Gerlinde
erzählt:
Es war vor dem Advent 1973, da hatte meine Schwester die Idee,
ihrem Patenkind (im Sommer geboren) einen Adventskalender zu schenken.
Die Gefüllten gab es noch nicht zu kaufen, und die kleinen Bildchen-Kalender
waren nichts für so ein kleines Kind.
Also nahm sie ein Stück Stoff (ca. 100 x 60 cm), Leder- und Filzreste, Stickgarn
und Schlüsselringe
und entwarf und verarbeitete alles zu einem Adventskalender.
Für jeden Tag einen Schlüsselring, an dem ein kleines Päckchen hing.
Der Kalender machte mehr Arbeit als gedacht - und wurde in 1973 nicht fertig.
Das war ja auch nicht weiter schlimm!
Meine Schwester war vorausschauend, deshalb arbeitete sie weiter - es würde ja
1974 wieder Advent werden!
Aber sie arbeitete für den 6. und 24. gleich einen zweiten Schlüsselring dazu,
denn im Sommer 1974 würde ihr Patenkind ein Geschwisterchen bekommen.
Wir haben uns sehr gefreut, als wir diesen schönen und praktischen Kalender zum
Advent 1974 bekamen.
1973 waren übrigens die Adventssonntage genau wie in diesem Jahr - am 2., 9.,
16. und 23. Dezember.
Also hatte meine Schwester die entsprechenden Ziffern zu den Advents-Kerzen
gestickt,
das ging 1974 nicht ganz auf, war aber nicht weiter schlimm.
In den folgenden Jahren mussten wir immer mal wieder an dem Kalender arbeiten:
1975 war der 1. Advent am 30.11. - also stickten wir eine 30 und befestigten
einen Schlüsselring.
1976 kam zu den zwei Schwestern ein drittes Schwesterchen - also am 6. und 24.
ein weiterer Schlüsselring
für ein kleines Päckchen, und für den 1. Advent am 28.11. und für den 29.11. die
Ziffern und Schlüsselringe dazu.
Wir waren jetzt für alle Eventualitäten gesichert - dachten wir.
Aber es kamen auch 1980 und 1988 noch Schlüsselringe dazu, weil sich der
Geschwisterkreis vergrößerte.
Ich habe im Laufe der Zeit kleine Beutelchen genäht und bestickt,
in denen klitzekleine Kleinigkeiten für fünf Geschwister Platz fanden.
Und jedes Jahr konnte man an der 6 oder der 24 erkennen,
wie viele unserer Kinder an diesem Tag daheim sein würden.
Nach 1995 waren am 6.12. meist nur noch zwei Schlüsselringe belegt,
und ab 1996 war auch um die 24 mehr Platz.
1997 ist unser erstes Enkelkind geboren, dem ein Jahr später das zweite folgte.
Die Großmutter in mir meinte, ich könnte mich, nach denen für meine Patenkinder,
mal wieder an einem Adventskalender versuchen!
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernend, sollte der Kalender am 27.11.
beginnen können.
Und jeder Adventssonntag sollte an der Anzahl Kerzen zu erkennen sein -
unabhängig von der Ziffer.
Sozusagen ein Extra-Bonus für den Sonntag.
Es lag noch genügend Aida-Handarbeitsstoff da, Stickgarn, Schlüsselringe,
die beiden kleinen Jungs haben sich über das Ergebnis gefreut.
Als die beiden älter waren, landete der Kalender wieder bei mir
und wurde an unseren jüngsten Enkel weitergegeben.
Der ist inzwischen ein großer Junge und hatte die Idee,
in diesem Jahr "seinen" Adventskalender für die Mutti zu füllen.
Ein bissl habe ich mitgeholfen und dann hingen wieder Päckchen am Kalender:
Ich verrate nicht, was er da alles in die Päckchen reingepackt hat.
Denn manchmal guckt seine Mama auch in den Seelenfarben-Kalender, wenn es ihre
Zeit erlaubt.
Was mich besonders berührt hat - der Enkel wird 13 Jahre alt
und hatte ganz allein die Idee, seine Mutti so zu überraschen.
Da brauchte sie, als sie das gehört hat, schon ein Taschentuch!
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