Home

18. Dezember 2017

Wir steigen noch mal in einen Zug ... denn ich habe noch eine Zuggeschichte für Euch:



BeateNr erzählt:

Ein besonderer Heilig Abend ... vor vielen Jahren, als meine Wahlgroßmutter,
eine alte Dame, die ich sehr liebte, noch lebte, sind wir, mein Mann und ich,
einige Male an Weihnachten aus dem Ruhrgebiet zu ihr nach Stuttgart gereist.

An einen Heiligabend erinnere ich mich noch besonders.

Wir sind morgens mit dem Zug nach Stuttgart, dann mit dem Bus auf die Fildern gefahren.
Dort wohnte sie in einer kleinen Sozialwohnung in einem ärmlichen Haus
mit vielen ähnlichen Wohnungen nahe am Wald.
Damals war sie schon fest bettlägerig.

Zum Kaffeetrinken kamen auch die drei Nachbarinnen, die sie versorgten.
Die eine aus der Nachbarschaft war ihre Betreuerin, die alles für sie organisierte,
die anderen beiden wohnten auf dem gleichen Flur und kochten und pflegten sie für kleines Geld.

Wir kannten uns schon lange, standen und saßen um ihr Bett,
sangen Weihnachtslieder und erzählten von alten und neuen Zeiten.

Sie lag im Bett und hörte zu, manchmal schloss sie die Augen,
ihr Gesicht war entspannt und manchmal lächelte sie.

Um sechs Uhr abends verabschiedeten wir uns und nahmen wieder den Bus ins Tal,
er war voller Menschen, festlich angezogen und mit Geschenken bepackt,
die irgendwohin fuhren, nach Hause oder zu ihren Lieben.

Es war eine ganz besondere Stimmung.

Um sieben Uhr bestiegen wir den Zug nach Norden, zurück nach Hause.
Wir waren alleine in einem großen Wagen, hatten ein Fläschchen Sekt dabei
und Erdnüsse, Salzstangen und Plätzchen.

So feierten wir ganz für uns den Heiligabend, gingen hin und her durch das Abteil,
um an beiden Seiten zu den Fenstern hinaus zu schauen, flogen durch die Nacht, durch Deutschland.

Am Rhein entlang spiegelten sich die kleinen Städtchen mit ihrer Weihnachtsbeleuchtung im Wasser,
in den Häusern sahen wir Weihnachtsbäume glitzern. Manchmal, wenn der Zug langsamer
an Häusern vorbeifuhr, konnten wir Menschen im Weihnachtszimmer sehen,
bei Gabentischen oder an festlichen gedeckten Esstischen.

Schreibend kann ich die Stimmung kaum wiedergeben - der Heiligabend fand in unseren Herzen statt.

Gegen Mitternacht kamen wir in Dortmund an und nahmen die S-Bahn nach Hause,
voller feier-erschöpfter Menschen, bepackt mit Geschenken in Tüten und Taschen.

Müde stiegen wir die vielen Treppen zu unserer Wohnung hinauf und schliefen erfüllt,
tief und fest in den Morgen des ersten Weihnachtstages hinein.


~**~

Unter der Kommentarfunktion gibt es Musik ... und ich freue mich so richtig,
wenn ich mal wieder ein schönes, aber unbekanntes Weihnachtslied gefunden habe.
Und dann noch phantastisch gesungen vom Männerquartett Bergstraße.

~**~

Das war das achtzehnte Türchen mit den Sternen, den Bildgedanken, der Reise zur Bergparade,
dem Interview mit doro-thea, den gebackenen Streichhölzer und Heiligabend im Zug.
 

    

zurück zur Kalenderblatt-Hauptseite

Kalenderblatt-Archiv