Gerti erzählt:
Weihnachten 1945 ... ich war 7 Jahre alt, wir lebten in einem Dorf, weil wir
ausgebombt waren.
Zum Glück hatten die Grosseltern in diesem Dorf ein Haus mit einem großen
Garten,
sie selbst wohnten schon lange dort.
Meine Mutter, mein Bruder und ich konnten dort unterkriechen.
Uns ging es dort relativ gut, der Garten versorgte uns,
dank der unermüdlichen Arbeit meiner Grosseltern und unserer Mutter.
Unser Vater war leider in russischer Gefangenschaft.
Zu Essen hatten wir eigentlich dadurch immer genug, aber trotzdem fehlte es
doch an manchen Dingen, so hatten wir z.B. keine Kerzen für den Weihnachtsbaum.
Meine Mutter hatte zwar immer die Wachsreste von irgendwelchen Kerzen
aufgehoben,
aber davon hatten wir noch keine Kerzen.
Aber sie hatte eine Idee.
Ein Onkel (er war Dreher) hatte mir mal einen kleinen Herd gemacht, mit einem
kleinen Schornstein dran,
den konnte man abnehmen, also ein dünnes kleines Rohr, etwa so dick wie eine
Weihnachtskerze.
Gedacht, getan, aus Baumwollresten, als Docht, wurden Weihnachtskerzen aus
Wachsresten gegossen.
Die hatten wir nun, wunderbar.
Dann eines Abends, es war kalt, der Schnee lag hoch,
wir Kinder hatten den ganzen Nachmittag gerodelt
und saßen nun am Abend zusammen vor unserem schönen warmen Bullerofen ...
... da klopft es plötzlich an die Tür !!
Wer war das ?
Keiner von uns erwartete noch jemand !
Die Tür wurde geöffnet ... draußen stand ein Mann, krank, mit zerrissener
Kleidung.
Ich erkannte ihn zuerst ... es war mein Vater.
Weil er so krank war, wurde er aus der Armee entlassen.
Ihr könnt mir glauben, dass das unser schönstes Weihnachtsfest war.
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