlicherseits bei meiner Großmutter,
um Weihnachten zu feiern. Das war immer lustig, kamen doch alle mit und ich sah
die vielen Cousinen und Cousins mal und der Bauernhof hatte ja so viele Orte,
 um sich zu verstecken oder sonst alles zu erforschen, was eigentlich verboten war.

Es roch bei meiner Großmutter auch immer so fein nach Hefekranz und Guetzli in allen Varianten
und zum Essen gab es immer Kartoffelsalat mit heißem Schinken, das war so fein.
Es war immer schön an Weihnachten.

 

 


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