Lieschen erzählt:

Also ... ich war 1951 im Kindergarten und 4 3/4 Jahre alt.
Unsere geliebte Sr. Zenta hatte vor mit uns ein Weihnachts-Theater ein zu studieren.
Alle waren mit Begeisterung dabei.
Wir sollten Sterne und Engelchen sein und dem Christuskind etwas vorspielen.

Das Kind in der Krippe war der kleine Bruder von meiner Freundin,
der wurde da hinein gelegt, der war auch brav.

Wir studierten alles ein, die Gedichte und Lieder, alles noch mit normaler Kleidung.
Dann kam die Generalprobe, dazu sollten alle in weißen langen Kleidern oder Nachthemden kommen.

Ich musste mein Nachthemdchen anziehen, es war neu genäht von meiner Mutter,
allerdings nicht weiß, aus Geldmangel hat sie den billigeren weißen Untergrund,
aber mit Blümchen, gekauft (ich sollte das Nachthemd ja später noch benützen).

Zu Hause gefiel mir das Nachthemd noch ... aber als ich dann alle anderen Kinder sah,
wie die so schöne weiße Hemdchen an hatten, da fing ich an zu streiken,
ich wollte nicht mehr mit machen, habe geheult und gestrampelt.
Ich war wütend und missgelaunt (so wurde es mir später noch erzählt).
Ich selber fand mich nicht so schön wie die andern und war halt enttäuscht.

Fast wäre die Generalprobe gescheitert, aber da kam meine Sr. Zenta, unsere Kindergärtnerin,
sie gab mir ein Glöckchen und erklärte mir, dass nur Sternchen und Engelchen, die ein geblümtes Hemdchen hätten,
dieses Glöckchen bekämen, damit die nun ganz schön läuten könnten.

Ich schluchzte noch ein wenig und dann strahlte ich und habe mit Begeisterung mitgesungen und gespielt.
Ich weiß heute noch, wie es sich angefühlt hat, glücklich zu sein.

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