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17. April 2013


Gestern Bilder vom Frühling,
heute gibts wohlgewählte Worte zu lesen:

Frühlingspoesie

Ich könnte jetzt 15 Gedichte
von Herrn von Fallersleben untereinander schreiben
und stets wäre es schöne, hoffnungsvolle Poesie,
aber ich glaube, das wäre zu ähnlich,
also beschränke ich mich und nehme
auch noch andere Autoren hinzu.


Maler Frühling

Der Frühling ist ein Maler,
Er malt Alles an,
Die Berge mit den Wäldern,
Die Täler mit den Feldern:
Was der doch malen kann!

Auch meine lieben Blumen
Schmückt er mit Farbenpracht:
Wie sie so herrlich strahlen!
So schön kann Keiner malen,
So schön, wie er es macht.

O könnt' ich doch so malen,
Ich malt' ihm einen Strauß
Und spräch' in frohem Mute
Für alles Lieb' und Gute
So meinen Dank ihm aus!

(Hoffmann von Fallersleben)

--

 Der Blumenfreund

Wieder muss ich jeden Morgen
Eilig in den Garten gehn:
's ist die erste meiner Sorgen,
Meine Blumen zu besehn.

Welche Lust, wenn's grünt und sprießet!
Wenn ein Blümchen über Nacht
Schüchtern seinen Kelch erschließet
Und dann blüht in voller Pracht!

Frühling, gib uns deinen Segen!
Gib zu fröhlichem Gedeihn
Deinen Sonnenschein und Regen
Unsern lieben Blümelein!

(Hoffmann von Fallersleben)

--

Das liest sich jetzt wie "Friede, Freude, Blümchen"-Gedichte
und das muss auch so sein, weil das Kinderlieder-Texte sind.
Herr von Fallersleben war durchaus auch in der Lage, nachdenklicher zu sein.

--

Frühlingsfeier

Zwei Leute sitzen am Tische –
Der Abend ist so schön:
Es weht wie mit Taues Frische
Herab von des Berges Höhn.

Schon träumt nach des Tages Schwüle
Die Erde von kühler Lust.
Es erwachen die mildern Gefühle
In jeder Menschenbrust.

Die Abendglocken erschallen,
Verkünden Fried' und Ruh;
Es flöten die Nachtigallen
Und die Blumen nicken dazu.

Die beiden sitzen und zanken
Sich über einen Bericht.
Es fallen ihre Gedanken
Auf etwas anderes nicht.

Da beginnen sie aufzustehen
Als triebe sie Ein Gefühl:
Herr College, wir wollen gehen!
Es wird nach gerade kühl.

(Hoffmann von Fallersleben)

--

Frühling
 

Das soll mein feinster Frühling sein!
Es leuchten tausend Sonnen,
Und hinter den Bergen
Wogen die Meere des ewigen Sommers.
Ich komme noch hin.
Ich komme mit Welten
Und lache gewaltig.
Die Berge sind hoch,
Aber rüber komm ich doch.
Tausend Sonnen beleuchten
Den wilden höckrigen Pfad.
Das soll mein feinster Frühling sein.
Das Sonnenlicht macht Alles rein.
Alte, alte Wunderwelt!

(Paul Scheerbart)

--

Und dann der Alfred ... der bringt etwas Humor ins Kalenderblatt.

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Frühling

Ein gewisser Rudolf rief:
Ich hab' viel zu viel gegessen.
Ob's bekömmlich ist sehr fraglich.
Nach so fettem Mittagessen
Fühl' ich mich recht unbehaglich.

Doch ich rülpse hübsch und rauche
Zigaretten hin und wieder.
Liegend auf dem schweren Bauche
Pieps ich lauter Frühlingslieder

Sehnsuchtsvoll wie auf der Rampe
Quietscht die Stimme aus der Kehle.
Und wie eine alte Lampe
Blakt der Wind die saure Seele.

(Alfred Lichtenstein)

--

Ein Frühlingsgedicht, das eine Kirche beschreibt und deren steinerne Gestalten.

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Und das ist Frühling

Und das ist Frühling,
wenn die schweren Nischen, wo die Apostel wohnen,
aus dem Dunkel schreiten,
wenn um die grauen, würdigen Gestalten
die Schwalben zwitschernd ihre Flügel breiten.

In weichen, warmen Wind gehüllt die Blinden
sich sonnen vor den aufgeschlagnen Türen,
auf steinernem Gewinde alter Stufen
den goldnen Flaum der jungen Pappeln spüren.

O Frühling! Süßer Frühling!

Und dann bücken sich drinnen in den schwergeschnitzten Stühlen
die jungen Menschen.
Drängend zum Gebete.

Und sind wie Blumen, die das Erdreich fühlen.

(Frida Bettingen)

--


Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.

(Heinrich Heine)

--

Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;

Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.

Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.

Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freud'gem Schrecken;
Duft'ge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.

Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz, es liebt aufs neue.

(Heinrich Heine)

--

O Frühling

O Frühling, du bist ja an allem schuld,
an all dem Jubel der Lust,
dein Lenzesatem und deine Huld,
die raubten mir Ruhe, Vernunft und Geduld;
ich hatt es ja vorher gewußt …

O Frühling, du bist ein gefährlicher Wicht,
ein toller, ein wüster Gesell;
die Locken so goldig, so glänzend, so licht,
so sonnüberflutet dein Angesicht,
die Augen so leuchtend, so hell.

O Frühling, umfang mich mit all deiner Macht,
mit all deinem Sonnenschein
und trage auf heimlichen Schwingen der Nacht
das Glück und die Liebe und alle Pracht
in meine Kammer herein …

(Else Galen-Gube)

--

Möge viel Frühling auch in Eurer Kammer sein :)).



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