Gerti schreibt:

Es war 1964, ich war damals noch jung und war nicht unbedingt sehr sesshaft,
es zog mich immer wieder von zu Hause fort.
Da es zu der Zeit einfach war überall Arbeit zu finden,
habe ich das ausgenutzt und habe Saisonarbeiten angenommen,
auf diese Weise war ich mal im Norden, mal im Süden von Deutschland.

1964 hatte ich den Sommer auf einer Insel im Norden verbracht,
ein herrlicher Sommer, den ich fast ausschließlich am Strand verbrachte,
denn ich verdiente mein Geld als Strandfotografin,
damals noch ein recht einträglicher Job, wenn man fleißig war.

Für den Winter hatte ich mich nun mal für die Berge entschieden,
da ich aber nicht unbedingt Skiläufer bin, konnte ich im "Kleinen Walsertal" in einem Fotolabor arbeiten,
denn das war mal mein erlernter Beruf.

Ich sollte dort zum 1. Dezember eintrudeln,
Zimmer wurden meist gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung gestellt.

Ich setzte mich also mal wieder in den Zug,
hier war es grau und trüb, sowieso nicht einladend.

Im Zug, ein Liegewagenplatz, also für mich zwar liegen, aber wenig Schlaf,
so war ich dann auch wach, als der Zug in Augsburg längere Zeit hielt ... ich schaute
mal aus dem Fenster und ... siehe da, es schneite, ich konnte es kaum fassen.

Nun, es schneite weiter und immer weiter, wir kamen an, es schneite weiter,
so viel Schnee hatte ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen.

Ich hatte einen netten Chef, nette Kollegen und die Arbeit im Labor machte auch mal wieder Spaß.

Es war aber mein erstes Weihnachtsfest, dass ich nicht zu Hause verbrachte,
aber es wurde schöner, als ich jemals für möglich gehalten hatte,
denn die Familie meines Chefs lud mich und noch eine Kollegin zum Heiligabend ein.

Eine richtige Bauernstube empfing uns, mit einem herrlichen Tannenbaum,
ja und Kindern und einer lieben Familie, ein riesiger Kachelofen mit Ofenbank in der Ecke,
einem schönen Weihnachtsessen, sogar ein kleines Geschenk bekamen wir.

Später gingen wir dann noch zur Christmette,
durch tiefen Schnee mussten wir, denn es schneite immer noch, zur Kirche.
 Die Kirche liegt mitten im Dorf, noch mit einem alten Kirchhof davor,
alle Gräber waren beleuchtet, es sah wunderbar aus.

Ich werde diesen Heiligabend nie vergessen.


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