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13. Dezember 2013



Croli schreibt:

Da ich keinerlei Interesse an Familienweihnachten habe,
alle anderen sich aber nur zu gern hartnäckig in ihren Familien einigeln,
erwarte ich normalerweise nicht viel von Weihnachten. Geschenke, Sonntagsessen
... und sonst vor allem Langeweile.

2012 war anders.

Am "Hl. Morgen" nach dem Frühstück findet normalerweise der letzte Kontakt zur "Außenwelt" statt:
An einige mir wichtige Leute werden die letzten (ausführlichen) Weihnachtsmails verschickt.
(Würde das lieber erst viel später am Tag machen, aber dann bestehen kaum Aussichten,
dass es noch am selben Tag gelesen wird)
Nach dem Absenden dann Aufbruch zu letzten Einkäufen.

Die erste Abweichung von der üblichen Weihnachtsöde erwartete mich, als ich zurück kam.
Vor meiner Wohnungstür standen ein kl. Päckchen + ein Briefumschlag.
Ein netter Kollege hatte sie gebracht.
Natürlich hab ich mich über das Geschenk + die Weihnachtsgrüße gefreut,
am meisten aber darüber, dass er mich noch am "Hl. Mittag" besuchen wollte.
Um die Zeit ist sonst kaum noch wer ansprechbar.
Hätte mich nur "sonst wohin" beißen können, weil ich nicht da war
und ihn nicht persönlich hatte empfangen können.

Einen wesentlichen Beitrag zu dem besonderen Hl. Abend lieferte auch das gänzlich unweihnachtliche Wetter.
Weihnachtswetter ist ja sonst immer irgendwie ungemütlich: nass oder kalt oder beides.
2012 jedoch weder noch!

In den Tagen zuvor hatte es allerdings viel geregnet.
Ein Blick auf die im Internet veröffentlichten Pegelstände sagte mir,
dass die Ruhr Hochwasser hatte in einem Ausmaß, bei dem sich Fotos lohnen.

Bei angenehmen 16°C und etwas Sonne verbrachte ich also den frühen Nachmittag
auf einer großen Brücke und machte etwas andere Bilder von "Weihnachtsbäumen" im Wasser.



Aber das sollte nicht die einzige Außenaktivität bleiben.

Mit Handtuch, 6 Blatt Backpapier + 6 Teelichtern im Gepäck hab ich meinen Freund davon überzeugt,
zum nächsten Badesee (45 km entfernt) zu fahren.
Aus dem Backpapier wurden schnell noch ein paar Papierschiffchen gebastelt,
dann ging es los.

Am See war es ein paar Grad kühler, die Sonne ging hinter dicke Wolken, und Wind kam auf.
Einige wenige Leute liefen noch dort herum.
Egal!

Ich hatte mir vorgenommen, ein Weihnachtsbad zu nehmen, und das hab ich auch getan.
Länger als ca. 2 Min. hat es natürlich nicht gedauert.
Danach war mir so warm, dass ich erst einmal eine Zeitlang im T-Shirt am See herum lief.
Kaum zu glauben, dass wir den 24.12. hatten!

Als ich mich später wieder warm eingepackt hatte, die Tageshelligkeit langsam abnahm
und die letzten Spaziergänger verschwunden waren, kam die Zeit unserer Papierboote.

Wir stellten die Teelichter hinein und setzten sie in größeren Abständen ins Wasser – in der Hoffnung,
dass wenigstens 1 oder 2 von ihnen nicht allzu schnell durchweichen, umkippen oder abbrennen würden.
Der Wind hatte wieder nachgelassen und die Richtung war günstig,
die Schiffchen wurden langsam von unserem Ufer weg getrieben.



Leider gibt es im See ein Hindernis: eine Abtrennung des Schwimmbereiches.
Erstaunlicherweise schafften es aber 3 Lichtschiffchen hinaus über eine Stelle,
wo das Seil wohl etwas durchhing.

Und vor allem: Nicht eins der Schiffchen nahm irgendwie Schaden!
Das Papier weichte auch nach längerer Zeit nicht durch, und keine Kerze kippte um.
Alle Boote trugen ihr Licht ruhig über den See.



Irgendwann wurde es dann leider doch zu kühl und wir bekamen Hunger,
so dass wir nicht mehr abwarten konnten, ob unsere Lichtfracht das andere Ufer erreichte.
Aber als wir den Ort verließen, hatten 2 Schiffchen schon 2/3 des Sees überquert
und leuchteten weit hinten in der Dunkelheit.
Trotz Hunger + Kälte konnten wir uns nur schwer von unserer schwimmenden Lichterkette trennen.



Mit diesen Bildern im Kopf hatten wir anschließend zu Hause
ein gemütliches Weihnachtsessen und eine kleine Bescherung.

--

Das war das dreizehnte Adventskalenderblatt mit
Bettinas Türenparade, Frau Jeschkes Adventsgeschenk, Elfis Tütensternen,
dem schinkelschen Segenswunsch und Crolis Weihnachtsgeschichte.
 



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