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Es war 1982 unser erstes
Weihnachten alleine,
mein Mann hatte es sich von heute auf morgen anders überlegt
und fand die Ehe nach 15 Jahren nicht mehr wert, sie weiter zu führen.
Ich weiß nicht so recht warum, aber er kam halt einfach nicht mehr heim,
wie das Lied: "Ich war noch niemals in New York" ... .
Meine Tochter (13 Jahre) und ich waren nun alleine, leider hatte ich wirklich
kein Geld um Geschenke zu kaufen,
ich arbeitete halbtags und konnte gerade so die Wohnung und Nebenkosten
bezahlen.
Ich habe mit ihr schon vorher darüber gesprochen, das es heuer keine Geschenke
gäbe,
wir wollten uns dann gegenseitig etwas basteln.
Nun ging es an das Abendessen für den heiligen Abend,
da entschieden wir uns für 1 Paar Wiener-Würstel mit Kartoffelsalat.
Alles soweit geregelt ... der Abend kam und es schneite so schön.
Wir überlegten dann was wir tun wollten, einen Weihnachtsbaum so wie früher
wollten wir nicht,
etwas für den Advent hatte ich im Wohnzimmer geschmückt.
So dort sitzen war uns irgendwie "unheimlich",
so hatten wir beschlossen wir gehen einfach etwas spazieren.
Gesagt getan, wir zogen unsere Wintersachen an und stapften dann in unseren
Wald,
gegen 17 Uhr waren wir dort, es war schon dunkel, wir gewöhnten uns an die
Dunkelheit, der Mond leuchtete schön.
So fanden wir unseren Weg und liefen den entlang, dann den nächsten quer ... wir
kamen
sehr tief in diesen verschneiten Wald und je weiter wir liefen, je ruhiger
wurden wir.
Erst unterhielten wir uns noch, redeten über alle möglichen Dinge,
Fragen beantwortete ich, aber mit der Zeit wurden wir stiller hörten nur auf die
Geräusche,
die so ein Wald hat, wir liefen und liefen.
Nach 3 Stunden wurden wir dann schon etwas müde und begaben uns auf den Rückweg,
wir hatten Glück denn wir sind irgendwie im Kreis gelaufen, so dass wir schneller
zu Hause waren,
nach 30 Minuten kamen wir wieder aus dem Wald raus und sahen schon den Ort.
Kurz drauf dann in die warme Wohnung, war das schön ... wir waren so wohlig müde
und zufrieden.
Eigentlich hätte es ja nun die Wienerle mit Salat gegeben,
die wollten wir dann beide nicht mehr essen, sondern wir wollten nur noch ins
Bett gehen und schlafen.
Das haben wir dann auch getan.
Am nächsten Morgen kam meine Tochter an mein Bett und weckte mich, sie sagte
mir:
"Du Mama, das gestern war der schönste Heilige Abend, den ich je erlebt habe".
Das hat mich enorm berührt und gefreut, weil ich ja schon ein schlechtes
Gewissen hatte,
ihr kein Geschenk kaufen zu können.
Auch wenn diese Umstände damals schlimm waren, glücklich waren wir auch.
So einen Heiligen Abend haben wir nicht mehr erlebt, die folgenden waren dann
wieder "normal".
~**~
Das war das zweite Türchen mit dem
Sehnsuchtsgefühl, dem Adventsfenster,
der nun leeren Fensterbank, dem Schüttelelch, den Lesezeichensternen,
der Mitback-Aktion (auch *schüttel* ;)) ) und dem Heiligen Abend im Wald.
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