Anne erzählt:

Weihnachten war in meiner Kinderzeit immer das besondere Fest des Jahres.
Es wurde schon in der Adventszeit immer besonders gemütlich bei uns - mit Plätzchen backen,
Weihnachtsbasteln und Schmücken der Fenster bzw. Räume u.s.w..
Diese Atmosphäre habe ich genossen und das hat sich auch bei mir bis heute erhalten.

Meine Eltern waren katholisch und in diesem Sinne bin ich (Einzelkind) auch erzogen worden.

Heilig Abend gab es nicht immer das gleiche Essen; mal Kartoffelsalat und Würstchen,
mal eine Gemüsesuppe, denn das eigentliche Festessen (z.B. Sauerbraten)
gab es dann an den beiden folgenden Weihnachtstagen.

Ich erinnere mich daran, dass ich am Heiligen Abend mit meiner Mutter Radio hörte,
während wir spülten oder aufräumten. Dort meldeten sich Männer über den Äther,
die auf Schiffen durch die große weite Welt kreuzten, um - manchmal
unter großem Geknatter - zu Weihnachten ihren Frauen und Kindern Grüße zu bestellen.

Das war oft ganz schön sehnsüchtig, was die Männer so von sich gaben und ich glaube,
meine Mutter hat die Tränen so manches Mal ein bisschen verdrängt ... .
Mein Vater machte sich, während wir intensiv zuhörten,
meistens am Tannenbaum im Wohnzimmer nebenan zu schaffen.

Irgendwann klingelte dann ein Glöckchen und im Wohnzimmer strahlte
der Tannenbaum im Kerzenglanz.
Schön verpackt lagen Geschenke auf dem Tisch und ein großer Weihnachtsteller
mit Nüssen, Feigen und Mandarinen war ebenfalls mittendrin.

Eine selbstgebastelte Krippe mit hübschen Figuren
(mit denen ich in den Tagen nach Weihnachten gespielt habe
und die ich von meinen Eltern "geerbt" habe) stand unter dem Baum.

Meine Mutter las dann die Weihnachtsgeschichte vor
und es wurden einige Weihnachtslieder gesungen.

Als ich so 10 Jahre alt war, hatte ich angefangen, Akkordeon zu lernen
und so genossen es meine Eltern immer sehr, wenn ich sie beim Singen auf dem Akkordeon begleitete.
(Leider so ziemlich das einzige, was ich heute noch einigermaßen auf dem Akkordeon spielen kann.)

Danach wurden dann die Geschenke ausgepackt,
wir saßen noch lange zusammen und plünderten den Weihnachtsteller.

Manchmal ging es auch in die Mitternachtsmette.
Diese Art Messe habe ich auch in besonders festlicher und schöner Erinnerung.
Die Kirche war in Lichterglanz gehüllt, es wurde feierliche Orgelmusik gespielt und ein Chor sang.

Ein Weihnachstfest ist mir aber in besonderer Erinnerung geblieben.
Ich war ein Puppenfan und meine erste "richtige" Puppe



bekam ich mit 5 Jahren zu Weihnachten.

 So mit 7 Jahren hatte ich dann eine Babypuppe auf meinem Wunschzettel
(den ich zu dem Zeitpunkt immer schrieb) stehen.

In der Adventszeit wurden bei uns immer kleine Strohhalmabschnitte für jede "gute Tat",
die man während dieser Zeit begangen hatte, gesammelt.
Zu Heilig Abend waren sie dann in der kleine Holzkrippe unter dem Jesuskind wiederzufinden.
Ich hatte wohl am Heilig Abend selbst noch irgendeine "gute Tat" gegangen.
Das Wohnzimmer mit der "Sammelstelle" war aber bereits abgeschlossen
und so sagte meine Mutter: "Schieb doch den Strohhalm unter der Tür durch.
Das Christkind wird ihn dann schon finden."

Das tat ich dann auch, aber - oh Schreck - der Strohhalm kam zurück!
Ich wiederholte das ein paar Mal, aber immer wieder kam der Halm zu mir zurück.
Mein Vater meinte dann, dass diese "gute Tat" wohl doch nicht so gut gewesen sei
und ich war danach ziemlich aufgeregt und skeptisch, was meinen Wunsch anging.

Umso überraschter war ich abends, als ich nicht nur eine Babypuppe,
sondern einen ganzen Puppenwagen ...



... dazu bekam.

Erst Jahre später haben mir meine Eltern verraten,
dass sowohl das Wohnzimmer- als auch das Küchenfenster geöffnet waren
und mein Strohhalm wegen des Durchzugs immer wieder zurück kam ...

Ich habe diese Zeit geliebt und erinnere mich sehr gerne daran ...

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