Andrea erzählt:

Es lag schon einige Tage vorher immer ein Knistern in der Luft.
Die Vorfreude, dass das lange Warten auf Weihnachten bzw. den "Heiligen Abend" endlich ein Ende hat.
Da ich früher in die Kinderkirche ging, war ich an diesem Abend öfters am Krippenspiel beteiligt.
Das war zusätzlich aufregend.

Beim Schmücken des Baumes durften wir (ich habe noch eine jüngere Schwester) nicht dabei sein,
das Wohnzimmer wurde abgeschlossen. Erst wenn alles fertig war, durften wir rein.
Bis dahin hatte sich noch jeder schick gemacht.
Es wurde immer erst gegessen und dann gab es die Bescherung.
Zu essen gab es meistens Würstchen und Kartoffelsalat.
An den Feiertagen gerne einen "größeren Vogel".
Das teilweise aufwändige Zerlegen habe ich noch eindrucksvoll vor Augen.

Nun zum für uns Kinder wichtigsten Teil:
Meine Schwester und ich haben manchmal ein paar Weihnachtslieder auf der Blockflöte gespielt.
Dann durften wir bei den Päckchen unter dem Baum schauen, wo unsere Namen drauf standen.
Ganz wichtig war: Jeder bekam einen Weihnachtsteller.
Einen Pappteller mit Wellenrand und Weihnachtsmotiv,
der gefüllt war mit Plätzchen, Schokolade, Orangen, Mandarinen und diesen Kugeln,
die zweiteilig waren und in der Mitte sowas ähnliches wie Lametta hatten,
das wie Strahlen bei einer gemalten Sonne aussah.

An den Baum habe ich keine großen Erinnerungen mehr.
Auf jeden Fall hatten wir Lametta und Kugeln.
Was ich noch gut weiß: Wie schön es war, am nächstem Morgen schon vor dem Frühstück
von dem Weihnachtsteller zu naschen und mit den neuen Geschenken zu spielen.


 

 

 
Sigrid erzählt:

Als meine Eltern mitte der 40 Jahre nach Bolivien auswanderten,
waren sehr, sehr schlechte Zeiten.
Spielzeug gab es nicht zu kaufen.
Also kamen Freunde von meinen Eltern zusammen u. bastelten
aus Sperrholz Weihnachtsfiguren, die dann auch bemalt wurden.

Der Baum war ein Holzgestell, das mit Pinien geschmückt wurde.
 Ein grosser Elefant wurde genäht und mit Holzwolle gefüllt,
das war mein erstes Geschenk in der neuen Heimat.

Mein Bruder bekam einen Lastwagen, von den Gefangenen aus Holz gebastelt
und vor dem Gefängnis verkauft.
Später brachte mir Oma eine Babypuppe aus Argentinien ... meinen Pepe.
Er bekam dann auch jedes Weihnachten neue Kleidung genäht.
Was Weihnachten nie fehlte, war der Weihnachtsteller mit dem Gebäck und etwas Schokolade.
Das höchste der Gefühle, denn Süßigkeiten gab es sonst nicht.

Weihnachten war für mich immer die schönste Zeit.
Damit verbunden die Weihnachtsbäckerei und der wunderbare Duft der Gewürze.

Weihnachtslieder, die uns mein Vater auf der Geige vorspielte, später mussten wir sie selbst vorspielen. Weihnachtsgeschichten, Weihnachtsbaum und Kerzenlicht .

Was ich nie vergesse und bei uns jetzt zu Weihnachten dazu gehört,
sind die indianischen Villancicos (Weihnachtslieder).
Anfang Dezember kammen jeden Abend die Kinder zusammen,
mit selbstgebastelten Instrumenten, und übten die Lieder ein.

Zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige gingen sie von Haus zu Haus
und trugen ihre Lieder und Tänze vor den Hauskrippen vor, dem Jesus Kind zu Ehren.

Es war bestimmt freudig und friedlich.
Sollte Stress dabei gewesen sein, wir Kinder bekammen es nicht mit .

De todo corazón, Sigrid
 

 


[ weiter ]