Home

18. Dezember 2014



Ich bin in Venezuela geboren und aufgewachsen und lebe seit 1969 in der Nähe von München.
Meine Eltern waren Deutsche.
So haben wir daheim das Weihnachtsfest ganz deutsch gefeiert:
im Gottesdienst der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Caracas,
und dann daheim mit Plätzchen, Weihnachtsbaum mit echten Kerzen (die sich bei großer Hitze bogen),
"Stille Nacht, Heilige Nacht" und "O du fröhliche".

Aber auch venezolanische Besonderheiten haben bei uns Einzug gehalten,
so etwa "Hallaca", das traditionelle weihnachtliche Gericht,
dessen Zubereitung ich im folgenden schildern möchte:

In jeder Familie gibt es eine Person, die die Zubereitung kennt
und diejenigen anleitet, die bei der Herstellung helfen.
Für die Hallaca wird ein Teig aus Mais, Wasser, Hühnerbrühe
und Onoto (venezolanische Pflanze) hergestellt,
dies gibt den typischen Geschmack und die Farbe.

Dann breitet man den Teig auf Bananenblättern aus, die mit Onoto-Öl eingerieben sind.

Fotos: Libny de Romero - Lizenz: CC by 3.0



Nebenbei kocht man Fleisch vom Rind, Schwein, Huhn oder Truthahn für die Füllung
(auch vegetarische Hallacas kommen in Mode).
Es kommen Paprikastücke, Zwiebeln, Tomaten dazu.
Diese Füllung wird auf den rechteckigen Maisteig gegeben und mit den Bananenblättern eingeschlagen,
man bindet sie zu ...

Fotos: Libny de Romero - Lizenz: CC by 3.0


... und kocht sie in Wasser.

So sehen frisch gekochte Hallacas aus:

Fotos: jlastras - Lizenz: CC by 3.0


Sie lassen sich gut im Kühlschrank aufbewahren und bei Bedarf in heißem Wasser wieder erhitzen.
Vor dem Servieren werden sie natürlich aus den Bananenblättern ausgepackt:

Fotos: Jaimeluisgg - Lizenz: CC by 3.0



Dem Teig und der Füllung gibt jede Familie einen eigenen Geschmack.
Auch in jeder Region Venezuelas schmecken die Hallacas anders:
In Caracas und in der Mitte des Landes sind sie süßlich, mit Mandeln, Oliven, Kapern und Soße in der Füllung.
In den Anden enthalten sie Kichererbsen und sind trockener.
In den Llanos, den großen Ebenen im Herzen Venezuelas, bevorzugt man sie scharf.
Im Osten des Landes gibt man Kartoffeln und Eier dazu.

Aber überall werden zu Weihnachten Hallacas gegessen.
Leider ist es in den letzten Jahren aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Lage im Land
schwierig geworden, die Zutaten zu bekommen, da viele Produkte entweder
nicht mehr hergestellt oder nicht importiert werden dürfen.

~**~

Das war das achtzehnte Türchen mit dem kleinen Flackerlicht, der roten Christbaumkugel,
dem Rundflug, der Adventskugel, dem Türkranz mit dem alles begann,
dem Kitsch-Elch, den Schwibbögen und Hallaca.



zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite

Kalenderblatt-Archiv