Beatenr erzählt:
Wir wollten am Baldeneysee spazieren gehen, gingen über die lange
Fußgänger-Brücke nach Kupferdreh.
Tiefhängende Wolken, es nieselte kalt, der Wind kroch die Mantelärmel hoch.
Am See klatschten die Wellen ans Ufer, Enten flüchteten - da pfiff es in der
Ferne,
drei runde Lichter leuchteten und verschwanden, weiße Wolken dampften zum Himmel
...
... am See fuhr die Museumseisenbahn zwischen Bäumen hoch am Ufer in unsere
Richtung.
Langsam, hielt hier und da, kam näher und stoppte am Hang, hinter Zaun und
Gebüsch.
Wir kletterten hinauf und guckten sehnsuchtsvoll durch den Zaun.
Viele Waggons, festlich beleuchtet, mit Tannenzweigen geschmückt,
Kinder guckten heraus und auch Erwachsene.
Jetzt fuhr sie langsam wieder los.
Magisch angezogen gingen wir auf dem Pfad am See hinterher, immer schneller
zurück,
manchmal verloren wir sie aus den Augen, hören konnten wir sie.
Sie fuhr nach Kupferdreh, wir entdeckten den kleinen Bahnhof und Kinder mit
Eltern und Großeltern,
die ausstiegen, und Kinder, Eltern und Großeltern, die in einer langen Schlange
auf die nächste Fahrt warteten.
Alles ausverkauft, seit Wochen schon, hörten wir, und: schon Anmeldungen für
nächstes Jahr.
Ich fand den Zugführer, der den Zug entlanglief und einen Sack hinter sich
hertrug.
Er prüfte seine lange Anmeldeliste - ein Paar hatte abgesagt - wir bekamen zwei
Karten!
Schon saßen wir in dem Zug, die Dampflok pfiff, tufftufftuff, der Rauch roch wie
früher
und bald sahen wir auf die Strecke herunter, auf der wir eben noch mit
sehnsuchtsvollen Augen
nach oben geschaut hatten, sahen über den See, die Lichter glänzten von der
anderen Seite.
Ein Ziehharmonikaspieler ging durch die Waggons, Liedblätter wurden verteilt
und wir sangen Advents- und Weihnachtslieder, am lautesten: In der
Weihnachtsbäckerei ...
An der nächsten Haltestelle stiegen Nikolaus und Knecht Ruprecht zu.
Ich duckte mich in meine Ecke – vor Knecht Ruprecht hab ich Respekt.
Der ist nicht schlimm, sagte Nikolaus, als Kinder anfingen zu weinen ... der
trägt nur den Sack mit den Geschenken.
1700 Tüten haben sie gepackt in den letzten Tagen für alle Fahrten, erzählte
eine Frau.
Wir tranken heißen Kaffee.
Später konnten wir an der Umkehrstelle auf den Bahnsteig hinausklettern,
im Dunklen, die Schuhe versanken im Herbstlaub, eine ganz eigenartig-wunderbare
Stimmung.
Tufftufftuff zurück zum Bahnhof - wieder wartete eine Menschenmenge,
jetzt zur letzten Fahrt des Tages.
Wir wanderten im Dunkeln über die spärlich beleuchtet Brücke zurück und waren
ganz verzaubert.
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